Sanftmut und Demut Jesu statt Gay Pride

Ein Kommentar von Margarete Strauss zur Bedeutung des Monats Juni.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 21. Juni 2021 um 17:15 Uhr

Die Kirche begeht im Juni den Herz-Jesu-Monat. Wir verehren intensiv das geöffnete Herz Jesu als Ausdruck seiner ĂŒbergroßen Liebe zu uns. Doch wie viel hören wir in unseren Gemeinden darĂŒber? Es herrscht peinliches Schweigen gegenĂŒber dieser angeblich so veralteten Frömmigkeitsform bzw. wird das Herz Jesu ĂŒberlagert von einem ganz anderen Ereignis – dem Gay Pride Month. Laut RICE, dem „Rainbow Index of Churches in Europe“, gehört die Katholische Kirche in Deutschland zu den Top Ten der LGBTIQ-freundlichsten Kirchen weltweit. Man beachte: Sie ist die einzige römisch-katholische Partikularkirche unter den ersten zehn aufgefĂŒhrten.[1] Die Aktion #liebegewinnt ist ein Beispiel fĂŒr viele konkrete Unternehmungen, die dies bestĂ€tigen. Auch im Juni, der aus historischen GrĂŒnden zum Pride Month ernannt worden ist, bieten viele Kirchengemeinden in Deutschland entsprechende Veranstaltungen an. Es handelt sich um traurige Beispiele dafĂŒr, dass die „letzte Widerstandsbastion“, wie es Bischof Athanasius Schneider vor Jahren formuliert hat, Risse bekommen hat und einige Teile der deutschen Kirche bereits vor dieser Ideologie kapitulieren. Sie schwimmen auf der Welle der Ideologie, die viele gesellschaftliche Teilbereiche infiltriert: Mode-Unternehmen wie C&A bieten im Juni eigene Pride-Kreationen an. Auf YouTube werden viele Videos zum Pride Month veröffentlicht. Wo man hinsieht, weht die abgeĂ€nderte Regenbogenflagge, sechs statt sieben Farben, das Zeichen der diabolischen Verzerrung von Gottes Bundeszeichen. Überall werden Pride-Paraden abgehalten, bei denen den Zuschauern die brutale Nacktheit von Menschen aufgezwungen wird – inklusive Kindern. Plumpe Sexualisierung statt Schönheit der Keuschheit, ein systematischer Abbau von Scham. Selbst bei Nahrungsmitteln macht die LGBTIQ-Bewegung keinen Halt: Kellogg‘s bringt Cornflakes in Regenbogenfarben heraus. Schon in den vergangenen Jahren konnte man in gewissen Restaurantketten Gay Pride Fries oder Ă€hnliches bestellen. Das Bildungsprogramm ist infiltriert von dieser Ideologie, schon bei den Kleinsten soll „Drag“ salonfĂ€hig gemacht werden. Diese Bewegung wird immer weiterentwickelt – mittlerweile soll man LGBTIQA+ sagen. Fragen Sie jemanden in der FußgĂ€ngerzone, welche besondere Bedeutung der Monat Juni besitzt. Sie werden eher zu hören bekommen, dass Gay Pride gefeiert wird, als dass es der Herz-Jesu-Monat ist.

Umso wichtiger ist es, dem Ganzen mutig entgegen zu treten und als Kirche wieder zu verdeutlichen, wie wesentlich die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu ist. Ein immer wiederkehrendes Stoßgebet ist dabei „Jesus, sanftmĂŒtig und demĂŒtig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen!“ Im Buch der Sprichwörter wird uns zudem der Kernsatz geschenkt: Mehr als alles hĂŒte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus (Spr 4,23). Die Herz-Jesu-Verehrung ist also nicht einfach ein kitschiger Bonus fĂŒr jene, die es brauchen, sondern die Erinnerung an das Entscheidende unserer Existenz. Es geht um die eigene Herzensbildung nach dem Herzen Jesu. Ein gelungenes Leben beginnt mit einer guten Herzenshaltung.

Die Grundhaltung des Stolzes jedoch, die durch den Pride Month und die damit verbundene Ideologie transportiert wird, steht dem diametral gegenĂŒber. Gewiss ist die Grundidee, gegen Diskriminierung von Menschengruppen einzustehen, an sich gut. Doch es geht lĂ€ngst nicht mehr um die Tolerierung benachteiligter Menschen, sondern um die Indoktrination einer Ideologie schon bei den JĂŒngsten unserer Gesellschaft. Die totalitĂ€re Natur dieses Vorhabens wird immer wieder deutlich, wo Menschen sich dagegen aussprechen. Es sei an wiederholte Zensurwellen auf Plattformen wie YouTube und TikTok erinnert, bei denen kritische Videos und ganze KanĂ€le gelöscht worden sind.

