Vatikanum II: Der Priester steht auf Seiten Christi, des Hauptes

Das Zweite Vatikanische Konzil sieht den Priester im RĂŒckgriff auf das Konzil von Trient von den seinsmĂ€ĂŸigen (ontischen) Voraussetzungen seiner geistlichen Vollmacht, also der Weihe und dem Weihecharakter. Von hieraus ergibt sich seine missionarische Sendung zur VerkĂŒndigung und Heiligung des Volkes Gottes. Artikel 2 von „Presbyterorum Ordinis".
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 16. Januar 2016 um 11:59 Uhr
Alte Messe in St. Leonhard, Leonberg i.d. Oberpfalz

Einleitung von Gero P. Weishaupt:

Bevor die KonzilsvĂ€ter im Dekret Presbyterorum Ordinis praktische Weisungen fĂŒr Leben und Dienst des Priesters geben, bieten sie ausgehend von den theologischen Aussagen ĂŒber das Priestertum in Lumen Gentium 28 im gegenstĂ€ndlichen zweiten einleitenden Artikel des Dekretes eine zusammenfassende Theologie des Priestertums. Dabei wird wie schon in Lumen Gentium außer auf biblische Stelle, die KirchenvĂ€ter (hier Augustinus) und Quellentexte der Liturgie vor allem auf das Konzil von Trient verwiesen, womit wiederum der Bezug des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Tradition der Kirche erkennbar wird.

Ein priesterliches Volk

Der relativ umfangreiche zweite Artikel mit seiner Theologie des Priestertums ist in fĂŒnf Abschnitten unterteilt. ZunĂ€chst wird darauf hingewiesen, dass der ganzen Kirche als dem mystischen Leib Christi die Geistsalbung Christi eigen ist. Durch diese am Pfingstfest in Jerusalem empfangene Geistsalbung sind alle GlĂ€ubige kraft ihrer Taufe eine heilige und königliche Priesterschaft. In der Teilhabe am (allgemeinen) Priestertum bringen die Getauften „geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkĂŒnden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“ (vgl. 1 Petr 2, 5 und 9; 3, 15).

Unterschiede

Wie jeder Leib besteht auch der mystische Leib Christi aus verschiedenen Gliedern, die in ihrer jeweiligen Unterschiedenheit in ihrer Wechselwirkung und Bezogenheit auf einander mit je eigenen FÀhigkeiten zum Aufbau des Leibes beitragen. Darum verrichten nicht alle Glieder denselben Dienst (Röm, 12, 4), lehren die KonzilsvÀter, es gibt aufgrund von Berufung und Sendung Unterschiede in der Kirche.

Durch die Weihe werden die Priester Christus, dem Haupt, gleichförmig

Zur Darbringung des (eucharistischen) Opfers und zum Nachlass der SĂŒnden der Glieder des mystischen Leibes werden einige der GlĂ€ubigen durch eine besondere Weihe Christus in besonderer Weise gleichgestaltet, um „das priesterliche Amt öffentlich vor den Menschen in Christi Namen (zu) verwalten“. Darum hat Christus das Apostel bzw. Bischofsamt eingerichtet. In untergeordnetem Rang nehmen die Priester am Dienstamt der Bischofe teil, deren Mitarbeiter sie sind. Die Priester sind aufgrund von Weihe und Sendung aufs engste mit dem Bischofsamt verbunden, daher nehmen sie an der Vollmacht teil, „mit der Christus selbst seinen Leib auferbaut, heiligt und leitet“.

Zur Teilhabe an dieser Vollmacht empfangen die Priester bei ihrer Weihe ein besonderes PrĂ€gemal (speciali charactere signantur). Die Weihe macht sie dem Priester Christus gleichförmig und befĂ€higt sie, in der Person des Hauptes Christi (in persona Christi Capitis) zu handeln. „Damit wird der Priester bewußt aus der Schar der ĂŒbrigen GlĂ€ubigen herausgehoben; er ist Glied der hierarchischen Kirche – teilnehmend an Weihe und Sendung des Bischofs, wenn auch immer diesem untergeordnet und in der AusĂŒbung seines Amtes abhĂ€ngig -, und als solches steht er auf seiten Christi des Hauptes: der Kirche, den GlĂ€ubigen gegenĂŒber“ (Friedrich Wulf, in: LThK, Erg. III, Freiburg 1968, 149).

Das Zweite Vatikanische Konzil sieht den Priester also im RĂŒckgriff auf das Konzil von Trient von den seinsmĂ€ĂŸigen Voraussetzungen seiner geistlichen Vollmacht, also der Weihe und dem Weihecharakter. Von hieraus ergibt sich seine missionarische Sendung zur VerkĂŒndigung und Heiligung des Volkes Gottes.

