Neuevangelisierung – oder: wie man die Freude am Glauben vermittelt

Ein Gastbeitrag von Sebastian Priebe.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 12. MĂ€rz 2014 um 00:14 Uhr
Kreuzigung Christi

Die Bischofskonferenz hat einen „Dialogprozess“ angestoßen, um Menschen fĂŒr den Glauben zu gewinnen. Doch erreicht man damit wirklich die Leute, die man erreichen will oder handelt es sich hierbei lediglich um eine Form von Aktionismus? Nach meinem DafĂŒrhalten ist die beste Art der Evangelisierung der persönliche Glaube jedes Einzelnen und zwar in Wort und Tat, getreu dem Herrenworte: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Mt. 5,13). Hier ist des Pudels Kern: Evangelisierung, auch die Neuevangelisierung, kann nur gelingen, wenn wir wirklich diesem Herrenworte folgen, ihm treu bleiben. Wir dĂŒrfen nicht aus uns selbst heraus reden, nicht unsere Botschaft verkĂŒnden. Wir mĂŒssen uns vielmehr fragen: rede ich den Leuten nach dem Mund? Aus Bequemlichkeit? Oder suche ich wirklich, mein störrisches Herz dem Herzen des Herrn Ă€hnlich zu machen? VerkĂŒnde ich, was mir selbst gefĂ€llt oder was der Herr uns aufgetragen hat?

Sicher ist vieles am christlichen Glauben anstĂ¶ĂŸig. Schließlich geht er mit hohen AnsprĂŒchen einher; letztlich ist nichts weniger sein Ziel, als die Menschen, die in der Nachfolge des Gottmenschen Jesus Christus stehen, eben diesem gleich zu gestalten. Zu gut Deutsch heißt das: sie sollen so werden, wie Gott sich als der Herr offenbart hat, makellos, ohne SĂŒnde. Ein unerfĂŒllbarer Anspruch fĂŒr uns als Söhne Adams und somit der Erbschuld! Wie oft versagen wir im Leben! In den großen Dingen und sehr viel hĂ€ufiger in den kleinen! Ja, die christliche Botschaft ist unbequem, denn sie lĂ€sst uns nicht in Ruhe, lĂ€sst nicht zu, dass wir unser eigenes SĂŒppchen kochen nach eigenem GutdĂŒnken. Sie fordert uns immer wieder auf, das bequeme „Weiter so“ aufzugeben, uns selbst immer wieder zu ĂŒberprĂŒfen und kritisch zu hinterfragen, „umzukehren“, wie es biblisch heißt. Kein Wunder, dass auch viele Christen in ihrer Bequemlichkeit fordern, die Kirche möge doch ihre Lehre Ă€ndern, damit man endlich ungestört sein eigenes SĂŒppchen kochen kann. Allerdings ĂŒbersieht diese Haltung zwei grundlegende Dinge des christlichen Glaubens: erstens wendet man menschliche MaßstĂ€be an. Der christliche Glaube ist jedoch göttliche Offenbarung und somit unserem Zugriff entzogen.

Zum anderen ĂŒbersieht man die wesentliche Botschaft des christlichen Glaubens, wenn man ihn lediglich auf eine Reihe an kaum zu erfĂŒllenden moralischen Regeln reduziert und zwar die der Gnade. Die Gnade, immer wieder umkehren zu können; in der Beichte Vergebung zu finden. Wenn Neuevangelisierung also wirklich gelingen soll, mĂŒssen wir uns wieder ganz auf die Lehre Christi einlassen. Er war und ist Stein des Anstoßes. Die Kirche, die keinen Anstoß erregt, verkĂŒndet nicht mehr ihn. Und wir mĂŒssen die Dinge ins richtige VerhĂ€ltnis setzen: nicht die Moral – die selbstverstĂ€ndlich wichtig und unverhandelbar ist – ist das Zentrum des christlichen Glaubens, sondern die Begegnung mit Christus in den Sakramenten und im NĂ€chsten. Kein Mensch kommt durch die Moral zum Glauben, wohl aber durch den Glauben zur Moral. Wenn Neuevangelisierung also wirklich gelingen soll, brauchen wir keinen Dialogprozess auf irgendwelchen Foren hinter verschlossenen TĂŒren, sondern das lebendige Zeugnis eines jeden Christen in seinem Alltag. Der Glaube muss das ganze Leben prĂ€gen und durchdringen, will er fruchtbar werden. Er prĂ€gt unser Denken, FĂŒhlen und Handeln. Wir werden aber keinen Menschen vom Glauben ĂŒberzeugen können, wenn wir selbst nicht in ihm stehen.

Das verbreitete Lamentieren, wie streng doch die christliche Moral sei, mag zwar auf Zustimmung stoßen, wird aber keinen einzigen zum Glauben bringen (da wird sich das GegenĂŒber zurecht fragen: „Wenn doch alles so schlimm ist, warum bist Du dann noch Mitglied?“) und geht zudem an der RealitĂ€t vorbei. Denn es missachtet die Tatsache, dass sich die christliche Morallehre nicht Ă€ndern kann und weist andererseits die Gnade und das Erlösungswerk zurĂŒck. Genau das aber ist ein wesentlicher Unterschied zu den nicht Glaubenden: wir haben immer wieder die Chance auf Umkehr und Versöhnung. In den Sakramenten haben wir eine unerschöpfliche Quelle im Kampf darum, gut zu sein. Und wir haben die Hoffnung auf das unverlierbare Heil. Dies Gnade der jederzeit möglichen Umkehr und die Hoffnung auf das Ewige Leben sollten unser Leben, unser Handeln und Reden bestimmen in Werken der tĂ€tigen NĂ€chstenliebe. Dann werden wir wahrhaft zu Ostermenschen und tragen die unendlich große Freude, die das Christsein bedeutet in die Welt. Nur so kann Neuevangelisierung gelingen.

Foto: Kreuzigung Christi – Bildquelle: Manuel GĂłmez

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