Misericordia Domini – Die Erde ist voll von der Huld des Herrn

Mystagogische EinfĂŒhrung und Homilie nach der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus. 4. Sonntag der Osterzeit B (22.04.2018) L1: Apg 4,8-12; L2: 1 Joh 3,1-2; Ev: Joh 10,11-18.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 21. April 2018 um 15:42 Uhr
Christus mit der Eucharistie

Eine mystagogische EinfĂŒhrung soll mit ganz wenigen Worten (brevissimis verbis) die  GlĂ€ubigen unter BerĂŒcksichtigung der liturgischen Texte des Sonn- und Festtages in das Geheimnis der Feier einfĂŒhren. Sie ist also keine EinfĂŒhrung in die biblischen Texte des Tages, sondern eine EinfĂŒhrung in das zu feiernde Geheimnis.

In der Homilie werden aus den heiligen Texten, d.h. der biblischen  und liturgischen Texte, die Geheimnisse und die Normen des christlichen Lebens dargelegt.

Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)

Heute huldigt die Kirche Christus als dem Guten Hirten. Durch sein Blut am Kreuz hat er uns, seine Herde, erkauft. Wie der Hirte sein Leben gibt fĂŒr die Schafe, so hat Christus am Kreuz sein Leben fĂŒr uns hingegeben und durch seine Auferstehung uns geeint. Seine Huld, seine Barmherzigkeit erfĂŒllt die ganze Erde (vgl. Eröffnungsvers). In dieser Feier der heiligen Eucharistie vollzieht sich seine Hingabe fĂŒr uns.  Im Sakrament des Altares bleibt Christus als der gute Hirte unter uns und fĂŒhrt uns „zur Weide des ewigen Lebens“ (Schlussgebet)

Christus, der gute Hirte gibt sein Leben fĂŒr uns

Homilie (Josef Spindelböck)

Christus, der Auferstandene, ist zugleich der Gute Hirt! Die Kirche feiert den 4. Sonntag der Osterzeit als den Sonntag des Guten Hirten, als Weltgebetstag fĂŒr Geistliche Berufe. Es trifft sicher zu, dass uns Heutigen die persönliche Erfahrung eines Hirten weitgehend fehlt, wie sie den Menschen zur Zeit Jesu im Heiligen Land selbstverstĂ€ndlich war. Und doch handelt es sich beim Bild des Hirten um eine so ausdrucksstarke Vorgabe, gleichsam um ein menschliches Urbild (einen Archetypus), dass wir zu dem, was Jesus sagt, einen Zugang finden können.

Gerade Kinder sind empfĂ€nglich fĂŒr eine solche Darstellung: Da ist ein guter Hirt, der sich um seine Schafe sorgt und fĂŒr sie da ist. Er ist nicht bloß ein LohnempfĂ€nger, der seine Arbeit tut, weil sie eben getan werden muss, und sich dann verabschiedet. Nein, den Hirten verbindet ein vertrautes VerhĂ€ltnis zu den Schafen. Umgekehrt nehmen die Schafe die Gegenwart des guten Hirten als notwendig und wohltuend fĂŒr ihr Leben wahr. Sie lassen sich von ihm leiten, denn er fĂŒhrt sie auf eine gute Weide. Er beschĂŒtzt sie vor Gefahren und setzt – wie Jesus ausdrĂŒcklich sagt – sogar sein Leben fĂŒr sie ein, wenn er den Wolf kommen sieht.

Nun aber kommt die Anwendung dieses Bildes auf Jesus Christus selber: Denn er ist der gute Hirte, der sein Leben einsetzt und hingibt fĂŒr die Seinen. Wir alle, die an ihn glauben, gehören zur Herde seiner Weide. Wir sind ihm lieb geworden; wir bedeuten ihm etwas; er ist fĂŒr uns da. Der Sohn Gottes gibt sein Leben am Kreuz aus freiem Willen hin. Zugleich aber ist er der Sieger ĂŒber den Tod, und so triumphiert im Tod das Leben. Der Herr ersteht vom Grabe, und als Sieger ĂŒber den Tod geht er den Seinen voraus.

