Trauer um Papst emeritus Benedikt XVI. – Ein Nachruf von Bischof Oster
Passau (kathnews/CF/Bistum Passau). „Unser verÂehrÂter Papa emeÂriÂto ist heimÂgeÂganÂgen. Was für eine trauÂriÂge NachÂricht. Wir verÂlieÂren mit Papst BeneÂdikt einen Vater, einen geistÂliÂchen und geisÂtiÂgen Vater; einen, der präÂgend gewirkt hat für vieÂle. Wir verÂlieÂren einen, der uns das DenÂken und das GlauÂben gelehrt hat, der uns das Sehen gelehrt hat – mit den Augen des GlauÂbens.
Wir verÂlieÂren einen, der uns geholÂfen hat, vieÂle ZeiÂchen der Zeit recht zu deuÂten. Wir verÂlieÂren einen groÂßen Sohn unseÂrer HeiÂmat und unseÂres BisÂtums, einen Freund der bayeÂriÂschen LebensÂart und KulÂtur, einen DenÂker mit dem HerÂzen. Wir verÂlieÂren einen der größÂten und wichÂtigsÂten TheoÂloÂgen des 20. und 21. JahrÂhunÂderts, einen ZeitÂzeuÂgen der GeschichÂte der KirÂche der letzÂten JahrÂzehnÂte, vor allem einen der letzÂten ZeitÂzeuÂgen des II. VatiÂkaÂniÂschen KonÂzils, das er entÂscheiÂdend mitÂgeÂprägt hat.
Wir verÂlieÂren einen Mann, der von so vieÂlen respekÂtiert wurÂde für seiÂne TieÂfe und WeisÂheit, für seiÂne KlarÂheit und LauÂterÂkeit – und einen, der von nicht weniÂgen auch angeÂfeinÂdet wurÂde – vielÂleicht geraÂde deshalb.
Wir verÂlieÂren den ersÂten deutÂschen Papst seit einem halÂben JahrÂtauÂsend; einen, der eine SpraÂche spreÂchen konnÂte, die wie die Musik war, die er so liebÂte. Aber auch einen, der doch leiÂse und schüchÂtern war, nicht aufÂdringÂlich in der BegegÂnung; einen, der wunÂderÂbar zuhöÂren konnÂte – und dann AntÂworÂten geben konnÂte, die so unmitÂtelÂbar das GegenÂwärÂtiÂge traÂfen und doch so sehr angeÂfüllt waren mit WeisÂheit aus dem groÂßen Schatz der Ãœberlieferung.Â
Wir verÂlieÂren einen Mann, der einer der gelehrÂtesÂten MenÂschen seiÂner Zeit war, einer mit intelÂlekÂtuÂelÂler BrilÂlanz und DeuÂtungsÂkraft, die aber bei ihm wunÂderÂsam geeint waren mit dem so demüÂtig und verÂtrauÂensÂvoll geworÂdeÂnen GlauÂben eines KinÂdes.
Wir verÂlieÂren einen Mann, der am liebsÂten in AltÂötÂting war, bei der MutÂter der GnaÂden, der so gerÂne verÂeint war mit der GläuÂbigÂkeit der einÂfaÂchen PilÂger im HerÂzen BayÂerns – im Beten und FleÂhen um das Heil für alle. Wir verÂlieÂren einen Mann, für den Jesus ChrisÂtus das Herz der Welt war – und der ihm buchÂstäbÂlich alles bedeuÂteÂte. SeiÂne Jesus-Bücher, aber natürÂlich nicht nur sie, sind uns bleiÂbenÂdes Andenken und leuchÂtenÂde ErinÂneÂrung an dieÂse MitÂte von allem.
Wir verÂlieÂren einen groÂßen DieÂner der KirÂche, einen, der uns als Papst immer wieÂder ÃœberÂraÂschunÂgen beschert hat, mit seiÂnen EnzyÂkliÂken (die ersÂte über die LieÂbe: ​„Gott ist die LieÂbe“), mit seiÂner Gabe der brilÂlanÂten freiÂen Rede in so vieÂlen SituaÂtioÂnen, mit seiÂnem Umgang mit eigeÂnen FehÂlern oder FehlÂeinÂschätÂzunÂgen und den WunÂden der KirÂche, mit seiÂner FähigÂkeit zum echÂten DiaÂlog, mit seiÂner ForÂdeÂrung nach weniÂger AbhänÂgigÂkeit von der Welt, damit wir als KirÂche freiÂer und lieÂbenÂder und wirkÂlich dieÂnend in sie hinÂein gehen könÂnen; mit seiÂnem RückÂtritt, der uns gezeigt hat, wie wenig er an der Macht hängt und wie sehr ihm am guten FortÂkomÂmen der KirÂche geleÂgen ist.
Wir verÂlieÂren einen Mann, der in den letzÂten JahÂren seiÂnes Lebens noch sehen mussÂte und auch einÂgeÂstanÂden hat, als ErzÂbiÂschof von MünÂchen und FreiÂsing BetrofÂfeÂne von sexuÂelÂlem MissÂbrauch in der KirÂche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verÂlieÂren aber auch einen Mann, der als PräÂfekt der GlauÂbensÂkonÂgreÂgaÂtiÂon entÂscheiÂdend dazu beiÂgetraÂgen hat, dass das ProÂblem des MissÂbrauchs in der KirÂche in seiÂner ganÂzen DraÂmaÂtik erkannt wurÂde und der desÂhalb wesentÂliÂche VerÂänÂdeÂrunÂgen angeÂstoÂßen hat.Â
Papst BeneÂdikt ist heimÂgeÂganÂgen. Was für eine tröstÂliÂche NachÂricht. Aus mehÂreÂren BegegÂnunÂgen mit ihm weiß ich, dass er sich nach dem HeimÂgang gesehnt hat. Nach der BegegÂnung mit seiÂnem Herrn, für den er gelebt und den er geliebt hat. Papst BeneÂdikt ist heimÂgeÂganÂgen. Wie tröstÂlich, denn wir gewinÂnen einen Beter im HimÂmel, einen FürÂspreÂcher für unseÂre HeiÂmat, das BisÂtum PasÂsau und die ganÂze KirÂche. Papst BeneÂdikt ist heimÂgeÂganÂgen!
Wir danÂken ihm von HerÂzen für alles, was er uns geschenkt hat. Wir danÂken dem Herrn, dass Er uns ihn geschenkt hat – und wir bitÂten den Herrn, dass er an Papst BeneÂdikt alle seiÂne VerÂheiÂßunÂgen erfülÂlen möge.“
Von Bischof Dr. Stefan Oster SDB
Textquelle: Christliches Forum und Bistum Passau
Foto: Papst Benedikt XVI. – Bildquelle: dgodin, CC bei Flickr