„Traditionis Custodes“ führt zur Spaltung statt zur Einheit

Papst Franziskus verbannt die klassische Liturgie de facto ins Museum. „Es ist nicht auszuschließen, dass einige Gläubige zur Piusbruderschaft gehen oder zurückgehen werden.“ Liturgiewissenschaftler Hoping übt scharfe Kritik an „Traditionis custodes“.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 18. Juli 2021 um 10:20 Uhr

Freiburg (kathnews). In einem Interview mit dem Domradio übt der renommierten Freiburger Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Helmut Hoping scharfe Kritik am jüngsten Gesetzesakt von Papst Franziskus.

Mit einem Federstrich widerrufen

Mit seinem Motu Proprio „Traditionis custodes“ habe der Papst „die Unterscheidung zwischen zwei Formen des römischen Ritus, die Benedikt XVI. vorgenommen, als illegitim widerrufen. „“Summorum Pontificum“ ist tot“, stellt Hoping fest. Der Begriff „außerordentliche Form des römischen Ritus“ ist mit diesem päpstlichen Akt nicht mehr zutreffend. Wenn Papst Franziskus „dekretiert“ habe, so Hoping, „dass es nur eine Form des römischen Ritus gibt“, dann „behauptet er das genaue Gegenteil von Benedikt XVI., der erklärte, es gebe zwei Formen des römischen Ritus“. Nun müsse man sich fragen, „was die Feier der Messe nach dem Missale Romanum von 1962 dann ist, wenn nicht Teil des römischen Ritus. Man könnte sagen, dass Franziskus die Feier der Messe des usus antiquior (älteren Gebrauchs) musealisiert, also ins Museum verbannt hat“. Außerdem befänden sich die Priestergemeinschaften, die der klassischen Messe verbunden sind, durch Papst Franziskus nun im „rituellen Nirgendwo“,  da es laut „Traditionis custodes“ nur eine Ausdruck der „lex orandi“ gebe.

Ungerechtigkeit

„Die Behauptung des Papstes, dass viele, die der überlieferten Form der römischen Messe anhängen, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht mittragen“, sei nach Hoping „zumindest für die katholische Kirche in Deutschland ungerecht – den Diözesanpriestern gegenüber, der Petrusbruderschaft gegenüber und den Gläubigen gegenüber, die der alten Messe verbunden sind“.

Spaltung statt Einheit

Hoping schließt nicht aus, dass infolge der faktischen Aufhebung von „Summorum Pontificum“ „einige Gläubige zur Piusbruderschaft gehen oder zurückgehen werden“. „ Man darf nicht übersehen“, erinnerte Hoping, „dass es mit ‚Summorum Pontificum‘ gelungen ist, Gläubige von der Piusbruderschaft für die Einheit mit den Bischöfen und dem Papst zurückzugewinnen“.

Zweierlei Maß

Ob die Bischöfe ihr Wächteramt auch über die erneuerte Liturgie so konsequent ausüben werden wie über die klassische, bezweifelt Hoping. Angesichts verheerender liturgischer Missbräuche in der nachkonziliaren Liturgie, die Pfarrgemeinen gespaltet haben und nach Hoping  eine Form des Klerikalismus der für sie verantwortlichen Priester darstellen, darf man, so Hoping „gespannt sein, ob die deutschen Bischöfe jene Priester, die sich nicht an die liturgischen Bücher und Vorschriften halten, in ihrer Aufgabe als Hüter der Liturgie der Kirche disziplinieren werden. Ich selbst rechne nicht damit“.

Zum Interview mit Prof. Hoping

Foto: Tonsur bei der Piusbruderschaft – Bildquelle: pius.info

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