Pläne für neue alte Orgel im Dom zu Lübeck

Stiftung für Projektumsetzung bereits in Gründungsphase.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 1. April 2014 um 07:50 Uhr

Lübeck (kathnews/hl-live.de). Seit mehr als einem Dutzend Jahren taucht bei Musikfreunden von Zeit zu Zeit eine Idee auf: Rekonstruktion und Wiederaufbau der großen, im Krieg zerstörten Orgel im Dom zu Lübeck. Sonntagabend wurde bei einem Konzert über Möglichkeiten einer Realisierung gesprochen. „Faszination Schnitger-Orgel“ stand über dem „besonderen Domkonzert“, von dem Pastor Martin Klatt sprach. Ein halbes Dutzend Mal wurde die Musik unterbrochen. Alle Redner hielten sich an die Devise, dass weniger mehr sein kann. Es waren kurze Ansprachen, und jeder Redner trug seinen Teil zur Geschichte bei. Professor Wolfgang Sandberger, Leiter des Brahms-Instituts der Musikhochschule, erinnerte an Stationen: 2002 gab es ein Symposium, angeregt durch ein Ereignis zwei Jahre zuvor. In Göteborg in Südschweden wurde 2000 eine Orgel eingeweiht, die nach der Art und mit Materialien wie in der Zeit des berühmten Hamburger Orgelbauers Arp Schnitger rekonstruiert worden war. Musikliebhaber und die Fachwelt spendeten Anerkennung.

2007, im Jubiläumsjahr für den berühmten Lübecker Organisten Dieterich Buxtehude (1637-1707) , wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um Möglichkeiten zu finden, ob ein solch großes Instrument in die seit dem Wiederaufbau veränderte Situation im Lübecker Dom eingebaut werden könnte. Im Westwerk, zwischen den Türmen, stand bis zur Brandnacht vom Palmsonntag 1942 eine der besten und größten Orgeln Schnitgers, die freilich um 1900 in ihrem klingenden Teil verändert worden war. Am Sonntag wurde im Dom ein Modell des preisgekrönten Entwurfs des Architektenbüros Riemann und Nachtsheim vorgestellt. „Es ist der Tag des Aufbruchs“, sagte Sandberger. Professor Arvid Gast, Vorsitzender des Senats der Musikhochschule Lübeck, betonte die Bedeutung, die ein solches Instrument für die Ausbildung des Organistennachwuches hätte. Gast pries die gute Zusammenarbeit zwischen der Musikhochschule und den Lübecker Kirchen mit ihren Orgeln. Gast: „Lübecks Ausstrahlung als Orgelstadt würde erhöht, der Hochschulstandort gestärkt.“

Architekt Hanno Nachtsheim erläuterte den Entwurf. Es sei eine komplexe Aufgabenstellung gewesen. An der Werkaufteilung Arp Schnitgers habe sich nichts geändert. Die einzelnen Teile des Prospektes, der Schauseite der Orgel, würden jedoch zum Teil auseinander gerückt, zudem von vielen barocken Ranken und anderen Schnitzereien befreit, damit das im Westen der Kirche eingebaute farbige Fenster von Lothar Quinte durchschimmern könnte. Von erlesener Qualität war die Musik des Abends. Domkantor und –organist Hartmut Rohmeyer hatte seine Chöre – Domchor sowie den Lübecker Sing- und Spielkreis – in den Seitenschiffen einander gegenüber aufgestellt und jeweils durch Instrumente verstärkt. Ãœberwiegend barocke Musik war zu hören, begleitet von alten Posaunen, Zinken, Krummhörnern. Dazwischen lösten sich die Organisten der übrigen Innenstadtkirchen an der Marcussen-Orgel ab. Großer Applaus für alle Mitwirkenden am Schluss und natürlich die Aufforderung, das Projekt zu unterstützen. Denn aus der „Faszination Schnitger-Orgel“ kann nur durch Stiftungen und Spenden Wirklichkeit werden.

Vertreter des Kirchengemeinderates dämpften allzu große Enthusiasten. Zunächst einmal müsse die Finanzierung auf einigermaßen sicheren Beinen stehen. Dann muss eine Firma gefunden werden, die sich mit dem Orgelbau des 17. Jahrhunderts auskennt. Bis zur Orgelweihe würden also noch Jahre ins Land gehen. Pastor Martin Klatt nannte eine Zahl. Da nicht nur der Bau einer „neuen alten Orgel“ zu finanzieren sei, sondern auch erhebliche bauliche Maßnahmen im Turmbereich der Domkirche, könnte es sein, dass man am Ende bei fünf Millionen Euro liege, „hoffentlich weniger“, sagte Klatt. Domorganist Hartmut Rohmeyer lädt im Laufe des Jahres mehrere Male zu Konzerten in den Dom, bei denen kein Eintritt erhoben, aber für das Projekt „Faszination Schnitger-Orgel“ um Spenden gebeten wird. Eine entsprechende Stiftung sei in der Gründungsphase, hieß es.

Textquelle: hl-live.de – Autor: TD

Foto: Holstentor in Lübeck – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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