„Wir dürfen uns als Kirche nicht abkapseln!“

Berliner Erzbischof predigt bei der Wallfahrtseröffnung in Kevelaer.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 2. Mai 2014 um 20:17 Uhr
Kardinal Woelki

Kevelar (kathnews/Pressedienst Bistum Münster). „Sauerteig haben wir als Kirche zu sein, Salz der Erde, Licht der Welt“ – Zu einem engagierten Christsein hat Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Predigt in der Messe aus Anlass der Eröffnung der Wallfahrtssaison am 1. Mai im niederrheinischen Kevelaer aufgerufen: „Der Jahrestag der Kirchweihe unserer Basilika erinnert uns an unsere gemeinsame Berufung als Getaufte und Gefirmte, auch zukünftig mitzuarbeiten am Bau der lebendigen Kirche“, sagte der Kardinal. Die Wallfahrtssaison in Kevelaer steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“. Woelki erinnerte daran, dass in der Wallfahrtskirche in Kevelaer seit 150 Jahren viele Hunderttausende von Pilgern eine geistliche Heimat gefunden, die Geheimnisse des christlichen Glaubens gefeiert und Trost, Hilfe und Zuspruch erfahren hätten. Wer sich in der Marienbasilika in Kevelaer versammele, tue dies, um das Evangelium Jesu anzunehmen, die Eucharistie zu feiern und miteinander zu beten: „So wächst Kirche heran!“, stellte der Kardinal fest.

Die Kirche sei darauf angewiesen, dass „wir uns auch als einzelne Gläubige immer wieder neu in das Ganze der lebendigen Kirche einfügen“, erklärte der Oberhirte des Erzbistums Berlin. Eine individualistische Einstellung, in der die Menschen fast nur noch um sich selbst kreisten und nur für sich da sein wollten, behindere nicht nur das Zusammenleben der Menschen, es behindere erst recht auch den Aufbau der Kirche. „Denn die lebt ja vom Miteinander und vom Füreinander. Nur mit dem anderen, in der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder, in der wir füreinander da sind, können wir Kirche sein“, sagte Woelki. Das gelte nicht nur für Personen, sondern auch für Pfarreien, die nur Kirche sein könnten in Einheit mit dem Bischof und damit mit dem ganzen Bistum, das wiederum nur Kirche sein könne „in der Gemeinschaft der vielen Diözesen auf der ganzen Welt“, deren Einheit ihren Ausdruck im Papst finde. Diesen bezeichnete Woelki als „Garant für die Einheit der Gesamtkirche“. Als „innigstes Band“, das „uns mit Christus und untereinander“ verbindet, nannte der Kardinal den Heiligen Geist, der „das Band der Liebe zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn ist“. Allein durch diesen Heiligen Geist würden die Menschen mit Christus und untereinander „aufs Innigste“ verbunden. Woelki: „Für Gott sind wir damit nicht mehr Fremde, sondern seine Hausgenossen.“ Aus dieser Verbindung heraus erwarte Gott von den Menschen, dass sie „Gott – wie Maria – in unserem Leben wirken lassen, und zwar das, was er an uns und in uns, mit uns und durch uns wirken will“. Dies setze voraus: „Wir dürfen ihm dabei keinen Widerstand entgegen setzen!“

Gott wolle aus den Menschen geboren werden, wolle „Hand und Fuß“ werden, sagte der Kardinal. Wenn es wirklich stimme und eine erfahrbare Wirklichkeit sei, dass Gott das Licht des Lebens der Menschen sei, wenn er so in das alltägliche Leben der Menschen einleuchte, dass er ihr Denken, Sprechen, Handeln, Sehnen und Lieben und Hoffen erleuchte, dass er in allem und aus allem, was die Menschen denken, sprechen und tun würden, als der erstrahle, der einst aus Maria geboren worden sei, dann strahle er heute durch diese Menschen in die Welt: „Dann sind wir marianische Menschen, deren Sendung es ist, wie Maria Menschen heute mit Christus, ihrem Sohn, in Berührung zu bringen. Deshalb dürfen wir uns als Kirche nicht abkapseln.“ Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst mit Kardinal Woelki vom Chor und Orchester der Marienbasilika unter Leitung von Chordirektor Romano Giefer mit der „Festmesse in F-Dur“ (op. 10a) von Karl Pembaur (1876 bis 1939). Im Bistum Münster gibt es 28 Wallfahrtsorte. Sie verzeichnen jährlich insgesamt rund 1,5 Millionen Pilgerinnen und Pilger. Traditionell beginnt die Wallfahrtssaison am 1. Mai.

Kevelaer mit dem Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ ist der meistbesuchte Wallfahrtsort im Bistum mit über 800.000 Pilgern pro Saison. Die Wallfahrtssaison in Kevelaer wird traditionell mit drei Schlägen an das Pilgerportal der Marienbasilika und den in Deutsch, Lateinisch und Niederländisch gesprochenen Worten „Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser“ eröffnet. Weitere wichtige Wallfahrtsorte im Bistum Münster sind unter anderem Telgte im Kreis Warendorf, Bethen im oldenburgischen Teil des Bistums, Haltern am See, wo das „Halterner Kreuz“ und auf dem Annaberg das Gnadenbild der „Mutter Anna“ verehrt werden, das westmünsterländische Schöppingen-Eggerode mit dem Gnadenbild „Unserer Lieben Frau vom Himmelreich“ und Warendorf mit dem Marienbildnis in die Laurentiuskirche. Daneben gibt es im Bistum Münster viele weitere kleinere Wallfahrtsorte, beispielsweise Herzfeld bei Lippetal, Marienbaum bei Xanten, Stromberg bei Oelde, Südlohne bei Lohne, Kranenburg, Heek und Goch.

Foto: Kardinal Woelki – Foto: Martin Lohmann / LohmannMedia

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