ZurĂŒck in den Garten Eden. Dort begann alles mit dem Hochmut der Schlange, die Gottes GĂŒte infrage stellte und Misstrauen im ersten Menschenpaar sĂ€te. Die Urversuchung bestand darin, wie Gott sein zu wollen. Der Stolz des Widersachers Gottes ist das Gift im Herzen jedes Menschen, das sich auszubreiten droht. Christus hat uns erlöst, als er ans Kreuz ging und von den Toten auferstand, um damit der Schlange den Kopf zu zertreten, ihr Gift gleichsam wirkungslos zu machen. Die Demut des Herzens Jesu besiegte den Stolz des Bösen. Wie können wir als bereits Erlöste freiwillig zurĂŒckkehren und den Stolz in unser Leben zurĂŒckholen, der uns das ewige Leben verschließt? Wie kann die Kirche, die den Menschen die Heilsmittel an die Hand geben sollte, den Stolz bewerben, der die Menschen von Gott wegfĂŒhrt? Die Kirche ist mit der Pride Bewegung nicht vereinbar. Stolz oder anders formuliert Hochmut ist eine der sieben HauptsĂŒnden. Vielmehr muss die Kirche als Fels in der Brandung mutig die Botschaft von der Demut Christi verkĂŒnden, eine Botschaft des Gekreuzigtwerdens, der Ganzhingabe und Selbstverschenkung. Sie muss wieder verkĂŒnden, was wahre Liebe ist – nicht die ErfĂŒllung von Lust, sondern das Sterben fĂŒreinander.

Sie muss dem Menschen von heute wieder Demut und Sanftmut als Lebensprogramm schmackhaft machen, die zwei Begriffe, die Jesus in Mt 11,29 bei seiner Selbstcharakterisierung offenbart. Die Hl. Teresa von Kalkutta hat einmal sinngemĂ€ĂŸ gesagt: Demut ist, wenn Lob und Tadel an einem abprallen, weil man weiß, wer man vor Gott ist. Bei Demut geht es also darum, sich selbst im Lichte Gottes zu sehen mit den StĂ€rken und SchwĂ€chen. Diese Haltung fĂŒhrt zu einer Freiheit und UnabhĂ€ngigkeit von Bewertungen anderer Menschen. Sie impliziert auch den Mut zur Erniedrigung, ganz nach Jesu Grundsatz: „Der GrĂ¶ĂŸte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23,11-12). Wer um den eigenen Wert weiß, scheut sich nicht vor dem freiwilligen Kniefall. Jesu Demut lĂ€sst sich an seinem Verhalten ablesen und somit nachahmen. In jeder Lebenslage verhĂ€lt er sich ganz frei von der Meinung der Mitmenschen, weil er seinen Wert als Gottes Sohn kennt. Die Kirche hat so eine große Chance, diese Haltung in heutiger Gesellschaft wieder salonfĂ€hig zu machen, ganz besonders im Herz-Jesu-Monat. Die Kirche bezieht ihre Ressourcen von Christus selbst, der die Demut zum Lebensprogramm macht, und muss sich keiner Ideologie beugen.

Die Sanftmut ist mit der Demut ganz eng verbunden. Jesus zĂ€hlt beide Eigenschaften als Begriffspaar auf. Die Sanftmut Jesu zeigt sich konkret in seiner Wehrlosigkeit bis zur Vollendung des Kreuzestodes. In seinem Verhalten erfĂŒllt er die Worte Jesajas in den Gottesknechtsliedern, wenn es zum Beispiel heißt: „Ich hielt meinen RĂŒcken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor SchmĂ€hungen und Speichel.“ (Jes 50,6). Darin lebte er selbst vor, was er seinen JĂŒngern in der Bergpredigt auftrug: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlĂ€gt, dann halt ihm auch die andere hin!“ (Mt 5,39). In den Seligpreisungen heißt es zudem: „Selig die SanftmĂŒtigen; denn sie werden das Land erben.“ (Mt 5,5).

Beide Begriffe als Haupteigenschaften des heiligsten Herzens Jesu sind als zu erstrebende Tugenden zugleich zwei FrĂŒchte des Heiligen Geistes. Paulus ĂŒberliefert den Katalog mit den zwölf FrĂŒchten des Heiligen Geistes in Gal 5,22-23.

Letztendlich geht es um einen Leitfaden fĂŒr die Menschen, wie sie glĂŒcklich werden können. Der Hochmut der ersten Frau hat die Welt zum Negativen verĂ€ndert, als sie mit ihrem Ungehorsam Gott ihr Nein gegeben hat. Die Demut der Gottesmutter hat die Welt zum Positiven verĂ€ndert, mit der sie ihr Ja gegeben hat. Besonders der Monat Juni stellt die Chance der Kirche dar, den Menschen diesen Leitfaden zum gelungenen Leben wieder an die Hand zu geben. DafĂŒr sollte sie ihre Ressourcen nutzen, nicht fĂŒr das LiebĂ€ugeln mit einer menschenfeindlichen Ideologie, die die Menschen letztendlich nicht glĂŒcklich macht.

Was können wir konkret tun, wenn sich im Juni alle Menschen auf den Gay Pride MĂ€rschen und Kundgebungen versammeln? Wir können vermehrt vor dem ausgesetzten Allerheiligsten fĂŒr all jene beten und sĂŒhnen, zur Wiedergutmachung der Beleidigung der Schöpfungsordnung Gottes und der Verunglimpfung der Liebe, die Gott uns Menschen erwiesen hat. Empfehlen wir all jene Menschen dem heiligsten Herzen Jesu an, legen wir sie gleichsam in seine geöffnete Seitenwunde. Er schenkt uns in jeder Hl. Messe sein Herz, wenn sein Kreuzesopfer vergegenwĂ€rtigt wird. Legen wir auch die ganze Katholische Kirche in seine Seitenwunde, auf dass nicht nur die eucharistischen Gaben von Brot und Wein gewandelt werden, sondern auch die Herzen all jener, die verwundet sind.

[1] Vgl. https://inclusive-churches.eu/download/Annual-Review-Full-2021.pdf.

Foto: Regenbogenfahne – Bildquelle: Kathnews

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