Karl der Große wird nicht nur in Aachen verehrt

Der Frankenherrscher gilt als der „erste Europäer“. Das zeigen vor allem die vielen Spuren, die er in Europa hinterlassen  hat. Zeugnis davon geben nicht zuletzt die Orte in Europa, an denen er verehrt wird – auch kultisch. Von Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 26. Januar 2019 um 14:15 Uhr
Kaiser Karl der Große

Aachen (kathnews). Der 28. Januar ist der Todestag Karls des Großen. Er starb an diesem Tag im Jahr 814 in seiner Aachener Pfalz. Noch am selben Tag wurde er in der Pfalzkapelle (dem Oktogon des heutigen Domes) beigesetzt. Wo sich sein Grab im Dom befunden haben soll, darüber gibt es nur Spekulationen. Seit 1414 ruhen sie in dem 1215 angefertigten Karlsschrein in der gotischen Chorhalle des Aachener Domes. Ein Schädel- und ein Armreliquiar befinden sich in der Domschatzkammer.

Karlskult

Nach Karls Tod nahm seine Verehrung zu. Sie kulminierte in seiner „Heiligsprechung“ am 29. Dezember 1165 in Aachen.  Kirchenrechtlich handelte es sich dabei um einen ungültigen Rechtsakt, denn die Heiligsprechung wurde auf Betreiben Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit Hilfe des Gegenpapstes Paschalis III. verwirklicht, nicht zuletzt zum Zweck der Sakralisierung des Hauses „Staufer“. Trotz dieses kirchenrechtlichen Makels hat die Verehrung Karls große Verbreitung in Europa gefunden. Sie nahm natürlich ihren Ausgangspunkt in Aachen, in der Grabeskirche des „ersten Europäers“ und Krönungskirche des Heiligen Römischen Reiches.  Im Aachener Dom wird bis heute am Sonntag, der dem 28. Januar vorausgeht, oder am Sterbetag selber, wenn er auf einen Sonntag fällt, ein feierliches „Karlsamt“ gefeiert. Die Liturgie kennt dazu ein eigenes Messformular, wobei auch der bekannte Hymnus „Urbs Aquensis, urbs regalis“ („Aachen, Kaiserstadt“) als Sequenz gesungen wird.

Nicht nur Aachen

Die kultische Verehrung Karls beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Kaiser- und Europastadt Aachen. Bis  heute wird Karl der Große auch in Frankfurt am Main, im bayerischen Kloster Metten, in Müstair in der Schweiz, in Saint- Denis und in Valencienes in Frankreich durch feierliche Gottesdienste an seinem Sterbetag geehrt. Frankfurt wie auch Paderborn nennen Karl ihren Gründer. Aber auch Zürich und Florenz berufen sich auf Karl als ihren Gründer. Ebenso erheben diesen Anspruch die sächsischen Städte Hildesheim, Verden und Magdeburg.

Die bedeutendste „Karlsstadt“ nach Aachen dürfte wohl Frankfurt am Main sein. Die Verehrung Karls setzte dort um 1250 ein, und schon bald avancierte Frankfurt zum Ort der Königswahl durch die sieben Kurfürsten, was mit der „Goldenen Bulle“ des Luxemburgers Karl IV. 1356 reichsrechtlich verankert wurde. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fanden die Krönungen der Könige des Heiligen Römischen Reiches nicht mehr in Aachen, sondern in Frankfurt statt. Das Aachener Krönungszeremonie wurde allerdings in Frankfurt beibehalten, so dass Aachen hierdurch auch in Frankfurt weiterhin präsent blieb. Durch denselben Karl IV., der in Prag residierte, verbreitete sich die Karlsverehrung im Rheinland: in Lorsch, Ingelheim, Mainz und Trier sowie in vielen Städten Sachsens: Osnabrück, Paderborn, Minden, Hildesheim, Verden, Halberstadt und Magdeburg.

Schweiz

Ein weiterer Schwerpunkt der Karlsverehrung ist Zürich. Karl gilt als Stifter des Großmünsters, und bekannt ist der „sitzende Karl“, eine Figur, deren Original um 1220 angefertigt worden ist und die Außenwand der Kirche schmückte.  Ebenso genießt Karl der Große im graubündischen Kloster Müstair, deren Stifter er ist, Verehrung. Auch dort steht eine bekannte, lebensgroße Karlsstatue aus dem Beginn des 13. Jahrunderts. In Sitten in der Westschweiz, besteht seit dem 13. Jahrhundert eine kultische Verehrung Karl des Großen.

Frankreich

Charlemagne, wie die Franzosen Karl den Großen nennen, genießt nicht zuletzt im einstigen Westfrankenreich, dem heutigen Frankreich, große Verehrung. Sie hat ihren Schwerpunkt in Reims, der französischen Partnerstadt Aachens, sowie in Metz, der alten Karolingerstadt. In der lothringischen Stadt hat Karls Sohn Ludwig der Fromme, der in Aachen die Benediktiner- und spätere Reichsabtei Kornelimünster gegründet hat, seine letzte Ruhestätte gefunden, wenngleich er eigentlich in Aachen-Kornelimünster begraben werden wollte.

Aus Metz stammt die berühmte Reiterstatue Karls des Großen. Das aus Bronze bestehende Kleinod ist nur 24 Zentimeter groß und zeigt den Frankenkönig und späteren Kaiser mit Krone und Reichsapfel zu Pferde.  Die Reiterstatuette  erinnert ikonographisch an die berühmte lebensgroße Reiterstatue des „Philosophenkaisers“ Marc Aurel in Rom. 2014 konnte viele die kleine bronzene Reiterstatue Karls des Großen im Krönungssaal des Aachener Rathauses anläßlich einer Sonderausstellung bewundern. Ihre bleibende „Heimat“ hat sie im Museum des Louvre in Paris.

In Paris wurde der „Karlstag“, der 28. Januar, bis zur französischen Revolution als arbeitsfreier Tag begangen. Es war der französische König Ludwig XI. der im 15. Jahrhundert den Karlskult am französischen Hof eingeführt hat. Die Reiterstatue Karl des Großen vor der Kathedrale Notre Dame zeugt von der Bedeutung von Charlemagne für die Stadt und das Land. Sie wurde für die Weltausstellung von 1878 angefertigt.

Foto: Karl der Große – Bildquelle: Kathnews

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