Prof. Menke: Dogmen sind irreversibel
âProfessor Hans KĂŒng weicht in seinen Schriften von der vollstĂ€ndigen Wahrheit des katholischen Glaubens ab. Darum kann er weder als katholischer Theologe gelten noch als solcher lehren.â Zu dieser Feststellung und Entscheidung gelangte die Glaubenskongregation in einer von Papst Johannes Paul II. (siehe Foto) approbierten ErklĂ€rung vom 15.12.1979 mit dem Titel „Christi Ecclesia a Deo“. Seit 1968 hatte die Glaubenskongregation unter Papst Paul VI. LehrgesprĂ€che mit dem TĂŒbinger Theologen Hans KĂŒng gefĂŒhrt. Nach dem Erscheinen von dessen Buch âUnfehlbar? â eine Anfrageâ eröffnete sie gegen ihn eine Lehrverfahren. Weil der in TĂŒbingen lehrende Theologe KĂŒng nicht von seinen IrrtĂŒmern Abstand genommen hatte, entzog die Deutsche Bischofskonferenz dem aus der Schweiz stammenden Theologen im Januar 1980 die Lehrerlaubnis.
Epigone KĂŒngs
Dennoch leben KĂŒngs Theorien in den Köpfen einiger Theologen weiter. In einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung âDie Tagespostâ nannte der emeritierte Bonner Dogmatiker Prof. Karl-Heinz Menke, der auch Mitglied der Internationalen Theologenkommission in Rom ist, ausdrĂŒcklich drei Namen der zur Zeit im Geiste KĂŒngs lehrenden Theologen. Es sind  Saskia Wendel, Professorin fĂŒr Systematische Theologie am Institut fĂŒr Katholische Theologie der Philosophischen FakultĂ€t an der UniversitĂ€t zu Köln, Magnus Striet, Professor fĂŒr Fundamentaltheologie an der UniversitĂ€t Freiburg im Breisgau, und Michael Seewald,  Professor fĂŒr Dogmatik und Dogmengeschichte an der WestfĂ€lischen Wilhelms-UniversitĂ€t MĂŒnster. Letzter machte in jĂŒngster Zeit durch seine beiden Buchveröffentlichungen âReform. Die Kirche anders denkenâ und âDogma im Wandel. Wie Glaubenslehren sich entwickelnâ auf sich aufmerksam. Seine Auffassungen beinflussen das Denken vieler Theologen, Bischöfe, Priester und Laientheologen.
Menkel: Im Grund steht die SakramentalitÀt der Kirche auf dem Spiel
Prof Menke sagte gegenĂŒber der Tagespost: âWenn die Dogmen der Kirche nur noch âanthropogeneâ (GPW: durch Menschen erdachte und beeinfluĂte) Ausdeutungen des notwendig zu denkenden Absoluten sind, dann ist das Lehramt der Apostelnachfolger, wenn es in Gemeinschaft mit dem Petrusnachfolger eine  verbindliche Trennung wahrer von falscher Christusinterpretationen dekretiert, nur noch ein fehlbares â anthopogenes â Entscheidungsorgan. Kurzum: Die SakramentalitĂ€t der Kirche steht gegenwĂ€rtig erneut auf dem Spiel, was nicht zuletzt die â theologisch unsĂ€glichen! â Papiere der Vorbereitungsgruppen der vier GesprĂ€chsforen des Synodalen Wegen beweisen.â Offenbarung sei in dieser Sichtweise immer zeitbedingt und damit verĂ€nderbar. Damit wĂŒrde aber die Fassung des Glaubens in ein bestimmtes dogmatisches Bekenntnis unmöglich. Die Tagespost zitiert den Bonner Theologen wörtlich: âZur Selbstoffenbarung Gottes als Mensch Jesus gehört auch das gemeinsame Verstehen dieses Inkarnationsgeschehens. NatĂŒrlich kann man eine Verstehensregel wie das Dogma des ersten Konzils von NicĂ€a immer tiefer gedanklich und sprachlich ausloten. Aber nach hintern ist diese Bekenntnisformel âeines Wesens mit dem Vaterâ abgeschlossen und also irreversibel beziehungsweise unfehlbar richtig.â KĂŒng habe die Unfehlbarkeit von SĂ€tzen grundsĂ€tzlich bestritten, so Menke.
Foto: Papst Johannes Paul II. – Bildquelle: JosĂ© Cruz/Abr, CC