Kein schwules Coming-out in der Schule erzwingen

Freiburg (kathnews/KNA). In der Debatte um neue Unterrichtslinien und Erziehung zu Toleranz gegenĂŒber sexueller Vielfalt hat der Jesuit und Schulleiter Klaus Mertes eine sachliche Debatte angemahnt. Der Verweis auf das christliche Menschenbild dĂŒrfe nicht dazu missbraucht werden, um Hass gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle zu schĂŒren, schreibt Mertes in einem am Montag veröffentlichten Text fĂŒr die Internetseite âwww.kreuz-und-quer.de“. Zugleich plĂ€diert Mertes fĂŒr eine Ăberarbeitung des derzeit diskutierten Arbeitspapiers fĂŒr neue Leitlinien im Schulunterricht in Baden-WĂŒrttemberg. Zwar teile er das Anliegen des Arbeitspapiers, SchĂŒler vor Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu schĂŒtzen. Wenn das Papier aber als Lernziel ausgebe, âdie eigene sexuelle IdentitĂ€t in der Schule zu erkennen“, sei diese Formulierung âmissbrauchsanfĂ€llig“, so Mertes.
In der Schule dĂŒrfe niemals eine Situation entstehen, in der jemand unter Druck gerate, sich outen zu mĂŒssen. âSolche Selbstoffenbarungen mĂŒssen absolut freiwillig erfolgen“, mahnt Mertes. Seiner Erfahrung nach laufen die meisten Prozesse der Selbsterkenntnis von eigener SexualitĂ€t auĂerhalb des Schuldiskurses in einem vertraulichen Zusammenhang. Schule habe, so Mertes weiter, auch immer die Aufgabe, das BedĂŒrfnis junger Menschen ânach geschĂŒtzten RĂ€umen, nach Schutz der IntimsphĂ€re zu respektieren und zu stĂ€rken, zumal sie von Medien umgeben sind, die den Unterschied zwischen IntimitĂ€t und Ăffentlichkeit nicht mehr kennen, sondern aktiv auflösen.“ Der Jesuit Ă€uĂerte sich mit Blick auf die neuen Unterrichtsleitlinien fĂŒr Baden-WĂŒrttemberg, die ab 2015 gelten sollen. Neben auf die jeweiligen FĂ€cher zugeschnittenen LehrplĂ€nen soll der Bildungsplan auch ĂŒbergreifende Ăberlegungen zu Zielen und Grundlinien des Unterrichts enthalten. Kritiker unter anderem aus christlichen Kreisen werfen den Verantwortlichen vor, auf diesem Wege auch eine neue Sexualmoral etablieren zu wollen, die weit ĂŒber einen toleranten Umgang etwa mit Homosexuellen hinausgehe.
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