Steigende Zahlen bei den Kirchenaustritten

Ein Kommentar von Prof. Dr. Hubert Gindert.
Erstellt von Felizitas KĂĽble am 9. Juli 2023 um 17:23 Uhr
Beichtstuhl

Die Medien schreiben von „Rekordanstieg bei Zahl der Kirchenaustritte“ (Augsburger Allgemeine Zeitung, 29.6.23) oder „Kirchenaustrittswelle aus der Deutsch-Synodalen Kirche“ (kath.net). Gemeint sind die 522.821 Mitglieder, die der Kirche 2022 den Rücken zugekehrt haben.

Was ist daran verwunderlich?

Schon vor Corona und dem dreijährigen „Synodalen Prozess“ fehlten rund 90% der deutschen Katholiken bei der Sonntagsmesse. Die Eucharistie ist das wichtigste Sakrament der Kirche. Inzwischen sind es 95% geworden. Es sind die Katholiken, die entscheiden, was von den Geboten Gottes und der Kirche für sie gilt. Sie praktizieren, was in der Gesellschaft einen besonders hohen Rang hat: Selbstbestimmung, also hier die religiöse Autonomie!

Gläubige, Priester oder Bischöfe, die an die Gebote Gottes erinnern, stören diese religiöse Selbstbestimmung und rufen Protest hervor. Insofern bleibt der hohe prozentuale Anstieg der Austrittszahlen mit einem Plus von 63,7%, 22,5% sowie 70,3% in den Bistümern Passau, Eichstätt und Regensburg von 2022 gegenüber 2021 in dieser Logik. Von Köln sind die Zahlen noch nicht bekannt. Der Anstieg der Austrittszahlen in der Diözese Augsburg liegt bei 53% (vgl. AZ, 24.6.23).

Mit den von Rom nicht anerkannten Beschlüssen des „Synodalen Prozess“ haben diese Austritte wenig zu tun. Wäre es anders, müssten die Diözesen, deren Bischöfe die „Reformen“ beschlossen haben, hohe Eintrittszahlen aufweisen. Wer den Hauptgrund im „Reformstau“ der katholischen Kirche sieht, muss auch begründen können, warum aus der evangelischen Kirche 2022 rund 380.000, d.h. ein Drittel mehr als 2021 – ein Negativrekord! – ausgetreten sind, obwohl dort die Forderungen des „Synodalen Prozesses“ längst erfüllt sind.

Auch vor Corona und dem „Synodalen Prozess“ sind jedes Jahr hohe Austrittszahlen aus der katholischen Kirche zu vermelden. Die ständigen Medienberichte um „Reformen“ haben aber den „Neuheiden“ bewusst gemacht, dass sie einer „Institution“ angehören und für sie Kirchensteuer zahlen, die mit ihrem Leben nichts zu tun hat, d.h. indifferent geworden ist.

Die hohen Austrittszahlen werden anhalten, weil die religiöse Selbstbestimmung bei den o.a. 95%, die keinen Kontakt mit der Kirche haben, zunehmen wird.

Wer in der Kirche bleiben wird, möchte sein Leben an Wort und der Haltung Jesu ausrichten. Und wer neue Anhänger gewinnen will, sollte sich an das Wort von Joseph Ratzinger erinnern: „Nur wenn die Kirche anfängt, sich selbst wieder als das darzustellen, was sie ist, wird sie das Ohr der neuen Heiden mit ihrer Botschaft zu erreichen vermögen“. (Das neue Volk Gottes, Patmos-Verlag, 1969).

Diese Christen werden die befreiende Botschaft Jesu mit Erstaunen und Freude vernehmen, denn sie war ihnen bisher teilweise vorenthalten worden.

Textquelle: Christliches Forum

Foto: Beichtstuhl – Bildquelle: Bene16

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