„Macht hoch die Tür“ – 12. Türchen
Am heutigen Tag wird abermals die Messe vom Zweiten Advent gelesen. Im deutschen Sprachraum nicht traditionell verwurzelt, setzt sich in den letzten Jahren auch hierzulande immer mehr die Verehrung Unserer Lieben Frau von Guadeloupe durch, die auf Erscheinungen zurückgeht, die 1531 in Mexiko sich ereignet haben. Der Seher Juan Diego wurde 2002 heiliggesprochen. Bleibendes Zeugnis der Erscheinung ist der Umhang, den Juan Diego währenddessen trug und auf dem sich – bis heute unerklärlich – die Erscheinung eingeprägt hat und auch nach beinahe fünfhundert Jahren noch intakt erhalten ist, obwohl das Material, aus dem der Mantel besteht, so beschaffen ist, dass die Textile normalerweise schon nach zwanzig Jahren zerschlissen ist.
Bemerkenswerter noch ist die ikonographische Symbolsprache des Bildes, in der die Typologie des apokalyptischen Weibes (vgl. Gen 3, 15 und Offb 12, 1f) mit der vorchristlichen religiösen und kulturellen Formensprache der Azteken verwoben ist. Die Frau ist hochschwanger, und dies ist der Grund, weswegen sich das Gnadenbild von Guadeloupe in der katholischen Lebensschutz- und Lebensrechtsbewegung immer größerer Beliebtheit erfreut und zugleich eine im höchsten Maße adventliche sowie auch endzeitliche Darstellung ist. Als Mondsichelmadonna ist sie zugleich eine Immaculata, verweist also ebenfalls zurück auf das am 8. Dezember gefeierte Fest.
Der heutige 12. Dezember wird an manchen Orten, besonders in Ländern mit kolonialgeschichtlichem Bezug zu Mexiko und in den USA, natürlich aber vor allem in Guadeloupe selbst, als Fest unserer Lieben Frau von Guadeloupe begangen.
Eine interessante Filmdokumentation Die Jungfrau von Guadalupe -Betrachtung des Gnadenbildes gibt näheren Einblick in Geschichte, Aussage und Besonderheiten des wunderbar entstandenen und bis zur Stunde erhalten gebliebenen Gnadenbildes.
Dort, wo eine Eigenmesse gestattet ist, lautet die Oration: „Gott, der Du uns der einzigartigen Schutzherrschaft der seligsten Jungfrau Maria unterstellen und uns unablässig mit Deinen Wohltaten überhäufen wolltest, gewähre uns, die wir zu Dir flehen und heute auf Erden durch ihr [der Jungfrau Maria] Gedächtnis erfreut werden, [dereinst auch] in den Genuss zu kommen, im Himmel ihr Antlitz zu schauen. Durch unsern Herrn“ (eigene Übersetzung, Clemens Victor Oldendorf).
Foto: Weihnachtsgeschenke – Bildquelle: Sigismund von Dobschütz