Kardinal Pell ermutigt Ärzte und Gläubige zum Einsatz für christliche Werte

Heilige Messe mit der katholischen Mediziner-Gesellschaft in Phoenix gefeiert. - Ein Beitrag von Dr. med. Edith Breburda.
Erstellt von Felizitas Küble am 24. November 2021 um 07:39 Uhr
Priester mit Kelch

Phoenix (kathnews/CF). Der australische Kardinal Geroge Pell zelebrierte am Samstagabend, dem 20. November 2021, die „Weisse Messe“ (White Mass) in Phoenix. Eigentlich treffen sich die Mitglieder der katholischen Mediziner-Gesellschaft in zeitlicher Nähe zum Gedenktag des hl. Apostels Lukas. Doch dieses Jahr bekamen sie als besonderen Gast Kardinal George Pell. Der australische Prälat, der von 2001 bis 2014 als Erzbischof von Sydney wirkte, ist kein Unbekannter:

Er verbrachte 404 Tage von den ursprünglich “vorgesehenen” sechs Jahren in Einzelhaft im Hochsicherheitstrakt eines australischen Gefängnisses wegen angeblichem sexuellen Missbrauch. Im April 2020 konnte endlich seine Unschuld bewiesen werden konnte. Einstimmig sprach ihn das Hohe-Gericht von Australien von allen Vorwürfen frei. Viele Katholiken waren von Anfang an von der Unschuld des Kirchenmannes überzeugt und betrachteten das Justiz(fehl)urteil von vornherein als absurd. Selbst einer der angeblichen Opfer, der inzwischen verstorben ist, bekannte seiner Mutter vor seinem Tod, dass er nicht von dem Angeklagten missbraucht worden sei. Das Urteil beruhte auf Anschuldigungen, für die es keinerlei Beweise gab, und die nicht mit klar vorgebrachten Tatsachen in Einklang gebracht werden konnten. Die vernommenen Zeugen bestätigten unter Eid, dass es schon rein praktisch gesehen unmöglich für den Kardinal war, die ihm zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben.

Im Fall Pell v. The Queen siegte letztendlich Australiens Justiz-System. Dem Kardinal widerfuhr endlich Gerechtigkeit. Viele betrachteten seinen Prozess als einen antichristlichen Affront, die sich in unsere Zeit einer fanatischen „Cancel Culture“ häufen. Einige sahen in Kardinal Pell eine zu einflussreiche Figur, die strikt an den theologischen Grundlagen der Kirche festhielt, auch in der Lehre über Ehe und Famiile. Damit Pell nicht zur „gefährlichen“ Herausforderung für die Modernisten wird, musste er ausgeschaltet werden. So interpretiert der bekannte katholische Publizist Georg Weigel den ‘Fall Pell‘.

Weigel, der seit langem mit dem Kardinal aus „Down Under“ befreundet ist, sprach nicht nur von einer unfairen und anti-katholischen Verurteilung, sondern befürchtete, dass die Kirche ohne den Kardinal in Bälde in widersprüchlichen Lehrmeinungen versunken wäre, die dem Chos, dass in der katholischen Kirche in Deutschland herrscht, in nichts nachgestanden hätte, und die sich am Ende der Entwicklung kaum noch vom Niedergang der evangelischen Kirche unterschieden hätte. Weigel sieht es als Gottes Vorsehung an, dass Pell seinen 80. Geburtstag am 8. Juni 2001 nicht in Einzelhaft verbringen musste, sondern ihn als freier Mann begangen hat.

Der 1941 in Australien geborene George Pell hat eine aus Irland stammende römisch-katholische Mutter und einen anglikanischen Vater. Am 21. Oktober 2003 wurde er durch Papst John Paul II. zum Kardinal ernannt. Er nahm an der Papstwahl von Benedict XVI. in 2005 und der Wahl von Papst Franziskus in 2014 teil. 2014 holte der Pontifex ihn nach Rom, wo er das neue Wirtschaftssekretariat der Römischen Kurie leitete. Für seine Gerichtsverfahren in Australien verließ er Rom. Er ist aber wieder als freier Mann in die Ewige Stadt zurückgekehrt.

„Als unschuldig Verurteilter war er immer frei, obwohl er im Gefängnis saß“, schreibt Georg Weigel, der Pell 1967 kennen gelernt hatte. „Jetzt, wo er wieder die Hl. Messe zelebrieren darf, wird er dafür beten, dass sich seine „Peiniger“ bekehren und das Justizsystem erneuert wird. Es kann nicht Schule machen, dass man fast automatisch mit einer ungerechten Anklage schuldig ist“, berichtet Weigel weiter. Dennoch: eine Haft hinterlässt seine Spuren. Die Welt betete für ihn. „Es waren fast zu viele Gebete“, bekannte Kardinal Pell in seiner Festrede in Phoenix. Im Gefängnis sitzend sorgte er sich, dass dadurch die Anliegen seiner Mitmenschen zu knapp kommen könnten, wenn man nur seiner gedenkt. Zwei Frauen, die er gut kannte, öffneten einen Champagner, als sie vom Freispruch des Kardinals erfuhren.

