Laienpredigt und Alte Messe als entgegengesetzte liturgische Missbräuche

Das Problem und die Schwäche römischer Interventionen. - Ein Kommentar von Clemens V. Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 1. April 2023 um 16:14 Uhr
Aachener Dom - Innenansicht

Jetzt hat Kardinal Arthur Roche, Leiter des Liturgiedikasteriums in Rom, auch mal Bischof Bätzing einen Brief geschrieben und darauf hingewiesen, dass die Homilie, also die Auslegung der Schriftlesungen, namentlich des Evangeliums, in der heiligen Messe, die sie in Beziehung setzt zu Liturgie, Kirchenjahr und christlicher Lebenspraxis, dem Bischof, Priester und Diakon vorbehalten bleiben muss.

Ebenso die feierliche Taufspendung als reguläre Praxis, also außerhalb von außergewöhnlichen Umständen oder von Lebensgefahr für jemanden, der die Taufe empfangen soll. Diese Nottaufe kann bekanntlich jeder Mensch spenden, im Extremfall sogar jemand, der selbst gar nicht getauft ist oder der den christlichen Glauben nicht teilt. Aber solche Ausnahmeregelungen und Situationen waren natürlich nicht angestrebt oder gemeint, wenn sich der Synodale Weg in Deutschland für die Laienpredigt und die Taufspendung durch Laien ausgesprochen hat.

Schon 1997 gut begründet

Eigentlich hätte Bischof Bätzing gar keine Post aus Rom bekommen müssen, sondern nur einen Blick auf die eigene Internetpräsenz der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender er immerhin ist, werfen sollen. Dort kann bis zum heutigen Tag die sogenannte Laieninstruktion vom 15. August 1997 nachgelesen werden. Und wenn man diese konsultiert, erkennt man rasch, dass die seinerzeit vorgetragene Argumentation gegen predigende und feierlich taufende Laien keineswegs vorkonziliar beziehungsweise traditionalistisch war, sondern sich gerade auf das Zweite Vatikanische Konzil und auf dessen Texte und Lehren beruft.

Schon 1997 für die Katz

Wenn das ZdK nun erklärt, in Deutschland sei man, was Predigt und Taufe durch Laien betrifft, schon viel weiter als Kardinal Roche, der lediglich geltendes Kirchenrecht anführe und darüberhinaus dazu einlade, die Kirche in Deutschland und Rom sollten über die angesprochenen Fragen miteinander im Dialog bleiben, so zeigt das für mich zwei Dinge: Erstens die jahrzehntelange Wirkungslosigkeit von römischen Interventionen, denn wenn die Laieninstruktion 1997 etwas genützt und bewirkt hätte, so könnte man heute, annähernd 26 Jahre später, in diesen Punkten in Deutschland nicht schon längst viel weiter sein. Richtiger müsste man sagen: schon viel weiter entfernt vom Zweiten Vatikanischen Konzil und von dem, was selbst in der nachkonziliaren Liturgiereform Pauls VI. noch mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in Übereinstimmung mit der liturgischen Tradition festgehalten wurde.

Kardinal Roche ist nicht plötzlich konservativ katholisch geworden

Wenn also in diesem Fall Konservative und womöglich sogar Traditionalisten den Brief Roches an Bätzing begrüßen oder bass erstaunt eine sympathische Seite an Kardinal Roche zu entdecken glauben, sollten sie sich nicht zu früh freuen, denn sehr wahrscheinlich ereilt dieses Schreiben das gleiche Schicksal der Wirkungslosigkeit, wie man es von Anfang an an der Laieninstruktion gesehen hat oder weniger lange zurückliegend beim römischen Verbot der Segnung gleichgeschlechtlich motivierter Partnerschaften zweier Männer oder Frauen.

Zweitens sieht man am jetzigen Brief Arthur Kardinal Roches eine Gemeinsamkeit mit seiner Behandlung der überlieferten römischen Liturgie, worin die eigentliche Problematik offenbar wird: Es wird immer nur mit dem geltenden Kirchenrecht oder der geltenden liturgischen Ordnung argumentiert und damit rein positivrechtlich und autoritär. Wenn Traditionalisten jetzt ihrer Euphorie über diesen Brief Roches zu ungebändigt freien Lauf lassen, spielen sie ihm das Argument in die Hände, wie Bätzing & Co. sich an das Verbot von Laienpredigt und –taufe (sowie von Segensfeiern für homosexuelle Beziehungen) zu halten hätten, müssten sie Traditionis Custodes und seine Responsa ad dubia akzeptieren.

Überhaupt sollten Traditionalisten sich überlegen, ob ein mit harter Hand durchgreifendes Rom wirklich so ideal ist. Denn was sein Amtsverständnis anbelangt, könnte Franziskus kaum autoritärer agieren, und sein Regierungsstil ist derart vorkonziliar, dass er stellenweise noch denjenigen eines Pius IX. überbietet.

Freilich, von Traditionalisten wird erwartet, dass sie nicht nur dieses autoritäre Vorgehen begrüßen (das sie und die Konservativen ja auch tatsächlich immer gern gefordert haben), sondern es selber auch dann mit eilfertigem Gehorsam beantworten, wenn es sich einmal gegen eigene Vorlieben richtet.

Roches Gesprächsbereitschaft und Dialogverweigerung

Mit den Leuten vom Synodalen Weg und vom ZdK will man im Dialog bleiben, weil man auch in Rom ganz genau weiß, dass diese Gehorsamsmechanismen sowieso längst nicht mehr funktionieren, sich aber nicht die Blöße der eigenen Machtlosigkeit geben will und man außerdem auf die deutschen Kirchensteuermittel angewiesen ist.

Neben dem Argument, wenn sie schon so traditionell sein wollten, sollten sie auch selbst ganz traditionell gehorchen, das man den Anhängern der vorkonziliaren Liturgie letztlich mit gewissem Recht immer an den Kopf werfen kann, haben diese das Problem, zumeist nur in Kirchen und Gemeinden zu Gast zu sein, in denen sie oftmals nicht wirklich willkommen waren und als Bereicherung empfunden wurden. Dort kann man sie jetzt sogar unter Verweis auf Gehorsam gegenüber Rom und dem Heiligen Vater ganz elegant loswerden, und die Frau Pastoralreferentin macht trotzdem in Mantelalbe und mit pseudoliturgischem Zierstreifen oder Seidenschal, die rein zufällig an die Stola mindestens eines Diakons erinnern, munter weiter wie bisher. Und Roche wird dagegen nichts tun, denn der ist zu beschäftigt, seine Spione und Agenten weltweit in die Pfarrkirchen zu schicken, dass dort auch bloß nicht der liturgische Missbrauch der Alten Messe oder gar anderer Sakramentenspendungen nach veraltetem Ritual unentdeckt bleiben.

Foto: Aachener Dom – Innenansicht – Bildquelle: Kathnews

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