Papst an die Kurie: Es ist eine Krankheit, Titel und Auszeichnungen zu suchen

Heiliger Vater nannte 15 Krankheiten anlässlich seiner Weihnachtsansprache an die Kurie.
Erstellt von Radio Vatikan am 22. Dezember 2014 um 12:26 Uhr
Petersdom

Vatikan (kathnews/RV). Eine ganze Liste von „kurialen Krankheiten“ hatte Papst Franziskus mitgebracht: Die Weihnachtsansprachen der Päpste an die vatikanische Kurie waren immer schon Gelegenheit, Grundsätzliches zu sagen, und Papst Franziskus machte hier an diesem Montag bei seiner zweite Ansprache dieser Art keine Ausnahme. Vor den versammelten Leitern und leitenden Mitarbeitern der Vatikan-Verwaltung sprach er über Haltungen und Einstellungen, welche die Einheit verderben und dem Dienst an der Kirche schaden. Insgesamt fünfzehn dieser Krankheiten identifizierte er. Er wolle damit eine Gewissensrechenschaft vor dem Fest anbieten, so der Papst. Der in Armut geborene Gott wolle uns Demut lehren, er sei nicht zu ausgewählten Menschen, sondern zu den armen und einfachen Menschen gekommen.

Die Krankheiten, von denen er spreche, seien zwar nicht ausschließlich auf die Kurie beschränkt, es seien Versuchungen, die alle Christen beträfen. Aber sie seien „natürlich auch eine Gefahr für jeden Christen und jede Kurie, Gemeinschaft, Kongregation, Pfarrei und kirchlichen Bewegung.“ Die Kurie sei wie ein kleines Modell der Weltkirche. Insgesamt fünfzehn dieser geistlichen „Krankheiten“ zählte der Papst auf, er wollte sie als Gewissenserforschung vor der Feier des Weihnachtsfestes verstanden wissen.Wie gewohnt griff der Papst dabei in die Kiste der farbigen Metaphern.

15 Krankheiten

Es sei eine Krankheit, sich hinter Papier zu verstecken und nicht den Menschen zu begegnen.

Es sei eine Krankheit, in den Aktivismus zu fliehen – Franziskus nannte das biblisch Marta-ismus – und sich keine Ruhe zu gönnen.

Es sei eine Krankheit, keine Selbstkritik zu pflegen.

Es sei eine Krankheit, sich für unsterblich und unersetzbar zu halten, sagte er um dann anzufügen „die Friedhöfe sind voll von Menschen, die sich für unsterblich und unersetzbar halten.“ Er sprach auch von einem „geistlichen Alsheimer“, bei dem die Geschichte des Heiles vergesse. Ein Abgleiten in die Heilsvergessenheit.

Viel Aufmerksamkeit bekamen auch die „Krankheiten“ der Eitelkeit: Titel und Auszeichnung zu suchen, an sich selbst nur glauben können, wenn man sich selbst auf den Titelseiten der Zeitungen sehe, das Schmeicheln der Chefs und die Chefs, die sich schmeicheln lassen.

Schwer wiegt in der Einschätzung des Papstes das Manko der fehlenden Pastoral. Wer nicht als Seelsorge tätig sei, schaffe sich eine Parallelwelt, die nichts mehr mit Christus zu tun habe. Deutlich auch noch einmal die Aussagen zum „Geschwätz“, dem Herabsetzen des Anderen. Man „töte kaltblütig den Ruf des Nächsten“, so der Papst, um selber besser dazustehen.

Das übermäßige Ansammeln von Gütern, die Härte und der Rigorismus gegenüber dem Nächsten, die in sich abgeschlossenen Kreise, die wie ein Krebsgeschwür seien: der Papst ging immer wieder und aus immer anderen Perspektiven auf das ein, was die Leitung der Weltkirche behindere, ihr schade und den Zusammenhalt in der Kurie schädige.

Die Kurie sei berufen, sich immer zu verbessern und einiger zu werden, hatte er seine Gedanken begonnen. Es waren keine konkreten Vorwürfe, die der Papst äußerte, es war eine sehr deutliche Gewissensrechenschaft, die er vorlegte. Einmal mehr wurde deutlich, dass der Papst unter „Reform“ zuerst und vor allem eine Reform der Menschen versteht, dann erst der Strukturen. Die Kurie – wie die gesamte Kirche – könne nicht ohne persönliche, authentische und tiefe Beziehung mit Christus leben.

Die Krankheiten zu nennen sei bereits der erste Schritt zur Besserung, schloss er seine Ausführungen. Das sei Auftrag an alle hier, die Gemeinsamkeit zu suchen, die Einheit, um besser der Kirche dienen zu können.

Die Krankheiten zu nennen sei bereits der erste Schritt zur Besserung, schloss er seine Ausführungen. Das sei Auftrag an alle hier, die Gemeinsamkeit zu suchen, die Einheit, um besser der Kirche dienen zu können.

Foto: Petersdom – Bildquelle: Radomil, CC

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