Nach Traditionis Custodes erst recht wieder nach Rom

Heilige Messe am Altar der Cathedra Petri im Petersdom.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 29. Oktober 2022 um 11:15 Uhr

Vatikan (kathnews). Seit dem gestrigen Freitag findet bereits zum elften Male eine internationale Romwallfahrt von GlĂ€ubigen, Priestern und Ordensleuten statt, die der ĂŒberlieferten römischen Liturgie treu sind. UrsprĂŒnglich unter Benedikt XVI. zum Dank fĂŒr Summorum Pontificum initiiert, hat man diese schon etablierte Tradition wegen Traditionis Custodes nicht etwa kleinmĂŒtig abgebrochen. Das allein schon ist ein Statement.

Kardinal Zuppi pontifiziert bei Vesper, keine PontifikalÀmter mehr

Liturgisch hat die Wallfahrt gestern nachmittag um 17:30 Uhr mit einer Pontifikalvesper im Pantheon begonnen, die der amtierende Erzbischof von Bologna und Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, gehalten hat.

In diesem Zusammenhang fĂ€llt auf, dass die heiligen Messen, die wĂ€hrend der Wallfahrt gefeiert werden, keine PontifikalĂ€mter mehr sind, die ein Kardinal oder Bischof oder zumindest ein infulierter Abt feiern wĂŒrden. Wahrscheinlich handelt es sich um LevitenĂ€mter, aus dem Wortlaut des Programms könnte man allerdings auch den Eindruck gewinnen, es wĂŒrde heute und am Sonntag jeweils lediglich eine feierliche Missa cantata zelebriert.

Der liturgische Höhepunkt ist heute, Samstag, um 11:30 Uhr eine heilige Messe, die Monsignore Marco Agostini im Petersdom am Altar der Cathedra Petri singt. Er arbeitet im Staatssekretariat und ist außerdem einer der Zeremoniare des Papstes.

Am Christkönigsfest selbst, dessen traditioneller Termin am letzten Oktobersonntag alljĂ€hrlich den Anlass zu der Wallfahrt bietet, findet die heilige Messe in der in Rom von der Priesterbruderschaft St. Petrus betreuten Kirche und Personalpfarrei statt und wird morgen von Monsignore Patrick Descourtieux gehalten. Dieser ist ein Mitarbeiter des Dikasteriums fĂŒr die Glaubenslehre und war schon einmal der Kommission Ecclesia Dei zugeteilt, als diese zumindest noch als eine Abteilung der Glaubenskongregation bestanden hatte.

HochkarÀtiger Redner mit brisantem Vortrag im Augustinianum

Die französische Vereinigung Paix liturgique hat bereits gestern einen Empfang und eine Reihe von VortrĂ€gen in den RĂ€umlichkeiten des Augustinianums, eines Zentrums fĂŒr patristische Studien in Rom, ausgerichtet. Als Glanzpunkt dieses Teils der Veranstaltung muss zweifelsohne der Vortrag Dr. Peter A. Kwasniewskis aus den USA ĂŒber Die Rechte der unvordenklichen Tradition und die Schranken eines pĂ€pstlichen Rechtspositivismus angesehen werden. Kathnews liegt der englische Originaltext vor, und Clemens Victor Oldendorf wird, nachdem Kwasniewski sie autorisiert hat, hier zeitnah eine vollstĂ€ndige deutsche Übersetzung des achtzehnseitigen Redemanuskripts veröffentlichen.

Exklusiver Vorabauszug als Vorgeschmack auf vollstĂ€ndige Kathnews-Übersetzung

Vorab daraus einige Zitate nach Oldendorfs vorlĂ€ufiger Übersetzung, soweit sie schon erstellt ist, die erahnen lassen, dass der Vortrag in Rom wahrscheinlich wie eine Bombe eingeschlagen ist, jedenfalls Aufsehen erregt haben dĂŒrfte und womöglich auch kontrovers diskutiert werden wird: „Wie erklĂ€rt man die Tatsache, dass von 266 PĂ€psten lediglich eine Handvoll signifikante Änderungen in den liturgischen Riten vorgenommen hat, wĂ€hrend die weit ĂŒberwiegende Mehrheit [der PĂ€pste] vollkommen damit zufrieden war, das, was sie selbst vorgefunden und empfangen hatten, sozusagen standardmĂ€ĂŸig konservativ weiterzugeben? Und warum finden sich die PĂ€pste, die von allen die einschneidendsten Änderungen verfĂŒgt haben, alle im 20. Jahrhundert, genaugenommen sogar nur in dessen zweiter HĂ€lfte? Und wie können wir erklĂ€ren, wie es kommt, dass wir, wenn wir alle [kursiv im englischen Original, Anm. des Übersetzers] Änderungen vor Paul VI. zusammennehmen und gewichten, sie, wenn wir das Bild zweier Waagschalen gebrauchen, immer noch weniger schwer wiegen als die, die Paul VI. allein und als einzelner Papst durchgedrĂŒckt hat?“ Oder: „Die Idee, dass ein Papst, insbesondere nach einer langen Zeit der StabilitĂ€t und UnverĂ€nderlichkeit, neue Riten am Reißbrett entwerfen könnte, war schlicht undenkbar.

Das Problem, das ich deswegen mit einigen der heutigen [hyperpapalistischen] Apologeten habe, die die alten Scholastiker ausgraben und uns lang und breit erzĂ€hlen, wie der Papst praktisch mit der Liturgie alles, was er will, anstellen kann, ist, dass beide – die Apologeten und die Scholastiker – in diesem Punkt wie Intellektuelle im Elfenbeinturm handeln, die einen theoretischen Grundsatz verteidigen, der sich, gemessen an den Tatsachen, die sich am faktischen historischen Befund und im Leben der Kirche feststellen lassen, wirklich als bedeutungslos [kursiv im englischen Original, dort steht die Vokabel irrelevant, Anm. des Übersetzers] erweist. Wenn ein Papst alles außer Materie und Form an einem Sakrament geĂ€ndert hĂ€tte, hĂ€tte er sich ein vollstĂ€ndiges Verdammungsurteil zugezogen, sowohl unter ekklesiologischer, anthropologischer und geistlicher Hinsicht als auch unter jedem anderen, denkbaren Gesichtspunkt. Ungeachtet, welche Argumente er auch immer vorgebracht hĂ€tte, um seine vermeintliche AutoritĂ€t, so zu handeln, zu untermauern. Ebensowenig hĂ€tte das christliche Volk in seinen gesĂŒnderen Tagen so etwas unwidersprochen hingenommen, bevor nĂ€mlich die mentale Zerfallserscheinung des Hyperpapalismus die Gehirne der GlĂ€ubigen ebenso wie die der PĂ€pste mit einem Rechtspositivismus angesteckt hatte, der gleichermaßen ihre Geistesverfassung und ihre Herzensbildung angriff.“

Foto: Petersdom – innen – Bildquelle: Kathnews

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