Wolfgang Waldstein. Mein Leben – Erinnerungen

Eine Buchbesprechung von Hans Jakob Bürger.
Erstellt von Hans Jakob Bürger am 22. August 2016 um 08:47 Uhr
Bildquelle: Media-Maria-Verlag

In wenigen Tagen, am 28. August 2016, vollendet Prof. Dr. Wolfgang Waldstein sein 88. Lebensjahr, wozu ihm der Schreiber dieser Zeilen von Herzen gratuliert. Zu diesem Anlass wurde bei „kathtv.org“ ein Interview veröffentlicht, welches Frau Gisela Geirhos vom Media-Maria-Verlag, mit ihm führen konnte. Dieses Gespräch ist hier abrufbar – Interview – (Prof. Dr. Waldstein-Ein bewegtes Leben) und es ist gleichzeitig eine willkommene und gute Ergänzung zu dem autobiographischen Buch: „Wolfgang Waldstein. Mein Leben – Erinnerungen“, das im Jahre 2013 beim Media-Maria-Verlag erschienen ist.

Nur wenigen Wissenschaftlern und Denkern wird die große Ehre zuteil, von einem Papst in einer wichtigen Ansprache mit Wohlwollen zitiert zu werden. 2011 war dies der Fall, als Papst Benedikt XVI. im Berliner Reichstagsgebäude eine Rede hielt, in der er auf die Bedeutung des Naturrechts hinwies und diesbezüglich auf einem Buch des einstigen österreichischen Professors für römisches Recht, Wolfgang Waldstein, aufbaute. Mitte 2013 hatte Waldstein dann unter dem Titel „Mein Leben. Erinnerungen“ im „Media Maria Verlag“ einige autobiografische Fragmente vorgelegt, um die es an dieser Stelle gehen soll. Jene Aufzeichnungen wurden übrigens, wie Waldstein im Vorwort betont, vom damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, angeregt, nachdem er zum Essen beim Ehepaar Waldstein zu Gast gewesen war.

Wolfgang Waldstein erblickte am 27. August 1928 in Finnland das Licht der Welt, wo er dann die ersten Lebensjahre verbrachte – wenn auch an ständig wechselnden Wohnorten. Wegen des gerade ausgebrochenen Krieges der Sowjetunion gegen Finnland wanderte die Familie – der Vater, in Russland geboren, aber zu jener Zeit staatenlos, hatte österreichische Wurzeln – 1939 nach Salzburg aus. Waldstein schildert ausführlich die Erlebnisse aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mehrfach gab es Situationen, in denen er gerade noch seine eigene Haut retten konnte. Über die Erfahrungen, als gegen Kriegsende Salzburg bombardiert wurde, schreibt Waldstein beispielsweise: „Ich rannte um mein Leben zum Eingang des Stollens hinauf. Als ich den Eingang erreichte, warf mich der Luftdruck der hinter mir detonierenden Bomben geradezu in den Stollen hinein. Das hinter mir dröhnende Inferno erfüllte mich mit unendlicher Dankbarkeit dafür, dass ich den Stollen lebend erreicht hatte.“

Nach dem Krieg muss Waldstein, der eigentlich studieren will, erst einmal Geld verdienen, um sich sein rechtswissenschaftliches Studium in Innsbruck zu finanzieren. In jener Zeit lernt er auch seine spätere Ehefrau kennen, mit der er sich innerhalb weniger Wochen bereits verlobt. Die akademische Laufbahn, wenn auch nicht ohne Hindernisse, entwickelt sich doch recht zielstrebig für den jungen Juristen. 1965 wurde er zum Professor für römisches Recht an die neugegründete rechtswissenschaftliche Fakultät in Salzburg berufen. Entsprechend erlebt Waldstein dort auch die desaströsen Umstände der 1968er-Revolution, wie sie zumeist genannt wird. 1992 erfolgte auf eigenen Wunsch die Versetzung in den Ruhestand, was anscheinend auch diversen untragbaren universitären „Reformen“ geschuldet war. Dieser Ruhestand währte indes nur kurze Zeit, bevor Waldstein an der Lateranuniversität in Rom zu lehren begann.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde Waldstein auch Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben. In diesem Zusammenhang würde man eigentlich die größte „Rechtgläubigkeit“ erwarten, doch macht Waldstein deutlich, dass er hier auch immer wieder Kämpfe zu bestehen hatte. Besonders interessant sind hier seine Ausführungen zur Debatte um den sogenannten „Hirntod“.

Zwei wichtige Wirkungsfelder des Professors für römisches Recht werden in seinen Erinnerungen deutlich: das Naturrecht und die angedeutete Arbeit für den Lebensschutz. Leider wird ein drittes Feld kaum erwähnt, obwohl es mindestens ebenso wichtig ist: der Einsatz für die überlieferte Liturgie. Waldstein veröffentlichte etwa das wichtige Buch „Hirtensorge und Liturgiereform“, war involviert bei „Pro Missa Tridentina“ und verfasste Beiträge für die „Una Voce Korrespondenz“. In dem Buch haben diese Tatsachen leider keinen Platz gefunden; dankenswerterweise wurden sie in dem o. g. Interview, wenn auch nur kurz, thematisiert. Empfehlenswert ist das Buch „Wolfgang Waldstein. Mein Leben – Erinnerungen“ allemal.

Hans Jakob Bürger

Wolfgang Waldstein
Mein Leben – Erinnerungen
Media-Maria-Verlag 2013
240 Seiten; 17,95Euro
ISBN 978-3-9815943-4-8

Foto: Wolfgang Waldstein – Mein Leben – Bildquelle: Media-Maria-Verlag

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung