Unterschriften-Sammlung gegen die Aktion: „Ein Kleid für Maria“ des Aachener Domkapitels

Fragen an Herrn Savelsbergh, den Initiator der Unterschriften-Sammlung gegen die Aktion: „Ein Kleid für Maria“ nach Abschluss der Aktion.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 8. Oktober 2018 um 10:22 Uhr
Aachener Dom

Aachen (kathnews).

Herr Savelsbergh, am 27.09.2018 ging Ihre Unterschriften-Sammlung gegen den Kunstwettbewerb „Ein neues Kleid für Maria“ zu Ende. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Wir haben 5.239 Unterschriften erhalten und bei Bischof Dieser sowie beim Domkapitel eingereicht. Es haben somit mehr Menschen unterschrieben, als wir gehofft haben. Auch nach Beendigung der Petition kommen immer noch Briefe mit Unterschriften per Post bei uns an. Unsere Homepage wurde über 10.000 Mal angesehen, viele katholische Medien haben berichtet, die Nachrichten wurden umfangreich geteilt und verbreitet. Es ist eine tolle Vernetzung erreicht worden, Menschen die unsere Sorgen teilen und das durch das gesamte Bistum und weit darüber hinaus. Dass sogar Artikel im englischsprachigen Raum veröffentlicht wurden, hat uns sehr erfreut und zeigt, dass unsere Sorgen rund um herabsetzende Kunstaktionen im Kirchenraum nicht nur auf das Bistum Aachen begrenzt, sondern ein weltweites Problem ist. Allerdings ist unser eigentliches Ziel, der Stopp des Wettbewerbs, nicht erreicht.

Warum ist es Ihnen so wichtig, diesen Wettbewerb zu stoppen? Das Gnadenbild im Aachener Dom hat doch immer wieder neue Kleider erhalten?

Selbstverständlich ist es kein Problem, dass die Muttergottes und das Jesuskind neue, würdige Kleider erhalten. Die Wurzel des Übels liegt in den Formulierungen, die das Domkapitel in der Ausschreibung vom 03.07.2018 ganz bewusst gewählt hat. Hier wird klar gesagt:

„Anders als bei den bisherigen Gewändern soll es sich nicht um ein Festtagsgewand handeln. Gewünscht ist ein modernes Gewand für den Alltag.“

Das ist eine Herabsetzung der Muttergottes.

„Ziel des Wettbewerbs ist es, die sinnliche Gestaltungsqualität von Liturgie und Kirchenraum zu steigern und die Verehrungsformen zu modernisieren – dies in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst.“

Das ist eine Herabsetzung der Muttergottes.

„Sie soll aus ihrer herrscherlichen Sphäre, in die sie mit ihren kostbaren Gewändern, Kronen, Zeptern und Schmuckstücken gehoben ist, herausgenommen und als Mensch und Gegenüber gezeigt werden.“

Das ist ganz klar eine Herabsetzung der Muttergottes.

Diese Formulierungen haben bei mir und vielen anderen Entsetzen ausgelöst – zu oft haben solche Ansätze schon zu würdelosen und skandalösen Ergebnissen in der Stadt und unserem Bistum geführt. Es ist übrigens für uns bezeichnend, dass in dem gesamten Text der Ausschreibung des Domkapitels nur noch, wenn es um die Mutter des Herrn geht, von „Frau“ die Rede ist und nicht mehr von „Jungfrau“!

Sind den hohen Herren des Domkapitels grundsätzliche Glaubenswahrheiten nicht mehr bewusst? Hier wird doch bewusst versucht, die Künstler in eine bestimmte Richtung zu führen, die das dankend annehmen.

Die Resonanz auf unsere Unterschriften-Sammlung zeigt, dass viele Menschen davon genug haben.

So eine großangelegte Aktion wegen einiger schiefer Formulierungen im Ausschreibungstext des Domkapitels?

Der finale Auslöser für die Unterschriften-Sammlung war der Beitrag des WDR am 03.07.2018 in der Sendung Lokalzeit. Ohne Frage hat nämlich das Fernsehen ein sicheres Gespür für die Interpretation der Ausschreibung. Passanten malen Maria im Bikini, schlagen Hosenanzüge vor, ein Modedesigner schlägt sexistische Bühnenkostüme einer Popsängerin vor. Das Problem an der Sache: die Interviewpartnerin, Leiterin der Domschatzkammer, Frau Dr. Birgitta Falk, nutzt den Beitrag öffentlichkeitswirksam als Werbung für den Wettbewerb. Sie betont: „Wir sind für alles offen.“

Leider widerspricht sie im Nachhinein kein einziges Mal der Art und Weise, wie das Fernsehen Bericht erstattete. Ihre Aussagen waren sehr unglücklich. Weder Frau Dr. Birgitta Falk noch das Aachener Domkapitel haben dem Bericht widersprochen, sich distanziert, bis heute. Das ist ein häufiges Problem der Nutzung der Medien von Seiten der katholischen Kirche: man ist sich nicht darüber im Klaren, dass die Berichterstatter oft starke Kritiker oder Gegner der Kirche sind. Man hat eine Steilvorlage geliefert, die das Fernsehen dankend verwandelt hat. Es hat uns sehr geärgert, dass durch diesen Beitrag der Name der allerseligsten Jungfrau Maria in aller Öffentlichkeit in den Schmutz gezogen wurde.

Hat es Reaktionen von Seiten der Verantwortlichen gegeben?

Das Domkapitel als Ausrichter des Wettbewerbs hat sich überhaupt nicht zu Wort gemeldet. Bis heute ist uns keine Stellungnahme bekannt geworden.

Eine erste Reaktion kam von unserem Bischof Dr. Helmut Dieser in seinem Facebook Live-Chat vom 21.08.2018, nachdem ihn dort eine 93-jährige Dame auf den Wettbewerb ansprach. Hier sprach der Bischof von Misstönen, die es im Vorfeld der Aktion gegeben habe“, dass es aber keinesfalls zu einer Degradierung der Gottesmutter kommen solle.

Eine weitere Stellungnahme des Bischofs vom 24.09.2018 weist zuerst darauf hin, dass gar nicht der Bischof, sondern das Domkapitel zuständig sei. Ein klassischer Fall des Wegschiebens von Verantwortlichkeiten. Bischof Dieser gibt unserer Aktion gegen den Wettbewerb mit folgender Aussage Recht:

„Ich bedaure sehr, dass es im Zuge der Berichterstattung über dieses Vorhaben zu irritierenden Eindrücken gekommen ist, die von nicht wenigen Gläubigen als abschätzig und verletzend empfunden wurden. Ich betone ausdrücklich, dass das Vorhaben des Domkapitels und aller, die dabei mitarbeiten, in keiner Weise mit solchen Absichten verbunden ist!“

Gab es keinen Dialog zwischen Ihnen und den Verantwortlichen?

Die Leiterin der Domschatzkammer Frau Dr. Falk hat uns zum 10.09.2018 kurzfristig einen Gesprächstermin angeboten. Da sie aber bereits anderweitig kommuniziert hatte, dass sie lediglich ihre Meinung und Vorgehensweise untermauern wolle, ohne diese konstruktiv in Frage zu stellen, haben wir dieses Treffen nicht wahrgenommen. Unserer Meinung nach bedarf es einer schriftlichen und öffentlichen Klarstellung, um Frau Dr. Falks Standpunkt und den des Domkapitels zu klären. Beschwichtigungen entsprechen nicht unserem Wunsch nach Transparenz und ergebnisoffenem Dialog.

Am 26.09.2018 hat die Domschatzkammer ein Interview mit Dr. Birgitta Falk, Leiterin der Domschatzkammer Aachen veröffentlicht (www.aachener-domschatz.de/faqs-zum-gestaltungswettberb-fragen-an-dr-birgitta-falk/). Darin wird Ihnen vorgeworfen, dass die Internetseite kaiserinvonaachen.wordpress.com falsche Informationen und irritierende Bilder benutze, welche die Leser in die Irre führen. Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf?

Die Bilder auf der Internetseite beruhen alle auf dem WDR-Beitrag. Zur Verdeutlichung der aufziehenden Gefahr werden weitere Bilder des im Fernsehbeitrag gezeigten Designers sowie der von ihm vorgeschlagenen Popsängerin genannt. Diese Bilder hat das Fernsehen verursacht, aber die Verantwortlichen des Wettbewerbs haben ihnen nicht widersprochen.