Gerade als der gute Hirte möchte uns Jesus zu den Weiden des ewigen Lebens fĂŒhren. Er kennt den Weg dorthin und ist selber der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Joh 14,6). Er weiß um alle Gefahren, die uns bedrohen, und steht uns bei in den tĂ€glichen KĂ€mpfen und Anfechtungen. In der Gegenwart des Guten Hirten brauchen wir nichts zu fĂŒrchten. So will uns dieses Bild des Guten Hirten zum bedingungslosen Vertrauen gegenĂŒber Gott hinfĂŒhren. Denn wenn Gott auf unserer Seite ist und alles fĂŒr unser Heil tut, wie sollten wir dann an seiner Liebe zweifeln? Da ist kein Platz mehr fĂŒr die Hoffnungslosigkeit, sondern das Vertrauen in die GnadenfĂŒhrung des Herrn wird unser Leben durchdringen.

Ist es aber nicht zugleich wunderbar, dass auch wir fĂŒreinander da sein sollen, so wie ein guter Hirt fĂŒr die Seinen sorgt? Wir können gleichsam den Hirtendienst fĂŒr andere ĂŒbernehmen: nicht in der Weise der Bevormundung oder des Besserwissens, sondern im unscheinbaren, stillen Dienst fĂŒr andere, im Einsatz fĂŒr ihr Leben. Wenn dies aber zur Berufung eines jeden Christen gehört, der getauft ist, dann gibt es doch noch einen besonderen Ruf des Herrn zur Nachfolge im Dienst des guten Hirten: Wir denken an diesem Sonntag an die vielen geistlichen Berufe und beten darum, dass Gott der Herr insbesondere viele MĂ€nner als Priester in seinen Dienst ruft. Der Priester hat teil am dreifachen Amt Christi: er soll Hirte (oder König) sein, er ist Prophet (also Zeuge fĂŒr den Herrn), und er ist als Priester eingesetzt, um den Gottesdienst des Volkes zu leiten und Christus sakramental zu vergegenwĂ€rtigen.

Wir brauchen gute Hirten, und so bitten wir den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende in seine Ernte (vgl. Mt 9,38)! Wir vergessen auch nicht die vielen anderen, die als BrĂŒder oder Schwestern ein unbedingtes Ja zur Liebe Gottes sagen, indem sie einer geistlichen Berufung folgen. AnlĂ€sslich des Weltgebetstages fĂŒr geistliche Berufungen schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft: „Die Berufung ist heute! Die christliche Sendung gilt der Gegenwart! Und jeder von uns ist gerufen – zum Leben als Laie in der Ehe, zu dem des Priesters im Weiheamt oder zu einem in besonderer Weise geweihten Leben – um ein Zeuge des Herrn zu werden, hier und jetzt. Dieses von Jesus vorgebrachte ‚heute‘ versichert uns tatsĂ€chlich, dass Gott auch weiterhin ‚hinabsteigt‘, um diese unsere Menschheit zu retten und uns an seiner Sendung teilhaben zu lassen. Der Herr ruft immer wieder neu dazu auf, mit ihm zu leben und ihm in einer Beziehung besonderer NĂ€he nachzufolgen, ihm unmittelbar zu Diensten zu sein. Und wenn er uns verstehen lĂ€sst, dass er uns dazu beruft, uns ganz seinem Reich zu weihen, brauchen wir keine Angst haben! Es ist schön – und es ist eine große Gnade – ganz und fĂŒr immer Gott geweiht zu sein und fĂŒr den Dienst an den Schwestern und BrĂŒdern!“

Ja, es ist wirklich so: Wir alle brauchen einander, und Christus, der gute Hirte, leitet uns! Empfehlen wir uns daher in besonderer Weise der FĂŒrbitte der Gottesmutter Maria, der Mutter des Guten Hirten, sowie der FĂŒrbitte des heiligen Josef! Amen. (www.stjosef.at)

Foto: Christus mit der Eucharistie – Bildquelle: The Yorck Project / Wikipedia

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

DatenschutzerklÀrung