„Macht hoch die Tür“ – 4. Türchen

Im reichen adventlichen Brauchtum ist der 4. Dezember untrennbar mit den Barbarazweigen verbunden. Zweige von Obstbäumen, bevorzugt des Kirschbaumes, aber auch Forsythienzweige, werden geschnitten und in die Wohnungen und Häuser gebracht. In einer Vase mit Wasser sollen ihre Knospen am Heiligen Abend erblühen. Man denkt unwillkürlich an das Adventslied Es ist ein Ros entsprungen.

Die Heilige, die im Bewusstsein der Gläubigen heute im Vordergrund steht, ist die heilige Jungfrau und Märtyrerin Barbara von Nikomedia, einer antiken Stadt in der heutigen Türkei. Dort starb sie für ihren christlichen Glauben während der Verfolgung durch Maximinus um das Jahr 306. Zuvor war sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm gesperrt worden, um ihren Willen und ihre jungfräuliche Treue zu Christus zu brechen.

In ihrer Oration spricht die liturgische Überlieferung der Kirche wenig feministisch oder geschlechtergerecht davon, dass Gott unter den weiteren Wundern seiner Macht, inter cetera potentiae tuae miracula, auch dem schwachen Geschlechte den Sieg des Märtyriums verliehen habe. Lassen wir uns davon nicht zeitgeistig irritieren, sondern richten unser Augenmerk auf die Oration des Ersten Advents zurück, und erkennen wir Barbara als ein Beispiel der Gnade, in dem Gott die Bitte der Kirche erhört hat: excita potentiam tuam.

Der Turm, in den die Heiligenlegende sie versetzt und den die Ikonographie zu einem ihrer Attribute macht, sei für uns Bild und Ansporn zu Sammlung und äußerer wie innerer Zurückgezogenheit während dieses Advents. Dann werden die blühenden Zweige, die Barbaras Namen tragen, am Geburtsfest dessen, für den sie Zeugnis abgelegt hat und für den sie um ihres Glaubens willen gestorben ist, zum Sinnbild des Heilands selbst, den die Erde hervorsprosst.

Foto: Weihnachtsgeschenke – Bildquelle: Sigismund von Dobschütz