Ziel des priesterlichen Dienstes: die Verherrlichung Gottes

Die Weihegnade wird den Priestern fĂŒr den Dienst an den GlĂ€ubigen gegeben. Ihre Aufgabe ist die VerkĂŒndigung des Evangeliums, damit das so geheiligte Volk Gottes „sich selbst als `lebendiges, heiliges, Gott wohlgefĂ€lliges Opfer` (Röm 12, 1)“ darbringt. „Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der GlĂ€ubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das sie mit ihren HĂ€nden im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise darbringen, bis der Herr selbst kommt“ (PO 2). Darin sehen die KonzilsvĂ€ter Sinnd und Zweck des Priestertums. Ihr Dienst schöpft seine Kraft aus dem Opfer Christi. Mit einem Zitat des heiligen Augustinus verdeutlichen sie, wodurch der priesterliche Dienst zur Vollendung gelangt: durch die Darbringung der „ganze(n) erlöste(n) Gemeinde“ „als allumfassendes Opfer“ durch Christus, den Hohepriester. Letztlich zielt der Dienst der Priesters auf die Verherrlichung Gottes, die darin besteht, „dass die Menschen die in Christus vollendete Tat Gottes bewußt, frei und dankbar annehmen und in ihrem ganzen Leben kundtun“ (PO, 2).

Text von Artikel 2 Presbyterorum Ordinis. Deutsch – Latein

Jesus der Herr, „den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat“ (Joh 10,36), gibt seinem ganzen mystischen Leib Anteil an der Geistsalbung, mit der er gesalbt worden ist. In ihm werden nĂ€mlich alle GlĂ€ubigen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft, bringen geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkĂŒnden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Es gibt darum kein Glied, das nicht Anteil an der Sendung des ganzen Leibes hĂ€tte; jedes muß vielmehr Jesus in seinem Herzen heilighalten und durch den Geist der VerkĂŒndigung Zeugnis von Jesus ablegen.

Damit die GlĂ€ubigen zu einem Leib, in dem „nicht alle Glieder denselben Dienst verrichten“ (Röm 12,4), zusammenwachsen, hat der gleiche Herr einige von ihnen zu amtlichen Dienern eingesetzt. Sie sollten in der Gemeinde der GlĂ€ubigen heilige Weihevollmacht besitzen zur Darbringung des Opfers und zur Nachlassung der SĂŒnden und das priesterliche Amt öffentlich vor den Menschen in Christi Namen verwalten. Daher hat Christus die Apostel gesandt, wie er selbst vom Vater gesandt war und durch die Apostel den Bischöfen als deren Nachfolgern Anteil an seiner Weihe und Sendung gegeben. Ihr Dienstamt ist in untergeordnetem Rang den Priestern ĂŒbertragen worden; als Glieder des Priesterstandes sollten sie, in der rechten ErfĂŒllung der ihnen von Christus anvertrauten Sendung, Mitarbeiter des Bischofsstandes sein.

Da das Amt der Priester dem Bischofsstand verbunden ist, nimmt es an der Vollmacht teil, mit der Christus selbst seinen Leib auferbaut, heiligt und leitet. Darum setzt das Priestertum der Amtspriester zwar die christlichen Grundsakramente voraus, wird aber durch ein eigenes Sakrament ĂŒbertragen. Dieses zeichnet die Priester durch die Salbung des Heiligen Geistes mit einem besonderen PrĂ€gemal und macht sie auf diese Weise dem Priester Christus gleichförmig, so daß sie in der Person des Hauptes Christus handeln können.

Da die Priester fĂŒr ihren Teil am Amt der Apostel teilnehmen, wird ihnen von Gott die Gnade verliehen, Diener Jesu Christi unter den Völkern zu sein, die das heilige Amt des Evangeliums verwalten, damit die Völker eine wohlgefĂ€llige und im Heiligen Geist geheiligte Opfergabe werden. Durch die apostolische Botschaft des Evangeliums nĂ€mlich wird das Volk Gottes zur Einheit berufen, so daß alle, die zu diesem Volk gehören, im Heiligen Geist geheiligt sind und sich selbst als „lebendiges, heiliges, Gott wohlgefĂ€lliges Opfer“ (Röm 12,1) darbringen. Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der GlĂ€ubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das sie mit ihren HĂ€nden im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise darbringen, bis der Herr selbst kommt. Darauf zielt das Dienstamt der Priester, und darin findet es seine Vollendung. Denn ihr Dienst, der in der VerkĂŒndigung des Evangeliums seinen Anfang nimmt, schöpft seine ganze Kraft aus dem Opfer Christi. So soll durch ihn „die ganze erlöste Gemeinde, die Versammlung und Gemeinschaft der Heiligen, durch den Hohenpriester als allumfassendes Opfer Gott dargebracht werden, durch ihn, der auch sich selbst in seinem Leiden fĂŒr uns dargebracht hat, damit wir der Leib des so erhabenen Hauptes wĂ€ren“ (Augustinus, De Civitate Dei X, 6). Das Ziel also, auf das Dienst und Leben der Priester ausgerichtet sind, ist die Verherrlichung Gottes des Vaters in Christus. Diese Verherrlichung besteht darin, daß die Menschen die in Christus vollendete Tat Gottes bewußt, frei und dankbar annehmen und in ihrem ganzen Leben kundtun. Ob die Priester sich darum dem Gebet und der Anbetung hingeben, ob sie das Wort verkĂŒnden, das eucharistische Opfer darbringen und die ĂŒbrigen Sakramente verwalten oder den Menschen auf andere Weise dienen, immer fördern sie die Ehre Gottes und das Wachstum des göttlichen Lebens im Menschen. All dies entströmt dem Pascha Christi des Herrn und erfĂ€hrt seine Vollendung bei dessen glorreicher Ankunft, wenn er selbst das Reich Gott dem Vater ĂŒbergeben hat.

