Über die Würde des Menschen

Eine Buchbesprechung von Hans Jakob Bürger.
Erstellt von Hans Jakob Bürger am 6. Oktober 2016 um 22:44 Uhr

Von der Menschenwürde spricht man in unserer Zeit sehr viel, zumeist im Zusammenhang mit sogenannten „Menschenrechten“, aus denen sich mittlerweile allerlei „kuriose“ Dinge ableiten, etwa die Tatsache, dass sich in Amerika nun Männer, die meinen, eine Frau zu sein, auf öffentliche Toiletten für Frauen gehen dürfen. Von der Menschenwürde sprach man allerdings auch schon in der Renaissance, und so wurde von der „Verlagsbuchhandlung Sabat“ das Werk „Über die Würde des Menschen“ von Giovanni Pico della Mirandola neue aufgelegt.

Vorangestellt ist eine Einleitung von Herbert Rüssel, die beinahe noch lesenswerter ist als das eigentliche Hauptwerk von Giovanni Pico della Mirandola. Laut Rüssel ist es „vor allen Dingen immer noch die festgefügte Vorstellung vom ‚christlichen Mittelalter‘, die einer gerechten Würdigung der christlichen Humanisten im Wege steht. Da die Humanisten sich deutlich vom Mittelalter und seinen Institutionen abhoben, sich mit starkem Selbstgefühl al die Verkünder einer neuen Zeit fühlten, glaubt man Renaissance und Humanismus als antichristliche Erscheinungen werten zu müssen und sieht in ihnen gewissermaßen den ‚Sündenfall des Abendlandes‘. Der Humanismus, so argumentiert man, sei der Sieg des Subjektivismus und Individualismus über die objektive Wertordnung des Mittelalters. In ihm siege die Kritik über die Autorität und Pietät, der Ästhetizismus über die Ethik, der Intellektualismus über die Weisheit des Glaubens, die schrankenlose Willkür des Individuums über den Geist der Gemeinschaft.“

Diese Position ist laut Rüssel nicht haltbar. „Die Humanisten haben aber gerade dadurch, das sie eine stärkere Einheit von Philosophie und Theologie forderten, ein unmittelbar theologisches Anliegen vertreten. Sie sahen die Einheit der christlichen Lehre und die Lauterkeit des christlichen Lebens gefährdet durch die im spätscholastischen Nominalismus oft vertretene Lehre von der doppelten Wahrheit, nach welcher derselbe Satz philosophisch wahr und theologisch falsch und umgekehrt sein könne.“ Gleichwohl sei von der Forschung die Theologie des Humanismus noch eingehender zu behandeln, um sie besser darstellen zu können.

Neben dem Hauptwerk über „Die Würde des Menschen“ und der bereits erwähnten Einleitung enthält das Buch auch einige ausgewählte Briefe von Giovanni Pico della Mirandola, die thematisch einigermaßen passen. Schließlich findet der Leser noch eine erbauliche Lebensbeschreibung des italienischen Gelehrten der Renaissance aus der Feder von keinem geringeren als dem heiligen Märtyrer Thomas Morus. So erhält der Leser ein Buch, das zwar nicht ganz leicht, aber insgesamt doch gut lesbar und lesenswert ist.

Hans Jakob Bürger

Pico della Mirandola, Giovanni
Über die Würde des Menschen.
Nebst einigen Briefen und der Lebensbeschreibung Pico della Mirandolas von Thomas Morus
Ausgewählt, übersetzt und eigeleitet von Herbert Rüssel
Sabat-Vb 2016
164 Seiten; 19,95 Euro
ISBN: 9783943506365

Foto: Ãœber die Würde des Menschen – Bildquelle: Sabat-Vb

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