Pfingstpredigt: Kardinal Marx will die Zeitgeistkirche
Ein Kommentar von Mathias von Gersdorff:
Als programmatische Aussage stellte Kardinal Marx seine Vision von Kirche vor. Er will eine Willkommenskultur für alle: „die zugezogenen Norddeutschen und die Bayern, die Mittelschicht und die Hartz-IV-Empfänger, die Arbeitslosen und die Direktoren der Banken, die Grünen und die Schwarzen, die Homosexuellen und die Heterosexuellen, die Geschiedenen und die Ehejubilare, die Flüchtlinge und die Gebirgsschützen“. Marx´ Forderung: Jeder Mensch soll den Anderen die Frohe Botschaft verkünden. „Nicht die Unterschiede zählen, sondern das, was uns verbindet“. Dass alle Menschen berufen sind, an das Evangelium zu glauben, ist Allgemeinplatz. Wie soll man also Marx´ Worte verstehen?
Kardinal Marx hat nicht die Verwendung von Reizwörtern gemieden: Grüne und Schwarze (also CSU/CDU-Mitglieder), Homosexuelle und Heterosexuelle, Geschiedene. Er hätte sich auch anders ausdrücken können: Parteimitglieder und Parteilose, Männer und Frauen, Verheiratete und Ledige. Eine solche Wortwahl hätte auch eher der katholischen Gedankenwelt entsprochen. Wenn Marx „Homosexuelle und Heterosexuelle“ nennt, so meint er die jüngst in Mode gekommene Unterscheidung von Menschen nach ihrer „Sexuellen Orientierung“. Diesen umstrittenen Begriff gibt es aber nicht in der christlichen Anthropologie. Es gibt Männer und Frauen und es gibt Männer und Frauen mit homosexuellen Neigungen. Auch Geschiedene gibt es im strengen Sinne des Wortes nicht, denn nach katholischer Auffassung ist die Ehe unauflöslich. Man bleibt also verheiratet bis zum Tod. Es gibt nur zivilrechtlich geschiedene, doch die Zivilehe hat für die katholische Kirche keine wirkliche Bedeutung.
Wie ist die Aussage von Kardinal Marx also zu werten? Entscheidend ist seine Forderung „Nicht die Unterschiede zählen, sondern das, was uns verbindet“. Was bedeutet das konkret im heutigen gesellschaftlichen Kontext?
Grüne: Diese Partei ist zwar nicht die einzige, aber doch die, welche sich am intensivsten für die Durchsetzung der Gender-ideologie in den Schulen und in der Gesellschaft generell einsetzt. Die Gender-Ideologie, wie die Päpste und diverse Bischofskonferenzen in Hirtenbriefe ausführlich erläutert haben, ist ein Angriff auf das Herz des christlichen Menschenbildes.
Homosexuellen: Wir die Päpste Johannes Papst II. und Benedikt ausführlich erklärt haben, werden im Namen von „Rechte für Homosexuellen“, wie etwa die sog. „Homo-Ehe“ oder die „gleichgeschlechtliche Partnerschaft“, die katholische Lehre über die Ehe und die Familie frontal angegriffen. Die sog. „Homosexuellen-Agenda“ dient also der Relativierung wichtiger und verbindlicher katholischer Lehraussagen.
Geschiedene (eigentlich geschiedene Wiederverheiratete): Die Lage der geschieden Wiederverheirateten dient zurzeit als Vorwand, die katholische Lehre über die Familie, vor allem die Unauflöslichkeit der Ehe, zu schleifen. Mit der Abschaffung der Unauflösliche würde die katholische Lehre über die Ehe und auch die Sexualmoral in sich zusammenfallen. Deshalb werden in oft die Zulassung von Geschiedenen zur Kommunion, die Erlaubnis von künstlichen Verhütungsmitteln und die Akzeptanz außerehelichem Geschlechtsverkehr zusammen gefordert. Dieser ist einer der schärfsten Angriffe zurzeit aus dem innerkirchlichen Bereich.
Fazit: Kardinal Marx fordert im Grunde eine Kirche, die sich gegen die schärfsten Angriffe auf sie gegenwärtig nicht verteidigt. Er fordert, antikirchlichen Strömungen Tür und Tor zu öffnen. Das wäre im etwa, wenn Bischöfe in den 1970er Jahren in Vietnam, Kambodscha oder Angola gesagt hätten, man solle nicht das Trennende mit den Kommunisten beachten, sondern das, was verbindet.
Foto: Kardinal Marx, Erzbischof von MĂĽnchen – Bildquelle: Wolfgang Roucka