„Macht hoch die Tür“ – 7. Türchen

Der Kathnews-Adventskalender 2020.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 7. Dezember 2020 um 07:26 Uhr
Weihnachtsgeschenke

Am 5. Dezember sagten wir, dass der Zweite Advent den heiligen Bischof Nikolaus verdrängen werde. Das trifft erst für den Codex Rubricarum von 1960 und das Missale Romanum von 1962 beziehungsweise seit einem ersten Reformschritt von 1955 zu. Vorher wäre gestern der heilige Nikolaus an zweiter Stelle zumindest kommemoriert worden. Heute schon tritt im Advent eine zweite Bischofsgestalt von hoher Bedeutung vor unser geistiges Auge: Der heilige Ambrosius, der durch die Stadt seiner Wirksamkeit als Bischof mit Mailand verbunden ist. Nach seiner Geburtsstadt müsste er eigentlich Ambrosius von Trier genannt werden, denn dort wurde er 339 oder fünf Jahre zuvor geboren. Sein Sterbeort ist seine Bischofsstadt, und sein Todestag war der Karsamstag des Jahres 397. Dass wir ihn heute feiern, ist im Jahrestag seiner Bischofsweihe begründet. Die Bewandtnis hinter seiner Darstellung mit einem Bienenstock ist folgende:

„Ambrosius wurde geboren, als sein Vater, der den gleichen Namen trug, die Präfektur über die gallischen Provinzen innehatte. Eines Tages lag das Kind im Hof des Prätoriums in seiner Wiege und schlief mit offenem Mund. Da bedeckte plötzlich ein Bienenschwarm Gesicht und Mund des Kindes, und die Bienen flogen im Munde ein und aus. Der Vater, der mit der Mutter oder mit der Tochter in der Nähe auf und ab ging, verbot der Amme des Kindes, einer Magd des Hauses, den Bienenschwarm zu verscheuchen. Die Amme war nämlich besorgt, die Bienen könnten dem Kinde schaden. Mit väterlichem Interesse wartete er ab, welches Ende dieses Wunder nehmen würde. Die Bienen flogen aber nach einer Weile fort und erhoben sich in die Luft in solche Höhe, dass sie von Menschenaugen nicht mehr gesehen werden konnten.“[1]

Die Süßigkeit des Honigs wurde später als Sinnbild der Beredsamkeit und der Überzeugungskraft der Schriften des heiligen Ambrosius verstanden. In jener Begebenheit erscheint das Kind gleichsam selbst als personifizierter menschlicher Bienenstock. Auch als Hymnendichter ist Ambrosius bekannt. Auf ihn geht das Te Deum zurück und das Adventslied, in dem wir singen: „Komm, Du Heiland aller Welt, Sohn der Jungfrau, mach Dich kund, darob staune, was da lebt, also will Gott werden Mensch“, hat Ursprung und Vorlage in seinem Hymnus Veni, Redemptor gentium. Wie der heilige Nikolaus trat  Ambrosius für die wahre Gottheit und Menschheit Christi ein; Wahrheiten, die so innig mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus zusammenhängen.

Am heutigen Tag blicken wir außerdem bereits voraus auf das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Ebenfalls bis 1955 besaß das Fest, dessen Spuren sich im Osten bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen lassen und im Westen bis ins 9. Jahrhundert reichen, eine Vigilmesse in violetter Farbe, und dieser Vortag war durch Fasten und vollständigen Verzicht auf Fleischgenuss ausgezeichnet. Neben dem gestern unterlassenen Gedächtnis des heiligen Nikolaus am Zweiten Advent in kurzer Folge ein weiteres Beispiel, wie dem Stand der liturgischen Bücher von 1962 bereits eine Reduktion jahrhundertealter gottesdienstlicher Übung vorausgegangen war. Eine Streichung, die zwar mit dieser Editio typica festgeschrieben wurde, welche aber selbst insgesamt so kurzlebig gewesen ist, dass sie heute nicht wirklich unhinterfragter Maßstab der liturgischen Überlieferung und ihrer Praxis bleiben sollte. Deshalb sei hier ein Bezug zur Lesung im alten Proprium der Vigilmesse erlaubt. Diese Lesung war dem 24. Kapitel des Buches Jesus Sirach entnommen und umfasste die Verse 23-31. Im Vers 27 spricht die göttliche Weisheit, und die Kirche legt ihre Worte in Mariens Mund: „Mein Geist ist süßer als Honig, und mein Erbe ist süßer als Honig und Wabenseim.“[2]

Es schwang darin indirekt sicherlich eine Anspielung auf den Tagesheiligen mit. Das Gedächtnis des heiligen Ambrosius wurde in der Vigilmesse zunächst eingelegt, an dritter Stelle gefolgt vom Gedächtnis des vorangegangenen Adventssonntages. Dessen Gedächtnis ist selbstredend auch im MR1962 nach wie vor erhalten.

[1] Vita S. Ambrosii des heiligen Paulinus, zitiert nach Heinz, A., Das Trierer Heiligenbuch. Die Eigenfeiern der Trierischen Kirche, Trier 2020, S. 175.

[2] Übersetzung nach Urbanus Bomm in dessen Lateinisch-deutschem Volksmeßbuch. Das vollständige Römische Meßbuch für alle Tage des Jahres, Einsiedeln und Köln 21939, S. 821.

Foto: Weihnachtsgeschenke – Bildquelle: Sigismund von Dobschütz

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