Kinder der Liebe – zu „Traditionis custodes“

Kathnews dokumentiert eine Stellungnahme von Propst Dr. Gerald Goesche.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 4. Oktober 2021 um 16:58 Uhr
Foto: Filippo Neri

Berlin (kathnews/Institut St. Philipp Neri). Essayistisch in der Form hat Propst Dr. Gerald Goesche, Generalpräpositus des orantorianisch konzipierten Institutes St. Philipp Neriin Berlin, mit erfreulicher Klarheit zu Traditionis Custodes Stellung genommen, das die von ihm gegründete und geleitete Priestervereinigung als ehemalige Ecclesia-Dei-Gemeinschaft mit betrifft. Struktur und personelle Überschaubarkeit dieses Institutes begünstigen wohl die Offenheit seines Wortes. Nachstehend dokumentiert Kathnews den lesenswerten Text: „Am Fest des heiligen Joachim [laut älterem liturgischen Kalender am 16. August, genau einen Monat nach Erscheinen und Inkrafttreten von Traditionis Custodes, Anm. d. Red.] stand es mir plötzlich ganz besonders eindringlich vor Augen: der Beginn der Überlieferung seines Lebens. Der kinderlose Greis will im Tempel zu Jerusalem ein Lämmchen opfern. Aber seine Kinderlosigkeit zeigt den Priestern, dass er offenbar nicht würdig ist. Er wird niemals Vorfahre des Messias sein, denken sie. Priester, eventuell sogar Hohepriester, können grausam sein – auf jeden Fall im Alten Bund. Der Versuch des Papstes, mit dem Ozeandampfer Kirche eine Haarnadelkurve hinzulegen, scheint allerdings dem Verhalten der Tempelpriester nicht unähnlich. Immerhin hatte ihre Härte eine gewisse Logik.

Traditionis Custodes beschädigt Papstamt

Das Dokument Traditionis custodes ignoriert in herrischem Ton und auf einer sehr oberflächlichen Ebene die Feststellung Papst Benedikts XVI., dass die überlieferte römische Messe trotz allen gegenteiligen Anscheins niemals verboten worden ist und auch nicht verboten werden kann. Schlimmer steht es um den Papst selber. Wenn er 14 Jahre nach Summorum Pontificum praktisch das Gegenteil seines Vorgängers anordnet, fügt er seinem Amt beträchtlichen Schaden zu. Aber auch persönlich steht der Mann, der als ein neuer Franziskus angetreten ist, an die Ränder zu gehen, für die Ausgestoßenen Verständnis zu haben, auf einmal als ein moderner Tyrann da. Wie kann ein Papst so etwas sagen? Wie kann er sein Amt und sein persönliches Wirken so beschädigen? Welche Berater hat er um sich versammelt? Das ist natürlich für jene, die ihr Lämmchen bringen, zum Beispiel in Form ihrer zahlreichen Kinder, für die sie sich ja bereits als Karnickeleltern beschimpfen lassen mussten, schmerzlich. Allerdings werden viele heute verstehen, dass es in der Medienlandschaft eigentlich keine guten oder schlechten, sondern nur Nachrichten gibt. Insofern hätten Papst Franziskus und seine Berater sogar Werbung für die alte Messe gemacht. Das Institut St. Philipp Neri ist, wie andere Gemeinschaften der Tradition, ein Kind der Liebe: der väterlichen Zuneigung des heiligen Papstes Johannes Pauls II., des damaligen Kardinals Ratzinger und nicht zuletzt des Kardinals Castrillón Hoyos. Im Schutz der Zuneigung dieser Hirten konnten wir Wurzeln fassen und gedeihen. Wir haben darin die Stimme des Hirten unserer Seelen erkannt.

Stimme eines störrischen, greisen Tyrannen, keines Hirten

Die Stimme, die wir jetzt hören, klingt anders: nach der Panik einer Gerontokratie, die mit den längst widerlegten Gemeinplätzen der 1970er Jahre um jeden Preis, auch zum Schaden der Kirche, Recht behalten will. Der heilige Joachim ging traurig und verwirrt zu den Hirten seiner Herden. In seinem Erschöpfungsschlaf erschien ihm der Engel des Herrn und sagte ihm, er solle dort auf den Feldern sein Opfer darbringen und dann zu seiner Frau Anna zurückkehren. Sein Vertrauen wurde belohnt. Er wurde der Vater der unbefleckten Jungfrau, die die Mutter der Kirche ist. Möge sie dem Papst und seinen Beratern Erleuchtung erbitten und uns von Gott Vertrauen und Zuversicht erflehen: Nos cum prole pia – benedicat Virgo Maria!“ (Nachrichten des Institutes St. Philipp Neri, Nr. 2/2021, S. 16-19, Text redaktionell orthographisch angepasst, Zwischenüberschriften ergänzt.)

Foto: Filippo Neri – Bildquelle: Wikipedia

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