„Ungeküsst und doch kein Frosch“

Eine Buchrezension von Jugendredakteur Joachim Fuhr.
Erstellt von Joachim Fuhr am 8. Juni 2014 um 17:12 Uhr
Frosch

„Unfreiwillig solo?“ – mit dieser Frage spricht Joshua Harris, heute Pastor einer Gemeinde im US-Bundestaat Maryland und Vater, den Leser auf dem Einband des Buches an. Er meint „Wozu sich im Beziehungs-Zirkus abzappeln, wenn man sowieso erst in einigen Jahren ernst machen kann?“ Wahrscheinlich werden ein Buch mit einem solchen Einband nur Leute kaufen und lesen, die, wie Harris vermutet, auf der Suche nach der Beziehung schlechthin sind oder die aus Sicht der heutigen Gesellschaft altmodisch sind. Diese Schublade von „altmodisch“ charakterisiert auch der Untertitel des Buches: „Warum sich warten lohnt – radikale Einstellungen zum Thema Nr.1“

Stellen sie sich einmal vor sie sind Teenager, schon 16 Jahre alt und haben eine Freundin bzw. Freund. Sie sind glücklich schon Monate zusammen zu sein und alles ist irgendwie perfekt: Partner bzw. Partnerin perfekt, Zustimmungen und Glückwünsche von allen Seiten, Sie beide sind auf einer Wellenlänge und Sie lesen dieses Buch- sogar freiwillig. Als ich dieses Buch in die Hand nahm war ich mir dieser Sachen bewusst, denn ich hab eine Freundin- ich war mir bewusst, dass, wenn ich dieses Buch fertig gelesen hätte, meine Meinung über dieses Thema sich geändert haben könnte und ich diese Konsequenzen zu tragen hätte. Hat dieses Buch dann überhaupt Chancen bei Teenagern auf fruchtbaren Boden zu treffen? Sie brauchen nur in ihren Freundeskreis zu sehen, Sie brauchen nur an ihre Kinder und deren Freunde zu denken, um zu sehen, dass sich in der jungen Generation und auch schon im frühen Alter die festen Beziehungen wechseln wie Tag und Nacht.

Doch über was genau schreibt Joshua Harris in seinem Buch? In seinem ersten Teil des Buches schreibt Harris eben über das Hauptproblem: er nennt es die „Nur-Mal-So-Beziehungen“. Diese Beziehungen kennzeichnen sich dadurch, dass sie meistens nur auf Gefühle, Egoismus, schlechter Leidenschaft und Unverantwortlichkeit basieren. Meistens geht es eben nur um den Einzelnen, der nur sein Selbstwertgefühl begünstigen will. Hier muss man jedoch unterscheiden: den Jungen geht es darum ihren Willen zu bekommen, damit es ihnen gut geht; den Mädchen geht es meistens darum die Jungen als Trophäen zu sehen, die, nachdem sie ausgedient haben, in den Schrank gestellt werden und verstauben. Diese Problematik wird durch viele praktische Beispiele veranschaulicht: Es wird Hochzeit gefeiert. Alles ist schön idyllisch. Blumen schmücken die kleine schmucke Kirche irgendwo in einem romantischen Dorf. Braut und Bräutigam stehen am Altar und warten auf das „Ja-Wort“ des anderen. Plötzlich aber stehen von der Hochzeitsgesellschaft junge Frauen auf und fangen an sich an einer Kette Hand in Hand an den Bräutigam anzuhängen. Der verwirrten Braut erklärt der Bräutigam, dies seien alle seine Ex-Freundinnen, denen er allen ein Stückchen seines Herzens geschenkt hatte. Mit solchen Fragen wendet sich Joshua Harris immer wieder erfolgreich an seine Leser und setzt in ihren Herzen einen Gedankenstoß an, denn wer möchte, dass einem so eine Szene an seinem Hochzeitstag passiert?

Ein zweiter Punkt, was die „Nur-Mal-So-Beziehungen“ kennzeichnet ist die Tatsache, dass die Jugendlichen, weil sie so verantwortungslos sind, denken es sei nicht so schlimm zusammen zu sein. Sie suchen Ausreden und tasten sich durch eine Grauzone, zwischen den beiden Extremen von Single sein und einer Beziehung die weit über das „Normale“ hinausgeht – charakterisiert durch eine starke Präsenz der Sexualität. Nachdem dem Leser die Problemstellung unterbreitet wurde z.B. durch Aufzeigen möglicher Eigentore (wie zum Beispiel das Abkapseln von der Welt durch eine Freundschaft oder dem Wunsch nach Befriedigung anstatt einer verantwortungsvollen Liebe), greift Joshua Harris das Problem an der Wurzel: er erkennt eine falsche Vorstellung von Liebe. Bei seiner Definition von wahrer Liebe verweist er auf das 13.Kapitel des ersten Korintherbriefes in dem von wahren Liebe gesprochen. Er greift die wichtigsten Punkte einer Liebe heraus: „Verpflichtend, ehrlich, selbstlos, verantwortungsbewusst – alle diese Eigenschaften beschreiben Gottes Liebe und stehen im totalen Wiederspruch zu dem, was die Gesellschaft lebt.“(*1)

