Verständnis für „Traditionis Custodes“ und Zweifel daran

Zwei weitere Liturgiewissenschaftler melden sich zu Wort.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 10. Januar 2022 um 22:26 Uhr
Alte Messe

Zürich/Rom/Innsbruck (kathnews). Der aus Österreich stammende Pater Bernhard Eckerstorfer OSB, Rektor der römischen Benediktinerhochschule Sant‘ Anselmo, hat im Interview mit kath.ch darauf hingewiesen, dass Liturgie niemals zur Ideologie werden dürfe. Daher müssten auch die Anhänger der Alten Messe die nachkonziliare Liturgie „anerkennen“ und „dafür offen sein“. Die Hochschule Sant‘ Anselmo gilt als das geistige Umfeld, auf das Traditionis Custodes zurückgeht.

So richtig es prinzipiell ist, dass Liturgie niemals Ideologie sein oder als solche instrumentalisiert werden darf, so berechtigt ist die Gegenfrage, ob nicht Traditionis Custodes umgekehrt aus der nachkonziliaren Liturgie eine Ideologie macht oder Papst Franziskus, der trotz der angeblichen Veränderlichkeit und Veränderbarkeit der Liturgie plötzlich kategorisch darauf besteht, die Liturgiereform Pauls VI. sei „unumkehrbar“, also offensichtlich nicht mehr zu verändern. Darüberhinaus kann nicht oft genug wiederholt werden, dass diejenigen Traditionalisten, die der nachkonziliaren Liturgie grundsätzlich jede Berechtigung absprechen oder sie in sich für ungültig halten, ohnehin nie die aktuellen Päpste oder Diözesanbischöfe um Erlaubnis bitten oder gebeten haben, um an der tridentinischen Liturgie festhalten zu dürfen.

Reinhold Meßner, Liturgiewissenschaftler an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und ausgewiesener Spezialist für den Römischen Messkanon, äußerte sich gegenüber der in Innsbruck erscheinenden Tiroler Tageszeitung kritischer dahingehend, die „Durchschnittsmesse“ habe „in den vergangenen 50 Jahren als sonntägliche, zentrale Zeremonie an Kraft verloren“ und er glaube deshalb, in der Alten Messe werde diese „identitätsstiftende Kraft“ gesucht. Das nicht Alltägliche sei in der neuen Liturgie verlorengegangen.

Beide, Eckerstorfer und Meßner, haben ihre jeweiligen Einschätzungen am vergangenen Sonntag abgegeben.

Beide Stellungnahmen kommentierend kann man nicht zuletzt herausstellen, wie gefestigt der sonntägliche Messbesuch unter durchschnittlichen Altritus-Katholiken gewöhnlich ist und wie schwach die Minderheit, die wirklich noch Sonntag für Sonntag den Gottesdienst nach dem neuen Ritus besucht; von Werktagsmessen ganz zu schweigen.

Foto: Alte Messe – Bildquelle: Hans Krohn

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