Karfreitag – Der endgültige Sieg der Liebe
In einer Homilie wird „das Kirchenjahr hindurch aus den heiligen Texten die Glaubensgeheimnisee und die Normen für das christliche Leben“ (can. 767 § 1 CIC/1983) dargelegt
Homilie  (Josef Spindelböck)
Karfreitag: Unser Herr Jesus Christus ist am Kreuz gestorben! Er hat sein Leben für uns hingegeben, um uns zu erlösen.
Die Passion nach dem Evangelisten Johannes, die wir am Karfreitag hören, aber auch die Schilderungen der übrigen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas zeigen uns in ausführlicher Weise, was sich alles in den letzten Tagen und Stunden vor der Kreuzigung unseres Herrn Jesus Christus ereignet hat: In Jerusalem versammelte sich der Herr mit seinen Jüngern vor seinem Leiden und Sterben, um mit ihnen das Paschamahl zu essen.
Bei dieser Feier hinterließ er ihnen das Gedächtnis seiner Liebe, indem er die heilige Eucharistie einsetzte. Er wusch seinen Jüngern die Füße und zeigte so, dass sie alle einander in Liebe dienen sollten. Dann betete der Herr am Ölberg und schwitzte Blut; doch in seiner Angst stärkte ihn der himmlische Vater und so sprach Jesus: „Nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.“ Es folgte der Verrat durch Judas, einen seiner engsten Vertrauten, und die Gefangennahme. Danach verleugnete ihn Petrus dreimal.
Jesus wurde zuerst von den jüdischen Autoritäten verhört, dann kam er zu Pilatus. Dieser ließ ihn zuerst geißeln und dann auf Zuruf eines von den religiösen Anführern verhetzten Volkes kreuzigen, obwohl doch keine Schuld erwiesen war. Jesus wurde von den Soldaten misshandelt und verspottet; er trug sein Kreuz mit letzter Kraft, unterstützt von Simon von Zyrene, und dann ließ er sich an das Holz der Schande nageln, um auf diese Weise sein Leben hinzugeben als Zeichen seiner Liebe zu uns allen. Durch sein Leiden und Sterben sind wir befreit von Sünde und Tod! Der Herr hat sein Leben hingegeben aus Liebe und so im Tod über den Tod gesiegt.
Jesus Christus ist der unschuldig leidende Gottesknecht; er ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt. Obwohl er in seinem Leiden und Sterben am Kreuz gleichsam den ganzen Hass der Welt gegen Gott in seiner Person auf konzentrierte Weise erfahren musste, hat er sich selbst nie von diesem Hass besiegen lassen. Jene Feindesliebe, die er als Gebot seinen Jüngern aufgetragen hatte, hat er selber konsequent verwirklicht bis in den Tod. Für seine Gegner und Feinde hat Jesus gebetet; er hat ihnen verziehen; er ist für sie eingetreten beim himmlischen Vater. Tatsächlich haben sich nicht wenige von ihnen nach seinem Tod und seiner Auferstehung bekehrt. Denn sie sahen ein, welches Unrecht sie verübt hatten, als sie den Sohn Gottes ans Kreuz schlugen!
Die Liebe des Erlösers, die er uns in seinem Tod am Kreuz erwiesen hat, soll uns alle zutiefst im Herzen berühren. Jeder von uns kann sich sagen: Für mich ganz persönlich ist Jesus am Kreuz gestorben, um mich zu erlösen! Denn er hat die Schuld von uns allen getragen. Sein Sterben ist kein Vorwurf an uns, sondern eine Einladung, die barmherzige Liebe unseres Gottes anzunehmen.
So wollen wir an diesem Karfreitag wie Maria und Johannes im Geiste unter dem Kreuz des Herrn stehen und voll Hoffnung den endgültigen Triumph der Liebe Gottes im Geheimnis der Auferstehung des Herrn erwarten, den wir zu Ostern feiern. Amen. (www.stjosef.at)
Foto: Kreuzigung Christi – Bildquelle: Kathnews