Diese Punkte gilt es nur noch zu leben bzw. sie sich anzueignen und zwar auf eine radikale Weise: „Kommt jetzt nicht nach vorne und brecht in Tränen aus – geht nach Hause und lebt es!“(*2) sagte einmal Pastor A.W.Tozer. Schließlich klärt Joshua Harris den Leser am Ende seines Buches darüber auf, welche Vorteile er im Solo sein sieht bzw. welche Vorteile er sieht zu warten auf feste Beziehungen bis zur Hochzeit: In keiner Zeit wenn nicht in der Jugend bildet sich die Grundlage der Persönlichkeit bzw. bildet sich der Charakter in seinen Grundzügen. In der Jugendzeit werden Ãœberzeugungen ausgebildet, die einen das ganze Leben lang noch begleiten werden. Ebenso geht man zur Schule in seiner Jugendzeit. Ich denke jeder Schüler und jedes Elternteil wird mir Bestätigen können welche Situationen sich zunehmend in Klassen heraufbeschwören aufgrund von sogenannten Beziehungskisten innerhalb der Klassengemeinschaft. Diese tragen meistens zu einer Verschlechterung der Schulnoten bei.

Den vierten Teil seines Buches titelte Joshua Harris mit der Frage: und was jetzt? Jeder Leser sollte sich nun die Frage stellen. Auch ich hab mir die Frage gestellt. Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen warum ein frisch Verliebter so ein Buch liest und ob das Buch auch für solche bestimmt sei, steht schriebt Joshua Harris folgendes: „[…] Deine Beziehung läuft super, und du bist neugierig, warum jemand keine wollen könnte[…].“(*3) Ich muss gestehen, dass es genau der Grund war warum ich dieses Buch lesen wollte. Ein weiterer Trost für jeden, der dieses Buch aus dieser Motivation liest ist, dass sich Joshua Harris niemals gegen eine Beziehung ausspricht, sondern nur gegen die Pseudo-Beziehungen vor der Ehe: „[…] Ich glaube nicht, dass eine feste Beziehung grundsätzlich falsch ist. Natürlich kann man auf diesem Gebiet viel Mist bauen, aber ich denke, niemand würde (oder will) behaupten, dass feste Beziehungen an sich schlecht sind. Man kann da vielleicht mit einem Essen bei Mc Donalds vergleichen- es schmeckt auf seine Art ganz gut, und es bringt uns auch nicht um, aber es gibt durchaus gesündere, bessere Nahrung für unseren Körper.“(*4)

Doch vielleicht fragen sie sich genauso wie ich, woran man denn nun erkennt wann es die richtige Beziehung ist und nicht irgendeine Pseudo-Beziehung? Dazu gibt Joshua Harris „grüne Lichter“: 1.) Gott fragen, ob es gerade das Richtige für einen ist. 2.) Bereit für die Verantwortung sein, die jeder der Partner übernehmen muss. 3.) Die Zustimmung und Unterstützung anderer. 4.) Ob wir im Frieden Gottes bleiben.(*5) Wenn Ihre anderen Freundschaften kaputt gehen, wenn Sie ihre Verantwortungen in Schule/Studium oder Beruf fallen lassen, wenn sie ihre Familie vernachlässigen – vielleicht wird ihnen auffallen, dass dies nicht der Friede, die Ausgeglichenheit oder die Erfüllung ist. Ich denke wer sich diese Fragen bei vollem Bewusstsein stellt, der kann auch entscheiden, ob für sie oder ihn, es an der Zeit ist eine feste Beziehung einzugehen. Jedoch muss immer der Respekt für den anderen da sein, denn auch muss Sie oder Er sich diese Fragen ebenso stellen und beantworten – für sich alleine. Das allerletzte Kapitel ist der Aufruf Harris eine Lovestory zu schreiben, die es wert ist erzählt zu werden. Er schließt nicht ab mit einem Plädoyer gegen die Beziehung, sondern er endet mit einem Aufruf für eine feste Beziehung.

Am Ende möchte ich dieses Buch weiterempfehlen: nicht nur für die, welche keine Beziehung haben und sich fragen wie es denn funktionieren würde, sondern gerade für die, welche in einer Beziehung stecken. Es ist immer nur ein Gewinn dieses Buch zu lesen, denn die wahre Beziehung kann sich vertiefen oder eben wird die falsche Beziehung auseinander gehen – und das ist in gewisser Weise auch etwas Gutes.

(*1) Ungeküsst und doch kein Frosch-Joshua Harris: Gerth media, 3.Auflage 2012, S.68
(*2) Ungeküsst und doch kein Frosch-Joshua Harris: Gerth media, 3.Auflage 2012, S.110
(*3) Ungeküsst und doch kein Frosch-Joshua Harris: Gerth media, 3.Auflage 2012, S.12
(*4) Ungeküsst und doch kein Frosch-Joshua Harris: Gerth media, 3.Auflage 2012, S.11
(*5) Ungeküsst und doch kein Frosch-Joshua Harris: Gerth media, 3.Auflage 2012, S.199-200

„Ungeküsst und doch kein Frosch“
Platin Edition
Autor: Joshua Harris
Seitenzahl: 224
Veröffentlichung: 1/2009
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
EAN/ISBN: 9783865913944
Preis: 9,99 Euro
Verlag: Gerth Medien

Foto: Frosch, Titelbild des Buches – Bildquelle: Gerth Medien

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