Neue ständige Kommission am Selig- und Heiligsprechungsdikasterium eingerichtet

Offenere Würdigung von Personen als „Zeugen des Glaubens“ soll ermöglicht werden.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 15. Oktober 2022 um 20:28 Uhr
Petersdom

Vatikan (kathnews). Nach dem Willen von Papst Franziskus wird am Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungen an der Römischen Kurie eine ständige Kommission eingerichtet, die es erlauben soll, Menschen abseits der klassischen Selig- und Heiligsprechung als Zeugen des Glaubens anzuerkennen. Namentlich soll so ein Weg gebahnt werden, das Lebenszeugnis von Christen nichtkatholischer Konfession zu würdigen, aber wohl auch Katholiken, denen die Selig- und Heiligsprechung verwehrt bleibt.

Nachdem die Hürden und Anforderungen an die Selig- und Heiligsprechungen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bereits sehr herabgesenkt wurden, stellt sich die Frage, ob mit der neugeschaffenen Kategorie von Glaubenszeugen nicht bloß Diener und Dienerinnen Gottes eingeführt werden, bei denen gegebenenfalls in ökumenischer Ausweitung vom Bekenntnis des katholischen Glaubens und von der vollständigen hierarchischen Eingliederung in die katholische Kirche sowie von der Voraussetzung des formellen heroischen Tugendgrades abgesehen wird.

Das liegt auf einer Linie damit, dass Franziskus selbst schon Heiligsprechungen vorgenommen hat, indem er sogar die betreffende Person vom eigentlich geforderten Wunder dispensierte. All diese Entwicklungen berechtigen dazu, jedenfalls bezogen auf die neueren und zukünftigen Kanonisationen die Frage der Unfehlbarkeit der entsprechenden Akte neu aufzuwerfen und zu untersuchen.

Freilich soll damit nicht der Wert eines in der eigenen christlichen Überzeugung motivierten Lebenszeugnisses etwa eines Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) bezweifelt werden. Jedoch muss man zudem in Erwägung ziehen, dass nichtkatholische Christen die geplante neue Ehrung durch die katholische Kirche auch als Übergriffigkeit und unzulässige Vereinnahmung von sich weisen könnten.

Foto: Petersdom – Bildquelle: M. Bürger, kathnews

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