„Römische Begegnungen“

Eine Buchbesprechung von Martin Bürger.
Erstellt von Martin Bürger am 30. April 2020 um 08:36 Uhr

Gerhard Kardinal Müller, der vormalige Bischof von Regensburg und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, hat mit „Römische Begegnungen“ auf den ersten Blick eine Art Tagebuch von Beobachtungen aus seinem Leben in der Ewigen Stadt verfasst. Beim Lesen merkt man jedoch, dass es sich um eine literarische Darstellung einer wichtigen Thematik handelt, nämlich der Frage nach der Rolle von Papst und Rom in der Weltkirche. Entsprechend sei dahingestellt, ob es sich nun um eine genaue Nacherzählung tatsächlich immer genau solcher Situationen handelt, wie sie im Buch beschrieben sind.

Gleich zu Beginn schreibt Müller von einem „Frühlingsabend in der deutschen Botschaft“, wobei allerlei Positionen der Teilnehmer des Empfangs präsentiert werden, von ganz liberal bis hin zu traditionalistisch. Dass dabei gerade auch der Traditionalist etwas überspitzt gezeichnet wird, ist wohl wiederum dem literarischen Charakter des Buches geschuldet.

Sicherlich ein tatsächliches Gespräch findet der Leser im Kapitel „Die Kirche im säkularen Zeitalter“, wobei die Fragen von Pawel Lisicki, einem polnischen Journalisten, gestellt wurden. Gefragt, ob die Fünfzigerjahre nicht irgendwie doch eine bessere Zeit waren, sagt Müller: „Sicher war es besser, dass vor 50 Jahren mehr Leute in die Kirche gegangen sind. Auch wenn man das letztlich nicht beurteilen kann: Wenn die Umgebung katholisch sozialisiert ist, werden auch viele Menschen einfach mitgetragen. Das Getragen-Werden vom katholischen Milieu hat einen Vorteil, aber auch den möglichen Nachteil, dass der Glaube dahin dümpelt und einer Prüfung nicht standhält.“

Zur Piusbruderschaft sagt Müller, man müsse „den Papst in seinem Lehramt – nicht in allen privaten Äußerungen – und auch das Zweite Vatikanische Konzil anerkennen als das, was es war, nämlich ein im Heiligen Geist versammeltes allgemeines Konzil, die Zusammenkunft aller katholischen Bischöfe mit und unter dem Papst, dem Haupt des Bischofskollegiums“. Die Dokumente seien aber doch „von unterschiedlichem Gewicht und Wertigkeit“, so Müller. Die Religionsfreiheit sei jedenfalls „ohne Vorbehalt“ anzuerkennen.

Martin Bürger

Bibliografische Informationen und Bestellung:

Verlag Herder

Foto: R̦mische Begegnungen (Buchcover) РBildquelle: Verlag Herder

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