Schönborn: Amoris Laetitia ist „Akt des kirchlichen Lehramts“

Christoph Kardinal Schönborn sieht den Weg des Schreibens bereits bei Franziskus‘ Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. geebnet.
Erstellt von Radio Vatikan am 8. Juli 2016 um 18:16 Uhr
Kardinal Christoph von Schönborn

Wien (kathnews/RV). Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat den lehramtlichen Charakter des Päpstlichen Schreibens „Amoris Laetitia“ hervorgehoben. In einem Interview mit der Jesuiten-Zeitschrift „Civiltà Cattolica“, das in voller Länge am 23. Juli erscheint, betont der langjährige Dogmatik-Professor Schönborn, die Exhortation im Anschluss an die Bischofssynode sei ein „Akt des kirchlichen Lehramtes“, aktualisiert im Kontext der heutigen Zeit. Alle früheren lehramtlichen Äußerungen zu Ehe und Familie müssten nun im Licht des Dokuments von Papst Franziskus gelesen werden.
Sehr wohl mache der Papst in „Amoris Laetitia“ starke und entschlossene Aussagen, die den lehramtlichen Charakter des Schreiben unterstrichen, so der Kardinal. Jedoch wolle Franziskus weg von einem abstrakten, gar „elitären“ Blick der Doktrin auf das Thema Ehe und Familie hin zum Blick des „Guten Hirten“ kommen, der Verständnis und Mitgefühl mit den Schwächen und Fehlern der Menschen habe. Dieser Blick aufs Konkrete und die Aufmerksamkeit für die Schwächsten sei der Schlüssel zu Franziskus‘ Schreiben.
Wenn Franziskus von Familie spreche, mache er sich nicht etwa eine säkulare Sicht zu eigen, noch ein abstraktes Ideal, sondern vielmehr gehe er das Thema mit einem „biblischen Realismus“ an. Auch die Bibel zeichne kein perfektes Bild von der Familie, sondern zeige, dass es sich auch hierbei um Sünder handle, die auf dem Weg seien.
Schönborn sieht Amoris Laetitia in eine lange kirchliche Tradition gebettet, deren moralische Wurzeln bei Ignatius von Loyola und Thomas von Aquin liegen: Weg vom Rigorismus, hin zu einer Moral, die die ganze Person einschließt. Auch sieht Schönborn den Weg des Schreibens bereits bei Franziskus‘ Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. geebnet. So habe Franziskus einen wichtigen Schritt nach vorn getan, indem er verdeutlicht habe, was in der Exhortation „Familiaris consortio“ von Johannes Paul II . noch implizit gewesen sei: Es existiert keine kirchliche Norm, die für ausnahmslos alle Fälle gilt. Amoris Laetita sei somit der große moralische Text, auf den die Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewartet habe.

Kardinal Christoph Schönborn hatte „Amoris Laetitia“ im Auftrag von Papst Franziskus vergangenen April der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Wiener Erzbischof hatte an beiden Familiensynoden teilgenommen, an der ersten als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, an der zweiten auf päpstliche Ernennung.

Siehe auch:

Amoris laetitia ist Ausdruck des höchsten Lehramtes

Foto: Kardinal Schönborn – Bildquelle: Th1979, CC

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