Modelle einer mystagogischen Einführung

Die mystagogische Einführung ist nicht verpflichtend. Wo sie gehalten wird, soll sie kurz sein. Sie ist keine Homilie oder Predigt zu Beginn der Messe.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 24. Dezember 2015 um 10:40 Uhr
Stern in der Geburtskirche

Die erneuerte Messliturgie (Novus Ordo oder die sogenannte ordentliche Form des Römischen Ritus) bietet die Möglichkeit einer Einführung in die liturgische Feier zu Beginn der heiligen Messe. Es ist die sogenannte „Mystagogische Einführung“. Es geht darum, mit einigen wenigen Worten die Gläubigen in das zu feiernde Geheimnis einzuführen und dadurch eine aktive Teilnahme zu ermöglichen.

Begriff

Die Mystagogie ist die Einführung in das Geheimnis der Liturgie des jeweiligen Tages. In der heidnischen Antike kannte man die Einführung in den Mysterienkult. In der frühen Kirche ist mit der Mystagogie zum einen die Einführung von Katechumenen in den Glauben, zum anderen, vor allem bei den Kirchenvätern, die katechetische Einführung vor dem Empfang der Sakramente, vor allem der Taufe, gemeint. Bekannt sind z.B. die mystagogischen Katechesen und liturgischen Mystagogien des Cyrill von Jerusalem (ca. 313-386). Ausgangspunkt für eine mystagogische Einführung sind die Texte der Liturgie und die Riten, deren Sinn in der mystagogischen Einführung kurz erschlossen werden.

Tagesgebet oder andere Gebete der Liturgie

Das Tagesgebet einer Messe, die sogenannte Collecta, die nach dem Bußakt oder gegebenenfalls nach dem Gloria vom Priester gebetet wird, faßt gleichsam in prägnanter Aussageform das theologische Festgeheimnis zusammen. Das Tagesgebet drückt der jeweiligen Liturgie seinen Stempel auf, gibt gleichsam – zusammen mit dem Eröffnungsvers, dem Introitus –, das „Thema“ der Liturgie des Tages an. Darüber hinaus können auch aus anderen liturgischen Texten wie dem Gebet über die Gaben (Opferungsgebete), der Präfation, dem Kommunionvers und dem Gebet nach der Kommunion (Postcommunio) wichtige Inhalte der zu feiernden Liturgie wiedergeben. Meistens wird man sich bei einer mystagogischen Einführung mit allen Texten der Liturgie befassen müssen, um dann in einer Synthese den liturgischen Kerngedanken zu erfassen und formulieren zu können. Falsch verstanden wird die Mystagogische Einführung, wenn sie bereits auf die biblischen Texte der Lesung und des Evangeliums eingeht. Das ist Sache der Homilie.

Kathnews bietet für die kommenden Sonn- und Festtage Modelltexte einer mystagogischen Einführung in die jeweilige Liturgie. Sie sind verfaßt von unserem Redakteur Gero P. Weishaupt, der neben seinen Aufgaben als Kirchenrechtler auch als Subsidiar in der Gemeindeseelsorge tätig ist.

Modell einer Mystagogischen Einführung in die Liturgie der Heiligen Nacht

In dieser Nacht feiert die Kirche die Geburt des Gottessohnes. Die Liturgie der Kirche spricht mit den Kirchenvätern von einem „wunderbaren Tausch“, der sich bei der Menschwerdung Gottes vollzog: Die Menschheit gibt Gott in Christus ihre Menschennatur und Gott schenkt uns dafür durch Christus Anteil an der göttlichen Natur. 

Was sich einst bei der Menschwerdung Gottes vollzog, das geschieht an diesem Abend: Brot und Wein werden zum Altar gebracht, auf dass Gott sie annimmt und verwandelt in den Leib und das Blut Christi. So vollzieht sich auch in dieser Nacht ein „wunderbarer Tausch“: Durch die eucharistischen Gaben geben wir uns selber Gott hin. Gott schenkt uns in den verwandelten Gaben seinen Sohn, damit wir immer mehr seiner göttlichen Natur gleichgestaltet werden.

Die mystagogische Einführung nimmt inhaltlich Bezug auf das Gabengebet.

Foto: Stern in der Geburtsgrotte in Betlehem – Bildquelle: Michael Hesemann

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