Laudato Si´ – Ein neues Kapitel der katholischen Soziallehre

Papst Franziskus: Die Eucharistie ist „eine Quelle des Lichts und der Motivation für unsere Sorgen um die Umwelt und richtet uns darauf aus, Hüter der gesamten Schöpfung zu sein."
Erstellt von kathnews-Redaktion am 10. Juli 2015 um 09:43 Uhr
Kelch

Von Martin F. Peters:

Die Weltgemeinschaft sieht sich mit zahlreichen Problemen, wie zum Beispiel dem  Klimawandel, der Luftverschmutzung und Umweltkatastrophen, konfrontiert. Eine Liste dieser Probleme ist lang und viele davon sind hausgemacht. Der Papst greift diese Missstände in der neuesten Enzyklika Laudato si´ (ital.: „Gelobt seist du“) auf und drängt zu Lösung der Probleme. Er betont, dass die Bewahrung der Schöpfung die Pflicht eines jeden Menschen ist und der Gläubige eine besondere Verantwortung gegenüber seiner Umwelt hat. In diesem Bemühen soll vor allem der heilige Franz von Assisi als Vorbild dienen, der diese „ganzheitliche Ökologie“ vorgelebt hat. Papst Franziskus ruft den Leser zur Umkehr und einem neuen Denken auf.

„Die Sorge für das gemeinsame Haus“

Nicht nur Umweltverschmutzung und Klimawandel sind eine Bedrohung für die Schöpfung, sondern auch die daraus resultierenden sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten. Der Schutz der Umwelt hat demnach eine ethische Perspektive, die die Beziehung zwischen Mensch und Natur in den Fokus rückt.

„Wir kommen jedoch nicht umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussion aufnehmen muss, um die Klage Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde. Wenn man schon in der eigenen Wirklichkeit den Wert eines Armen, eines menschlichen Embyros, einer Person mit Behinderung (…) nicht erkennt, wird man schwerlich die Schreie der Natur selbst hören. Alles ist miteinander verbunden.“

Der Auszug aus der Enzyklika zeigt, dass es dem Papst nicht nur um eine bloße Verringerung des Feinstaubs oder eine Säuberung der Gewässer geht. Der Mensch muss sich als ein Wesen verstehen, das mit seiner Umwelt komplex verbunden ist und seine Entscheidungen nie in einem neutralen Raum ohne Folgen treffen kann. Fragen der Gerechtigkeit drehen sich nicht nur um den Menschen als solchen und seiner angeborenen Würde, im Gegenteil. Gerechtigkeit spiegelt sich auch im Umgang des Menschen mit der Natur wider. Der Mensch muss sich als Teil dieser Schöpfung begreifen und dieser Tatsache durch ein verantwortungsvolles Verhalten Tribut zollen.

Eine ganzheitlichen Ökologie

Die Umwelt und die lebenden Organismen, einschließlich des Menschen, leben in einer komplexen Beziehung zueinander. Deshalb kann nicht von einer bloßen Umweltökologie gesprochen werden. Vielmehr müssen die gegenwärtigen Probleme innerhalb des großen Beziehungsgeflechts lokalisiert und in einer „ganzheitlichen Ökologie“ erfasst werden, damit sie überhaupt gelöst werden können. Dabei spielt auch die Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Alltagsökologie eine wichtige Rolle. Viele Akteure und Institutionen müssen sensibilisiert und zur Bewahrung der Schöpfung eingespannt werden. Die Probleme sind jedoch nicht nur auf wissenschaftlichem und technologischem Wege lösbar, sondern erfordern ein grundlegendes Bewusstsein für die Problematik und eine „ökologische (…) Spiritualität“. Hierbei spielt vor allem die Umkehr von überkommenen Lebensstilen eine Rolle. Es wird ersichtlich, dass der Gläubige selbst einen Beitrag leisten kann und muss. Wie die Lösung der Problematik genau angegangen werden soll, wird von der Enzyklika nicht festgelegt. Es handelt sich bei diesem päpstlichen Schreiben vielmehr um einen Aufruf zum verantwortungsvollen Handeln.

Gott und seine Schöpfung

Der Aufruf zum Umweltschutz ist kein politischer Aktionismus und auch kein rein weltliches Unterfangen. Papst Franziskus bezieht sich auf wichtige theologische Aspekte, wie zum Beispiel die Trinität oder die Eucharistie.

„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre große Erhöhung. (…) Auf dem Höhepunkt des Geheimnisses der Inkarnation wollte der Herr durch ein Stückchen Materie in unser Innerstes gelangen. (…) Die Eucharistie vereint Himmel und Erde, umfasst und durchdringt die gesamte Schöpfung. Im eucharistischen Brot „ist die Schöpfung auf die Vergöttlichung, auf die heilige Hochzeit, auf die Vereinigung mit dem Schöpfer selbst ausgerichtet.“ Darum ist die Eucharistie auch eine Quelle des Lichts und der Motivation für unsere Sorgen um die Umwelt und richtet uns darauf aus, Hüter der gesamten Schöpfung zu sein.“

Die Enzyklika wurde von vielen Stimmen aus der Politik und Gesellschaft gewürdigt. Nicht nur jedem Katholiken sei die Lektüre des päpstlichen Schreibens empfohlen, sondern auch allen anderen Menschen. Der Papst analysiert treffend die tiefgreifenden Probleme unserer Zeit und fügt der Soziallehre der katholischen Kirche ein neues wichtiges Kapitel hinzu. Die bisherige Unfähigkeit der politischen Akteure in Umwelt- und Klimafragen ist keine Option für die Zukunft. Deshalb braucht es diesen wichtigen Beitrag des Papstes. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Veröffentlichung der Enzyklika auf die derzeitigen Entwicklungen positiv auswirken werden. Papst Franziskus selbst erhofft sich durch seinen Aufruf ein Umdenken in der bald stattfindenden UN – Klimakonferenz.

Foto: Kelch – Bildquelle: C. Steindorf, kathnews

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