Wenn man Kardinal Pell erlebt, erkennt man recht bald seine wohl irisch geprägte Gradlinigkeit. Er hegt keinen Groll gegen die falschen Ankläger und betrachtete die Zeit im Gefängnis als eine verlängerte Phase der Einkehr. Obwohl schon vorher ein Mann des Gebetes, intensivierte er seine Studien, Gebete und Schreiben. Wie es der Zufall wollte, las er in den ersten Tagen der Haft in seinem priesterlichen Brevier die Geschichte Hiobs aus dem AT. Auch dem schwergeprüften Hiob wurde noch zu Lebzeiten Gerechtigkeit zuteil. Und so stand für ihn der Satz im Mittelpunkt, dass wir Gott in guten wie in schlechten Tagen preisen sollen.

Der Kardinal, der so oft in seinem priesterlichen Leben Mitmenschen tröstete, versuchte sich seine Ratschläge selbst zu Herzen zu nehmen. Er erinnerte sich an seine Ermahnungen an Teenager: „Wenn Du nicht betest, wenn Du in Schwierigkeiten bist, hast Du einen schwachen Glauben“. Und wer kennt nicht die schmerzliche Frage: „Warum gerade ich?“ – „Doch wie Ihr wisst“, sagte der Kardinal, „Jesus als Sohn Gottes hat sich auch nicht vor dem Leiden gedrückt Leid auf sich zu nehmen erfordert Mut. Es wird jedoch in jedem Leben zugegen sein. Dennoch sind wir in Australien noch nicht so antichristlich geprägt wie in den USA. In Australien brennt man noch keine Kirchen nieder.“

Der Kardinal glaubt nicht an eine Gesellschaft, die sich ganz von christlichen Idealen losspricht. Gerade von Medizinern erwartet man, dass sie ihren Mitmenschen dienen, ungeachtet des eigenen gesundheitlichen Nachteils. Das sahen wir bei einer COVID-Krise sehr deutlich, wo Ärzte und medizinisches Personal an ihrer Arbeitsethik festhielten. Obwohl selbst verausgabt, folgten sie einer christlichen Ethik. Jesus heilte Kranke. Er lobte den guten Samariter.

Die Gesellschaft basiert auf christlicher Nächstenliebe und einer Hingabe an die Mitmenschen. Früher, unter den Heiden und einem Marcus Aurelius, wurde es nicht als Schwäche angesehen, das Land zu verlassen, wenn es von Krankheit und Plagen heimgesucht wurde. Christen fliehen nicht, sondern stellen sich den Herausforderungen des Leidens. Sie versuchen, sie zu lindern und zu bekämpfen. Sie schätzen jedes Leben und erachten Euthanasie und Abtreibung als Widerspruch gegen Gottes Gebote und das Lebensrecht aller Menschen.

Der Kardinal würdigte in seiner Ansprache jene amerikanischen Ärzte, die sich so sehr gegen diese beiden schweren Verstöße aussprachen. Oft fühlen sich Menschen sehr allein, obwohl es ihnen nicht an materiellen Dingen fehlt und man ihnen Ansprache bietet. Sie fragen sich, warum es Leid gibt und wieso wir nicht den Himmel auf Erden haben können. Doch bedenken wir, dass der Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs unter uns lebt. ER litt und starb in Christus für uns. So sollten wir uns daran erbauen, dass selbst im Unglück unser Leid einen Sinn hat. Hiob erduldete alle Prüfungen. Er verhielt sich dennoch anfangs verbittert, indem er den Tag seiner Geburt verfluchte. Er vergaß Gottes Segen und Wohlgefallen, den wir erhalten, wenn wir in unserem Leid an dem erlösenden Heilswerk Christi teilhaben.

Jesus selbst sagte: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, kann mir nicht nachfolgen.

Der Kardinal erzählt von einer Frau, die seit 20 Jahren ihr Bett hütet. Man wusste, dass ihr Leid durch ihr Gebet und Opfer der ganzen Dorfgemeinschaft zu Hilfe kam. Und so sollen auch wir unser Leid, ob gerechtfertigt oder unschuldig, aufopfern. Er berichtet sodann von einer Frau, die so sehr um Gerechtigkeit in Sachen des Kardinals besorgt war, dass sie versprach, die Schmerzen bei der Geburt ihres Kindes für seine Freigabe aufzuopfern. Prompt war es eine äußerst schwierige und schmerzhafte Prozedur. „Nie wieder“, schrieb sie ihrem Kardinal. „Nie wieder mache ich das!“

Trotzdem: ein willig getragenes Unrecht stärkt uns, mit Gottvertrauen unser Kreuz zu tragen und hilft uns, einen inneren Frieden zu bewahren. Die Kirche sollte sich in Ehrfurcht und tiefer Dankbarkeit vor jedem Leidenden verbeugen, ist es doch in gewissem Sinne ein sicherer Weg, göttliche Gnaden auf uns Menschen herabzurufen, schloss der Kardinal seine Festrede. Pell nutzte im wahrsten Sinne des Wortes seine Zeit, die er hinter Gittern verbrachte. Sein dreibändiges Tagebuch ist publiziert. In ihm spricht ein mutiger Kirchenmann zu uns, der sich nicht das Rückgrat brechen ließ. Sein Vortrag, den er dem medizinischen Personal hielt, unter denen sich auch junge Studenten befanden, beeindruckte die Zuhörer. Und zudem kam man nicht umhin, sich in seiner heiligen Messe, die er in der vollbesetzten Kapelle des Bistumszentrums zelebrierte, an die verfolgten Christen und ihre Katakomben zu erinnern.

Textquelle: Christliches Forum

Foto: Kelch – Bildquelle: Patnac, Creative Commons

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