„Pontifex“ veranstaltete Workshop zum Thema Fundamentalismus 

Förderung des interreligiösen Dialogs. - Ein Beitrag von Martin F. Peters.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 16. Mai 2015 um 09:52 Uhr
Sultan Ahmed Moschee

Köln (kathnews). Das katholische Mediennetzwerk „Pontifex“ veranstaltete am 09. Mai einen Workshop zum Thema „Gewalt im Namen Gottes? Das Problem des Fundamentalismus im christlich – islamischen Verhältnis.“ im Kölner Pfarrheim St. Kunibert. Mehr als 40 Teilnehmer aus Nah und Fern beschäftigten sich mit der hochaktuellen und brisanten Thematik.

Fast täglich werden wir in den Medien mit dem Problem des religiösen Fundamentalismus konfrontiert, der vor allem im Nahen Osten zu blutigen Auseinandersetzungen und sogar Bürgerkriegen führt. Hierbei  ist vor allem der Fundamentalismus zu nennen, der im „Islamischen Staat“ (IS) eine besonders grausame Ausprägung erfahren hat. Dadurch hat sich die Wahrnehmung der Religion im Allgemeinen und des Islam im Speziellen für viele Menschen verändert. Zahlreiche Gläubige mussten vor den Kämpfern des IS fliehen oder wurden ermordet. Gewalt bestimmt den Alltag in der Bürgerkriegsregion des Nahen Ostens.

Oft beherrschen Vorurteile den öffentlichen Diskurs über Religion und verhindern somit einen differenzierten Blick auf die Problematik des religiösen Fundamentalismus. Die manchmal  verstörenden Fernsehbilder, die zum Beispiel Kämpfe des IS zeigen, erregen verständlicherweise die Gemüter. Der Workshop sollte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Fundamentalismus ermöglichen. Eine öffentliche Diskussion braucht ein genaues Verständnis der komplizierten Sachlage. Nur so kann der gegenseitige Dialog gefördert und ein gemeinsames Vorgehen gegen Fundamentalismus geschaffen werden.

Fundamente des Glaubens – Fundamente der Diskussion

Die Veranstaltung begann mit einem Impulsvortrag zu Grundzügen des muslimischen Glaubens. Pater Richard Nennstiel OP vom Dominikanischen Institut für christliche – islamische Geschichte erklärte den Teilnehmern die Entstehung des Korans und des Islam. Ein besonderer Schwerpunkt nahm hierbei auch der Wandel dieser Religion im Laufe der Jahrhunderte ein. So wurde die Spaltung der muslimischen Welt in verschiedene Konfessionen und Rechtsschulen thematisiert. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden auch aktuelle Problematiken, wie dem organisierten Terrorismus, den „Islamischen Staat“ oder den Konflikt in Palästina angesprochen. Pater Richard Nennstiel ist der Überzeugung, dass ein gemeinsamer Dialog zwischen Christen und Muslimen notwendig ist, um die zunehmende Radikalisierung, vor allem der Jugend, wieder in den Griff zu bekommen. In der Debatte um religiöse Gewalt käme es zu oft zu Verallgemeinerungen. So assoziieren immer mehr Menschen Religion mit Gewalt, was natürlich nicht der Realität entspricht.

Interreligiöser Dialog als Chance

Verallgemeinerungen können der hohen Komplexität der derzeitigen Situation nicht gerecht werden und erschweren gemeinsame Lösungsansätze. „In der Debatte braucht es mehr Ehrlichkeit. Wir müssen unsere jeweiligen Glaubensgrundlagen kennen, um miteinander sprechen zu können“, erklärte der Dominikanerpater. Bei einem kleinen Imbiss konnten sich die Teilnehmer über das Thema und ihre Meinung austauschen. Nach der Pause stellte Pater Richard Nennstiel den politischen Islam mit all seinen Facetten vor. Dabei wurde nicht nur über das Verhältnis von Politik und Islam diskutiert, sondern auch über die Theokratie im Iran und ihre Bedeutung für die muslimische Welt. Es stand auch die Frage im Raum, was jeder Einzelne gegen eine Radikalisierung tun könne. „Genau das, was wir jetzt gerade tun: Uns darüber austauschen und die Gegenseite kennenlernen. Durch das gegenseitige Wissen vom anderen Glauben, können wir auch besser aufeinander zugehen und eine Radikalisierung verhindern.“

Der Blick auf die andere Seite

Am Nachmittag eröffnete die islamische Theologin Hamideh Mohaghegi den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die islamische Perspektive des Fundamentalismus-Problems. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Paderborner Institut für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften und sieht, genauso wie Pater Richard Nennstiel, im Dialog eine große Chance. Dabei gibt es auch Schwierigkeiten zu überbrücken. Der eigene Glaube muss im gegenseitigen Gespräch kritisch reflektiert, aber nicht relativiert werden. In der Angst vor einer Relativierung des eigenen Glaubens liegt gleichermaßen die Angst vor dem Dialog begründet. Gleichzeitig sollten Muslime, wie auch Katholiken, im öffentlichen Diskurs nicht nur auf ihren Glauben reduziert werden.

Das Publikum zeigte großes Interesse an der islamischen Sicht auf das Thema des Fundamentalismus, aber für grundlegende theologische Fragestellungen im Islam. Die Diskussion konnte Parallelen und Unterschiede zwischen den beiden Weltreligionen herausstellen und die Problematik des Fundamentalismus in das Bewusstsein der Teilnehmerinnen und Teilnehmer rücken. Ein wichtiger Beitrag in einer immer noch nicht endenden Debatte.

Foto: Sulan Ahmed Moschee – Bildquelle: Dersaadet, Wikipedia

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