Rom hält die Türen offen

Papst Franziskus empfing Generaloberen der Piusbruderschaft.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 11. Mai 2014 um 12:18 Uhr
Niedere Weihen bei der FSSPX

Vatikan (kathnews). Papst Franziskus soll vor einiger Zeit den Generaloberen der Piusbruderschaft (FSSPX), S.E. Bischof Bernard Fellay, in Privataudienz empfangen haben. Das berichtet der englischsprachige Rorate-Caeli-Blogspot. Das Gespräch zwischen dem Papst und Bischof Fellay soll herzlich gewesen sein. Über den Inhalt des Gespräches wurden keine Angaben gemacht. Wie der Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Kardinal Müller, noch vor einigen Wochen wissen ließ, halte der Vatikan die Türen für den Dialog mit der Piusbruderschaft offen. Papst Benedikt XVI. hatte 2009 die Exkommunikation der vier von Erzbischof Lefebvre im Juni 1988 ohne päpstliches Mandat geweihten Bischöfe aufgehoben. Seitdem steht der Vatikan und die Piusbruderschaft in einem intensiveren Dialog als vorher. Papst Benedikt XVI. hatte dafür eine eigene Theologenkommission errichtet. Ziel des Dialoges ist eine Festlegung der kirchlichenrechtlichen Position der FSSPX und ihrer kanonischen Struktur. Dabei wird unter anderem über eine Errichtung der FSSPX als Personalprälatur nachgedacht.

Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils als Ausdruck des obersten authentischen Lehramtes

Voraussetzung jedoch ist die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses ist zwar von seinem Selbstverständnis und Auftrag her kein dogmatisches Konzil gewesen in dem Sinne, dass es keine neuen Dogmen verkündet hat und in seiner Lehrverkündigung und in seinem Sprachstil pastoral ausgerichtet ist – dabei wurden bestehende Dogmen bestätigt -, doch sind seine Aussagen Ausdruck des obersten authentischen Lehramtes der Kirche. Daher fordert Vaticanum II  den „religösen Gehorsam des Willens und des Verstandes“ (vgl. LG, Art. 25). Dieser Grad der Zustimmung des authentischen Lehramtes verbietet jedoch keineswegs – im Respekt vor dem Lehramt der Kirche – einen legitimen Raum zur Diskussion über einige Texte und Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils. In diesem Rahmen bewegt sich der Dialog zwischen dem Apostolischen Stuhl und der Piusbruderschaft. Dabei geht es vor allem um die – nicht dogmatischen (!) – Aussagen des Konzils über die Religionsfreiheit (Dignitatis humanae), über den Ökumenismus (Unitatis redintegratio) und das Verhältnis der Katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (Nostra aetate).

Grad der Zustimmung: religiöser Gehorsam des Willens und des Verstandes (Lumen gentium, Art. 25).

In der Ausgabe des L´Osservatore Romano vom 2. Dezember 2011 schrieb der Konsultor der Glaubenskongretation sowie Generalvikar des Opus Dei, Msgr. Fernando Ocáriz, im Hinblick auf das Zweite Vatikanischen Konzils einen instruktiven Aufsatz über die verschiedenen Grade der Lehrautorität. Unter anderem stellt er klar: „Jene Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Glaubenswahrheiten in Erinnerung rufen, verlangen natürlich Zustimmung mit theologalem Glauben – nicht weil sie von diesem Konzil gelehrt wurden, sondern weil sie als solche bereits unfehlbar von der Kirche vorgelegt worden sind, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt. Ebenso verlangen andere Lehren, die vom Zweiten Vatikanum in Erinnerung gerufen und bereits früher durch das Lehramt in einer definitiven Äußerung verkündet wurden, volle und endgültige Zustimmung. Die anderen lehrmäßigen Aussagen des Konzils verlangen von den Gläubigen einen Grad der Zustimmung, der als „religiöser Gehorsam des Willens und des Verstandes“ bezeichnet wird: eine „religiöse“ Zustimmung also, die nicht auf rein rationalen Motivationen gründet. Diese Zustimmung ist kein Akt des Glaubens, sondern vielmehr des Gehorsams, der aber nicht bloß disziplinärer Natur ist, sondern im Vertrauen auf den göttlichen Beistand für das Lehramt wurzelt, und sich daher „in die Logik des Glaubensgehorsams einfügen und von ihm bestimmen“ läßt (Kongregation für die Glaubenslehre, Instruktion Donum veritatis, 24. Mai 1990, Nr. 23). Dieser Gehorsam gegenüber dem Lehramt der Kirche stellt keine Grenze für die Freiheit dar, sondern er ist im Gegenteil Quelle der Freiheit. Die Worte Christi: „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16), sind auch an die Nachfolger der Apostel gerichtet; und Christus hören bedeutet, die Wahrheit in sich aufzunehmen, die befreit (vgl. Joh 8,32).“

Der integrale Beitrag des Konsultors kann hier lesen werden: Lehrautorität

Foto: Niedere Weihen bei der Piusbruderschaft – Bildquelle: fsspx.info

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