Dominus Iesus, «quem Pater sanctificavit et misit in mundum» (Io. 10, 36), unctionis Spiritus qua unctus est totum Corpus suum mysticum particeps reddit: in eo enim omnes fideles sanctum et regale sacerdotium efficiuntur, spirituales offerunt hostias Deo per Iesum Christum, et virtutes annuntiant Eius, qui de tenebris eos vocavit in admirabile lumen suum. Nullum ergo datur membrum quod in missione totius Corporis partem non habeat, sed unumquodque sanctificare debet Iesum in corde suo, et spiritu prophetiae testimonium de Iesu reddere.

Idem vero Dominus, inter fideles, ut in unum coalescerent corpus, in quo «omnia membra non eundem actum habent» (Rom. 12, 4), quosdam instituit ministros, qui, in societate fidelium, sacra Ordinis potestate pollerent Sacrificium offerendi et peccata remittendi, atque sacerdotali officio publice pro hominibus nomine Christi fungerentur. Itaque, missis Apostolis sicut Ipse missus erat a Patre, Christus, per ipsos Apostolos, consecrationis missionisque suae participes effecit eorum successores, Episcopos, quorum munus ministerii, subordinato gradu, Presbyteris traditum est, ut in Ordine presbyteratus constituti, ad rite explendam missionem apostolicam a Christo concreditam, Ordinis episcopalis essent cooperatores.

Officium Presbyterorum, utpote Ordini episcopali coniunctum, participat auctoritatem qua Christus Ipse Corpus suum exstruit, sanctificat et regit. Quare sacerdotium Presbyterorum initiationis christianae Sacramenta quidem supponit, peculiari tamen illo Sacramento confertur, quo Presbyteri, unctione Spiritus Sancti, speciali charactere signantur et sic Christo Sacerdoti configurantur, ita ut in persona Christi Capitis agere valeant.

Munus Apostolorum cum pro sua parte participent, Presbyteris gratia datur a Deo ut sint ministri Christi Iesu in gentibus, sacro Evangelii munere fungentes, ut fiat oblatio gentium accepta, sanctificata in Spiritu Sancto. Per Evangelii enim apostolicum nuntium convocatur et congregatur Populus Dei, ita ut omnes ad hunc Populum pertinentes, sanctificati cum sint Spiritu Sancto, seipsos offerant «hostiam viventem, sanctam, Deo placentem» (Rom. 12, 1). Per Presbyterorum autem ministerium sacrificium spirituale fidelium consummatur in unione cum sacrificio Christi, unici Mediatoris, quod per manus eorum, nomine totius Ecclesiae, in Eucharistia incruente et sacramentaliter offertur, donec Ipse Dominus veniat. Ad hoc tendit atque in hoc consummatur Presbyterorum ministerium. Eorum enim ministratio, quae ab evangelico nuntio incipit, e Sacrificio Christi suam vim et virtutem haurit, atque eo tendit ut «tota ipsa redempta civitas, hoc est congregatio societasque sanctorum, universale sacrificium offeratur Deo per Sacerdotem Magnum, qui etiam se ipsum obtulit in Passione pro nobis, ut tanti Capitis corpus essemus».

Finis igitur quem ministerio atque vita persequuntur Presbyteri est gloria Dei Patris in Christo procuranda. Quae gloria in eo est quod homines opus Dei in Christo perfectum conscie, libere atque grate accipiunt, illudque in tota vita sua manifestant. Presbyteri itaque, sive orationi et adorationi vacent, sive verbum praedicent, sive Eucharisticum Sacrificium offerant et cetera Sacramenta administrent, sive alia pro hominibus exerceant ministeria, conferunt cum ad gloriam Dei augendam tum ad homines in vita divina provehendos. Quae omnia, dum ex Paschate Christi manant, in glorioso Eiusdem Domini adventu consummabuntur, cum Ipse tradiderit Regnum Deo et Patri.

Foto: Hl. Messe in St. Leonhard in Leonberg – Bildquelle: Doris Bayer

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