Papstreise in Lateinamerika. Erste Botschaft des Papstes gilt den Familien

In Guayaquil feierte der Papst die Heilige Messe am Montagmittag (Ortszeit) mit Familien.
Erstellt von Radio Vatikan am 7. Juli 2015 um 11:38 Uhr
Flugzeug

Guayaquil/Ecuador (kathnews/RV). Auch wenn alle Hochrechnungen und Statistiken zum Thema Familie das Gegenteil behaupteten, der „beste Wein“, die Freude und FĂŒlle, kommt noch. Das war die Botschaft, die Papst Franziskus am ersten vollen Tag seiner Papstreise den Familien Ecuadors mitgebracht hatte. In Guayaquil feierte der Papst die Heilige Messe am Montagmittag (Ortszeit) mit Familien. Über eine Million Menschen hatten sich in der schwĂŒlen Hitze versammelt und lange auf die Ankunft des Papstes gewartet. In guter Tradition zog Papst Franziskus zunĂ€chst im Papamobil seine Runden, bevor dann mit etwas VerspĂ€tung die Messe begann.

Besuch und Gebet im Heiligtum

Zuvor hatte der Papst nach seiner Ankunft aus Quito – nach einem halbstĂŒndigen Flug – das Heiligtum „Divina Misericordia“ (Göttliche Barmherzigkeit) besucht, wo er kurz betete und von einer großen Menschenmenge begrĂŒsst wurde.

Es folgte die Heilige Messe im „Parque de Los Samanes“ in Guayaquil, wo bereits vor 30 Jahren Papst Johannes Paul II. zu Besuch war. In seiner Predigt legte er die ErzĂ€hlung aus dem Johannesevangelium von der Hochzeit in Kana aus: Maria bemerkt, dass es keinen Wein mehr gibt, geht zu Jesus und dann zu den Dienern des Hauses.

Aufmerksam und zuvorkommend

Der Wein in dem Gleichnis sei Zeichen der Freude, Liebe und FĂŒlle, so der Papst. „Wie viele unsere Kinder und Jugendlichen spĂŒren, dass es ihn in ihren HĂ€usern schon eine Weile nicht mehr gibt. Wie viele Frauen, die allein und traurig sind, fragen sich, wann die Liebe erloschen ist, aus ihrem Leben verschwunden ist. Wie viele alte Menschen fĂŒhlen sich bereits außerhalb des Festes ihrer Familien, vernachlĂ€ssigt“. Arbeitsmangel, Krankheit oder andere schwierige Situationen könnten ebenso ein „Fehlen des Weines“ sein. Maria sei zuvorkommend und aufmerksam und merke das Fehlen der Freude, so der Papst. Sie wende sich an Jesus und zeige so, dass sie Sorgen der Menschen auch die Sorgen Gottes seien. Sie lehre das sich Gott Anvertrauen: „Beten zieht uns immer aus dem Umfeld unserer Sorgen heraus, lĂ€sst uns ĂŒber das, was uns schmerzt, bewegt oder uns selbst fehlt, hinausgehen.“

Schule des Gebets und des Dienens

In diesem Zusammenhang ging der Papst dann auf das Thema ein, das ĂŒber der Messfeier stand: Die Familie. FĂŒr das Gebet sei sie unerlĂ€sslich, denn „die Familie ist eine Schule, in der das Gebet uns auch daran erinnert, dass es ein Wir gibt, dass es einen unmittelbaren, konkreten NĂ€chsten gibt: er lebt unter demselben Dach, teilt unser Leben und ist bedĂŒrftig.“

In der Familie lerne man auch das Dienen, so der Papst, und das Dienen sei „das Kriterium der wahrhaftigen Liebe.“ „Im Schoß der Familie wird niemand ausgeschlossen; (
) dort „lernt man, um Erlaubnis zu bitten, ohne andere zu ĂŒberfahren, ‚danke‘ zu sagen als Ausdruck einer aufrichtigen WertschĂ€tzung dessen, was wir empfangen, AggressivitĂ€t oder UnersĂ€ttlichkeit zu beherrschen und um Verzeihung zu bitten, wenn wir irgendeinen Schaden angerichtet haben.“

„Echte soziale Schuld“

Keine Einrichtung könne die Familie ersetzen, deswegen gelte es, sie zu unterstĂŒtzen und zu fördern, auch von staatlicher Seite. Diese Hilfen seien keine Almosen, „sondern eine echte ‚soziale Schuld’ hinsichtlich der Institution der Familie“, fĂŒgte der Papst hinzu.
Aber nicht nur fĂŒr die Gesellschaft sei die Familie fundamental, dasselbe gelte auch fĂŒr die Kirche: „Die Familie bildet ebenso eine kleine Kirche, eine ‚Hauskirche’, die mit dem Leben die ZĂ€rtlichkeit und Barmherzigkeit Gottes vermittelt. In der Familie mischt sich der Glaube mit der Muttermilch: Wenn man die Liebe der Eltern erfĂ€hrt, spĂŒrt man die Liebe Gottes nahe.“

ZurĂŒck zur ErzĂ€hlung des Johannesevangeliums: Alles habe damit begonnen, dass Maria bemerkt habe, dass es keinen Wein mehr gebe. Die Aufmerksamkeit fĂŒr den Mangel habe dann aber die besten Folgen gehabt, „sie kosteten den besten Wein“.

Die gute Nachricht

„Und das ist die gute Nachricht: der beste Wein ist da, um geschöpft zu werden, das Angenehmste, Tiefste und Schönste fĂŒr die Familie kommt noch. Die Zeit kommt, wo wir die tĂ€gliche Liebe kosten, wo unsere Kinder den Raum, den wir teilen, wieder entdecken, und die alten Leute bei der Freude jeden Tages zugegen sind. Der beste Wein kommt noch fĂŒr jeden Menschen, der zu lieben wagt“.

Auch wenn alle Hochrechnungen und Statistiken das Gegenteil behaupteten, „murmelt es, bis man es glaubt: der beste Wein kommt noch; flĂŒstert es den Verzweifelten und Lieblosen ins Ohr. Gott nĂ€hert sich immer den Peripherien derer, die ohne Wein geblieben sind, die nur Mutlosigkeit zu trinken haben. Jesus hat eine SchwĂ€che dafĂŒr, den besten Wein mit denen zu verschwenden, die aus dem einen oder anderen Grund schon spĂŒren, dass sie alle KrĂŒge zerbrochen haben.“

Foto: Flugzeug – Bildquelle: Kathnews

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