Wer die Bücher von Anselm Grün liest, braucht Unterscheidungsvermögen
Am vergangenen 14. Januar vollendete der bekannte Benediktinerpater Anselm Grün sein 75. Lebensjahr. Die Theologin Barbara Stühlmeyer würdigt einerseits dessen Gespür  für die Fragen der Zeit und für das, was die Menschen heute bewegt. „Die Mischung aus niedrigschwelligem psychotherapeutischem Handwerkszeug und Themen, die spirituell Suchende ansprechen, wurde zum Erfolgsrezept des Benediktiners, dessen Bücher weltweit bislang über 14 Millionen Mal verkauft wurden“, schreibt Stühlmeyer in einem Beitrag der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“. Sie würdigt darin u. a. den „freundliche(n), stets verbindliche(n) Grundton der Bücher“. Pater Grün sei „niemals angriffig“. Mit seinen Büchern erwecke er „den Eindruck, dass hier für jeden das richtige Rezept zu finden ist“.
Mit der katholischen Lehre unvereinbar
Bei aller Anerkennung für den Bestsellerautor weist die Autorin andererseits aber auch auf die problematische Seite im Schaffenswerk des Benediktiners hin. Diese sieht sie vor allem in der „Mischung von psychotherapeutischen Methoden, christlicher Tradition und Elementen anderer Religionen“. Hier werde „oft unbewertet nebeneinandergestellt, was nicht zueinander gehört oder gar unvereinbar miteinander ist“. Vieles, was Pater Grün schreibe, sei „mit der katholischen Lehre schlicht nicht vereinbar und dementsprechend nicht zielführend“. Die Auferstehung fasse er nur als ein Bild auf. „Letztlich können wir über den Tod und das ewige Leben nur in mythologischen Bildern sprechen“, zitiert die Autorin den Benediktinerpater. In manchen seiner Werkte überschreite Pater Grün die Grenze zur Esoterik. Mystische Erfahrung „werde nicht nur als Weg zu Gott, sondern auch zur wahren Freiheit des Menschen“ beschrieben, und buddhistische Methoden würden fraglos übernommen. „Obwohl Grün sich als Ordenschrist präsentiert, ist daher angesichts der offenkundigen Unschärferelation seiner Bücher die Gabe der Unterscheidung gefragt“, schlussfolgert Barbara Stühlmeyer.
Foto: Skulptur – Bildquelle: Kathnews