Kult schafft Kultur
Frankfurt (kathnews/Tagespost). FĂŒr den BĂŒchnerpreistrĂ€ger Martin Mosebach bedeutet Reform der nachkonziliaren Liturgiereform (âReform der Reformâ) nichts anderes als die âRĂŒckkehr zu den BeschlĂŒssen der Liturgiekonstitution des Konzils und zu dem Messbuch, das auf der Grundlage dieser Konstitution 1965 von Papst Paul VI. promulgiert wurde.â Das sagte Mosebach in einem Interview der âTagespostâ.
Viel sagen, wenig tun (können)
Im Jahr 2017 begeht die Kirche den 10. Jahrestag des Motu Proprio âSummorum Pontificumâ, mit dem Papst Benedikt XVI. am 7. Juli 2007 die klassische Liturgie („auĂerordentliche“ Form des Römischen Ritus) unter den im Motu Proprio genannten Bedingungen fĂŒr die gesamte Kirche wieder möglich gemacht hat. Am 14. September 2007 erhielt das Motu Proprio Gesetzeskraft. „Summorum Pontificum“ steht auch im Kontext einer âReform der Reformâ. Nach Martin Mosebach habe allerdings Papst Benedikt XVI., âwenig getan âŠ, um diese Projekt zu prĂ€sizieren, geschweigen denn mit seiner Realisierung zu beginnenâ, auch wenn er als Kardinal âvon der Notwendigkeit einer âReform der Reformâ“ gesprochen habe.
Reform der Reform „nur ein schöner Traum“
So wĂŒnschenswert Mosebach auch eine RĂŒckkehr zur klassischen Liturgie hĂ€lt. so ist dies nach seiner Ăberzeugung zum gegenwĂ€rtigen Zeitpunkt nicht durchfĂŒhrbar, „selbst wenn ein zum ĂuĂersten entschlossener Pontifex sie durchsetzen wollte“. „Die Befehlsstrukturen“, erlĂ€utert der in Frankfurt lebende Buchautor, „sind einfach nicht mehr da, um gegen den Willen der Ortskirchen eine so weitreichende Reform â und sei sie noch so gerechtfertigt â durchzusetzen. Insofern ist das Wort von der âReform der Reformâ eigentlich immer nur ein schöner Traum gewesen.
Bruch nach dem Konzil
Das Motu Proprio âSummorum Pontificumâ sei aber ein âein erster ernsthafter Versuch, einen groĂen und fĂŒr die ganze Kirche gefĂ€hrlichen Fehler zu korrigierenâ, rĂ€umt Mosebach ein. âDie in die Zeit weltweiter Revolutionen von 1968 unglĂŒcklich hineingeratene Liturgiereform nach dem II. Vatikanum hatte an vielen Orten eine dramatische Unsicherheit ĂŒber den Charakter der Eucharistie entstehen lassen. Der Versuch, die bis dahin alleingĂŒltige Form der Eucharistie vollstĂ€ndig zu verdrĂ€ngen, stellte einen Traditionsbruch dar, denn die Kirche hat niemals einen alten Ritus verbotenâ.
Ritus bringt Kultur hervor
Was immer man dem ĂŒberlieferten Ritus vorwerfen könne âer gestattete jedenfalls â anders als der neue Ritus â keinen Irrtum ĂŒber seine Natur. Deshalb war es notwendig, ihm wieder einen Ehrenplatz unter den liturgischen BĂŒchern einzurĂ€umen. Ich möchte aber behaupten, dass damit ĂŒber die Christenheit hinaus der ganzen Welt ein Dienst erwiesen worden ist. Denn der ĂŒberlieferte Ritus als sichtbare Gestalt des Christentums ĂŒber zweitausend Jahre ist Fundament nicht nur der Kirche, sondern auch der aus ihr hervorgegangenen Kultur. Dieser Ritus ist der eigentliche Architekt unserer groĂen Kirchenbauten, er ist der Hervorbringer unserer Musik, Malerei und Skulptur. Jede romanische Basilika, gotische Kathedrale, Barockkirche spricht von diesem Ritus, fĂŒr den sie geschaffen worden ist â diese Bauten sind ohne den Ritus unverstĂ€ndlich. Da sie nach wie vor die GehĂ€use unserer Religion sind, ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Kult, der sie geschaffen hat, nicht in Vergessenheit gerĂ€tâ, so Mosebach.
Zum vollstÀndigen Interview: Tagespost
Foto: Alte Messe – Bildquelle: Doris Bayer