„Macht hoch die Tür“ – 18. Türchen

Der Kathnews-Adventskalender 2020.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 18. Dezember 2020 um 10:10 Uhr
Weihnachtsgeschenke

Am heutigen Freitag ist wieder ein Quatembertag im Advent. Wenn wir uns an die eigentliche Messoration zurückerinnern, die das Messformular vorgestern für den Quatembermittwoch vorgesehen hat und sie mit der heutigen Oration vergleichen, stoßen wir in beiden Gebeten auf die Wendung: qui in tua pietate confidunt. Diejenigen, die auf Gottes Treue vertrauen, sollen wir sein. Diese Treue verbürgt die Verheißung, auf deren Erfüllung der Advent ausgerichtet ist.

Schon im Alleluiavers des zurückliegenden Gaudetesonntags ist uns die Formulierung aus Ps 79, 3 aufgefallen: Excita potentiam tuam et veni, und wir haben ihre Übereinstimmung mit der Oration des Ersten Adventssonntages bemerkt – Erwecke Deine Macht und komm! In der Oration des heutigen Quatemberfreitags ist diese Gebetseinleitung mit dem Vertrauen auf Gottes Treue verknüpft. Gleichsam beschleunigt unser Vertrauen in diese Treue das Kommen des Herrn, so dass wir, etwas salopp gesprochen, aufgrund dieses Vertrauens lieber heute als morgen (lat.: citius) von jeder Widerwärtigkeit befreit werden.

Dieses citius hat im ersten Wort des heutigen Introitus schon eine Vorwegnahme gefunden: prope. Nahe bist Du, Herr.

Der 18. Dezember ist auch der Tag der zweiten O-Antiphon O Adonai – wieder in der poetischen Übertragung nach Schotts Vesperbuch: „O Adonai, starker Gott,* Du gabst dem Moses dein Gebot * Auf Sinai im Flammenschein, * Streck aus den Arm, uns zu befrein.“[1] Im Lateinischen: Veni ad redimendum nos in brachio extento, wörtlich: Komm, uns zu erlösen mit ausgestrecktem Arm.

Dieser ausgestreckte Arm mag, auch schon von der sprachlichen Ähnlichkeit her, als Bildwort aufgefasst werden und dem excita potentiam tuam entsprechen, zumal man auch übersetzen könnte: Erstrecke Deine Macht und komm. Der Arm Gottes als Metapher für Gottes Macht.

Bis zum Missale von 1962 gab es an manchen Orten am heutigen 18. Dezember das ursprünglich aus Spanien stammende Fest Mariä Erwartung. Sieht man von geringfügigen Abweichungen ab, stimmt das Messformular mit dem der adventlichen Roratemesse fast ganz überein. Dieses nimmt den Introitus des Vierten Advents grundsätzlich vorweg. Die Roratemesse kann im deutschen Sprachraum während des Advents praktisch täglich verwendet werden. Im volkstümlichen Bewusstsein ist für sie das wesentlichste Merkmal, dass sie vor der Morgendämmerung beginnt und bei reinem Kerzenschein gefeiert wird. Ihre, wenn man so will, dramatische Inszenierung ist eigentlich darauf angewiesen, dass sie zwar im Finstern beginnt, aber dann sozusagen in den Sonnenaufgang mündet. Die Rorate ist daher von ihrer ganzen liturgischen Dynamik her an sich nicht geeignet, als Abendmesse gefeiert zu werden. Doch dieser Aspekt interessiert uns hier nur am Rande. Wie die Roratemesse hatte nämlich auch schon die Messe am ersten der Quatembertage, am Mittwoch, den Introitus mit dem Vierten Advent gemeinsam. Eine weitere Vorwegnahme.

Während in der Literatur die Entdeckung der Langsamkeit gefeiert wird, bietet die Liturgie des Advents uns jetzt zunehmend eine Entdeckung der Beschleunigung. Der auf seinen Höhepunkt zugehende liturgische Advent ist also in einer gewissen Weise gerade nicht mehr Zeit der Besinnlichkeit, sondern der Dringlichkeit. Der Stall von Bethlehem, auf den wir immer rascher zugehen, befindet sich nicht im Shutdown. Obwohl in einem neugeborenen Kinde verborgen, erwartet uns dort die Macht Gottes und die Wucht seines Armes, mit dem er die erlöst, die Seiner Treue trauen.

[1] Vgl. Macht hoch die Tür – 17. Türchen, wie Anm. 1, hier S. 99.

Foto: Weihnachtsgeschenke – Bildquelle: Sigismund von Dobschütz

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