Zum Tode des emeritierten Papstes

Benedikt XVI./Joseph Ratzinger im Alter von 95 Jahren heimgegangen. - Ein Beitrag von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 31. Dezember 2022 um 15:00 Uhr

Zum Ausklang des bürgerlichen Jahres 2022 erreicht die Welt die Nachricht, dass Papst Benedikt XVI., der die Kirche von 2005 bis 2013 als Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus und Stellvertreter Christi auf Erden regiert hat, heute um 9:34 Uhr von Gott in die Ewigkeit abberufen worden ist. Ab dem 2. Januar 2023 wird der Leichnam in der Peterskirche in Rom aufgebahrt sein, so dass die Gläubigen Abschied nehmen können, für den 5. Januar 2023 sind die Trauerfeierlichkeiten und Beisetzung angekündigt.

Eine Würdigung von Ratzingers Leben und Leistung wird mehr als sein Pontifikat umfassen müssen, das durch den selbstgewählten Amtsverzicht gewissermaßen Intermezzo geblieben ist und zugleich die Ausgestaltung des Papstamtes in einem wesentlichen Punkte tiefgreifend umgeformt hat, wenn auch die Figur eines Papa emeritus unklar bleibt und sich in Zukunft eventuell nicht mit schärferen Konturen als Institution etablieren sollte. Prägend in Erinnerung bleiben werden von Papst Benedikt beziehungsweise Joseph Ratzinger jedenfalls ein weitgespannter theologischer Gesamtentwurf und eine vornehm leise Nachdrücklichkeit, seiner Vision Geltung zu verschaffen, zu der seine vitale Zeitzeugenschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) Wesentliches beigetragen hat.

Wie viel genau davon die künftige Deutung dieses kirchengeschichtlichen Jahrhundertereignisses und der Rolle des Theologen Joseph Ratzinger bleibend ausrichten und auch berichtigen kann, muss im Augenblick offengelassen werden und weithin fraglich bleiben. Seine persönliche Bescheidenheit sollte freilich allen, die ihn geschätzt haben und jetzt um ihn trauern, Zurückhaltung vor Santo subito-Rufen auferlegen, die, wie sich schon gezeigt hat, immer anfällig bleiben, sich als voreilig herauszustellen.

In seiner programmatischen Enzyklika Deus Caritas est vom 25. Dezember 2005 steht gegen Ende der Satz: „Wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen, sondern wird ihnen erst wirklich nahe.“

Dies gilt womöglich in charakteristischer Weise gerade für den jetzt Heimgegangen selbst, der trotz seiner unbestrittenen Freundlichkeit bei vielen doch oft den Eindruck von Scheu und eines bleibenden Abstands erweckt hat. Requiescat in pace.

Foto: Papst Benedikt XVI., schwarz-weiĂź – Bildquelle: Archiv Oldendorf

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