Neue Sammlung von Gebeten und Andachten erschienen

Eine Buchbesprechung von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 29. November 2019 um 23:02 Uhr

Als 1975 das Einheitsgesangbuch Gotteslob erschien, waren die DiözesangesangbĂŒcher, die hĂ€ufig in den 1950er Jahren noch einmal neu herausgegeben worden waren, Geschichte. Der emeritierte Ordinarius fĂŒr Liturgiewissenschaft an der Theologischen FakultĂ€t Trier, Msgr. Prof. em. Dr. theol. Andreas Heinz, etwa bedauerte mit Blick auf das Trierer Gesang- und Gebetbuch von 1955, dass es aufgrund des Einheitsgesangbuchs gerade einmal zwanzig Jahre in allgemeinem Gebrauch gewesen war.

Freilich spiegelte das neue Gotteslob, der Titel war ĂŒbrigens vom Gesangbuch der frĂŒheren Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch ĂŒbernommen worden, auch die Liturgiereform nach dem Zweiten Vaticanum und unter Paul VI. wider. Deswegen wurden die alten GesangbĂŒcher der einzelnen BistĂŒmer von den Traditionalisten, die bei der ĂŒberlieferten Liturgie und den ererbten Frömmigkeitsformen bleiben wollten, weiterbenutzt.

Gerade das schon erwĂ€hnte Trierer Gesangbuch ist sogar, vielleicht als Raubdruck, frage ich mich augenzwinkernd, vor ĂŒber zwanzig Jahren einmal nachgedruckt worden. Mit einem zusĂ€tzlichen Liedanhang und sogar mit Goldschnitt. Es wurde und wird wohl weiterhin in den Kapellen auf dem Gebiet der Diözese Trier und im Priorat der Priesterbruderschaft St. Pius‘ X. in SaarbrĂŒcken benutzt, allem Anschein nach aber auch in Saarlouis bei der Petrusbruderschaft, oder man greift auf AltbestĂ€nde zurĂŒck.

Pater Helmut Josef Trutt FSSPX hat nun vor einigen Wochen erst im Bobinger Verlag Sarto ein neues Gebetbuch herausgebracht, auf das ich schon an anderer Stelle ausfĂŒhrlicher eingegangen bin. WĂ€re es nicht ein reines Gebetbuch, wĂ€re Trutt gewiss in die Fußstapfen des Jesuiten Friedrich Spee v. Langenfeld (1591-1635) getreten, und der Titel hĂ€tte unstrittig von Anfang an festgestanden: Trutts Nachtigall. Da das neue Buch aber keinen Liedteil besitzt, heißt es schlichter Preise Gott.

Auch hier möchte ich die Neuerscheinung anzeigen und empfehlen sowie, ĂŒber das in meiner bereits erschienenen Buchbesprechung Gesagte hinaus, folgende Punkte ergĂ€nzen: Unter den Litaneien, die das Buch enthĂ€lt, sticht diejenige zu den heiligen Engeln heraus (vgl. S. 72-75). Trutt hat sie dem LĂŒtticher Paradisus Angelicus von 1711 entnommen und möglicherweise selbst aus dem Lateinischen ins Deutsche ĂŒbersetzt, weswegen die Formulierungen keineswegs besonders antiquiert wirken, was eigentlich auf das gesamte Buch zutrifft, sieht man vielleicht einmal von einem Gebet zum heiligen Petrus ab, in dem dieser etwas befremdlich als „SchlĂŒsselwart des himmlischen Reiches“ (S. 261) angesprochen wird. FĂŒr viele Jungen ist der Fußballplatz zweifelsohne ein Paradies, aber ich musste bei dieser Formulierung unwillkĂŒrlich weniger an die ewige Seligkeit, vielmehr an einen Platzwart denken.

Der Abschnitt Zum sakramentalen Leben (vgl. S. 663-760) enthĂ€lt im Zusammenhang mit dem Ritus der Kindertaufe (vgl. S. 669-678) einen wertvollen Hinweis zur Nottaufe (vgl. S. 678). Dort heißt es unter anderem: „Der Taufende gießt reines Wasser (womöglich Weihwasser) ĂŒber das Haupt des TĂ€uflings und spricht dabei“ (ebd.). Das Wort „dabei“ sollte hier besser gegen „wĂ€hrenddessen“ oder „gleichzeitig“ ausgetauscht werden, da die Taufformel zugleich mit dem Gießen des Wassers gesprochen werden muss, damit die Taufe gĂŒltig ist. Man könnte noch ausdrĂŒcklich betonen, dass die Taufformel kein Amen umfasst und ferner, dass, wenn der Kopf verletzt sein sollte, das Wasser ĂŒber ein anderes wesentliches Körperteil, zum Beispiel die Schulter, auszugießen ist, wobei jedenfalls darauf zu achten ist, dass das Wasser ĂŒber das Haupt der zu taufenden Person (oder deren Ersatzkörperteil) fließt.

Ebenfalls findet man die Firmung mit ihrem Ritus (vgl. S. 681-686) und die Trauung (vgl. S. 745-754).

Paare, die bereits Ihrer Verlobung einen gottesdienstlichen Rahmen geben wollen, werden sich freuen, im Preise Gott eine entsprechende Zeremonie angeboten zu finden (vgl. S. 739-743).

Preise Gott ist ein gut geeignetes Gebetbuch fĂŒr den Einzelnen ebenso wie fĂŒr die Gottesdienstgemeinde. Es entspringt nicht einer grundsĂ€tzlichen Abkapselung, sondern trĂ€gt nĂŒchtern der Tatsache Rechnung, dass das aktuelle Gotteslob, erst recht in seiner neuesten Ausgabe – stĂ€rker noch als 1975 – immer weniger in der Gebetssprache mit traditionellen, katholischen Ausdrucksformen kompatibel ist. Hier ist es eine Gratwanderung, nicht umgekehrt in eine kĂŒnstlich altertĂŒmliche Sprache zu verfallen, eine Herausforderung, die Trutt alles in allem erfolgreich gemeistert hat.

BĂŒcher wie Preise Gott werden auch deshalb immer dringender notwendig, weil alte GesangbĂŒcher der Diözesen bisweilen noch in Fraktur gesetzt sind und von Kindern und Jugendlichen immer schwieriger entziffert werden. Auch diese mĂŒssen jedoch als Zielgruppe ins Auge gefasst werden, und da ist es vielleicht irrefĂŒhrend, dass das Preise Gott in alter deutscher Orthographie daherkommt. SchĂŒlerinnen und SchĂŒler werden folglich in dem Buch mit einer anderen Rechtschreibung konfrontiert als mit der, die sie in der Schule lernen und anwenden mĂŒssen.

Preise Gott
H.J. Trutt / G. Duursma
EUR 14,80
Sarto Verlag

Foto: Preise Gott – Bildquelle: Sarto Verlag

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