Es wurde nichts erfunden, verfälscht oder jemand absichtlich in die Irre geführt. Alles ist mit Quellennachweisen versehen und der Leser kann sich selbst ein Bild der Lage machen. Aufgrund vieler Erfahrungen mit zeitgenössischen Kunstprojekten im kirchlichen Raum schrillen bei solchen Aussagen des Aachener Domkapitels die Alarmglocken. Aussagen wie „Haben Sie Vertrauen“, „Wir gehen davon aus, dass alles gut wird“, das ist unprofessionell und indiskutabel. Die Menschen haben einen Sensus für würdige und unwürdige Darstellungen. Wir wollten zeigen, in welche Richtung der Wettbewerb bewusst von den Initiatoren ausgerichtet wurde und zu welchen Ergebnissen das führen kann. Lassen Sie uns ehrlich sein: Es gab bereits viele verletzende, sakrilegische Darstellungen Christi und der Muttergottes im Kirchenraum. Einen Bischof habe ich bisher nicht dagegen demonstrieren sehen.

Sehr traurig macht mich die verzerrte Wahrnehmung von Frau Dr. Birgitta Falk. Unserer Aktion wirft sie vor, unredlich zu sein und Gläubige in die Irre zu führen. Wo ist der Protest gegen den WDR-Beitrag von Frau Dr. Falk, vom Domkapitel, vom Bischof? Glauben Sie mir: Hätte es nach dem Beitrag eine bedauernde Stellungnahme oder eine Änderungen der Ausschreibungsunterlagen gegeben, hätten wir uns einiges ersparen können. Für unsere Aktion werden von Seiten der Verantwortlichen deutlich negative Worte gefunden, die Berichterstattung des Fernsehens wird akzeptiert. Das ist für mich ein eklatantes Missverhältnis!

Was ist Ihr Fazit aus Ihrer Gegenpetition?

Es gibt viele Katholiken, denen Ihr Glaube wichtig ist, die eine lebendige Beziehung zur Gottesmutter Maria pflegen und die sich etwas trauen. Das Vertrauen der Gläubigen zu den Verantwortlichen ist stark erschüttert. Es kommt nicht von ungefähr, dass so viele Gläubige den Organisatoren eine extrem unwürdige Umsetzung zutrauen. Jeder Teilnehmer verbindet mit der Aktion auch andere, eigene Erfahrungen mit kirchlichen Um- und Neubauten oder eben Kunstaktionen.

Schade finde ich besonders, dass es ein Hin- und Herschieben der Verantwortung gibt, niemand aus dem Generalvikariat, der sich konkret positioniert und klar bekennt: „So nicht, dafür stehe ich ein!“ Dauernd sollen wir „vertrauen“, „davon ausgehen, dass…“. Am Ende ist es dann keiner gewesen, keiner steht für das Ergebnis ein. Leider auch nicht der Bischof und ganz besonders nicht der Domprobst Manfred von Holtum. Außerdem ist das Domkapitel unter sich selbst nicht einig, was die Aktion betrifft, intern gibt es bekanntermaßen einigen Dialogbedarf. Zum Schluss stehen die Verantwortlichen Hände schüttelnd lächelnd vor den Kameras, die Gläubigen stehen wie so oft im Regen.

Was erhoffen Sie sich in Zukunft für die Kaiserin von Aachen?

Wir hoffen, dass unsere Petition dazu führt, dass die Verantwortlichen bei der Auswahl jetzt vorsichtig vorgehen. Offen ist zum Beispiel die Frage nach den Herrschaftsinsignien, die im Ausschreibungstext zur Disposition gestellt wurden. Maria ohne Zepter und Krone ist nicht mehr die Kaiserin von Aachen! Wir sind skeptisch, ob die versprochenen „neuen Glaubenszugänge“ tatsächlich neuen Glauben hervorbringen oder ihn zerstören.

Jetzt ist die Zeit, in der die Gläubigen, die Hilfe der Muttergottes erflehen müssen. Damit wir nicht mutlos werden wegen der vielen schrecklichen Geschehen in unserer geliebten Kirche. Ein großes Dankeschön und Vergelt’s Gott an alle, die Informationen weitergegeben und Unterschriften gesammelt haben. Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir viel für die allerseligste Jungfrau Maria erreichen.

Ave Maria Kaiserin,

Hilfe der Christen,

bitte für das Dir geweihte Bistum,

besonders für den Bischof,

alle Priester und Gottgeweihten

und ganz besonders

für ein christliches Europa. Amen.

Textquelle: Unterschriften-Sammlung gegen die Aktion: „Ein neues Kleid für Maria“

Foto: Gotische Chorhalle des Aachener Domes – Bildquelle: Kathnews

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