Kardinal Kasper: „Es braucht eine Neuevangelisierung“

Mehr als 200 Kleriker bei Vortrag von Kardinal Kasper in Limburg.
Erstellt von am 13. September 2011 um 08:23 Uhr
Hoher Dom zu Limburg

Limburg (kathnews). Die katholische Kirche in Deutschland braucht eine Neuevangelisierung. Dies hat Kardinal Walter Kasper beim Tag der Priester und Diakone in der Limburger Kreuzwoche betont. Vor mehr als 200 Klerikern sprach sich der langjährige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen am Montag für eine geistliche Erneuerung der Kirche in Deutschland aus. Die Neuevangelisierung beschrieb der langjährige Kurienkardinal als eine zutiefst geistliche Aufgabe, bei der es nicht darum gehe, die konkreten Probleme der Kirche unter den Tisch zu wischen oder zu ignorieren. Kardinal Kasper wörtlich: „Das Evangelium ist Fleisch geworden, es ist Jesus Christus in Person“.

Auf dem Fundament der Heiligen Schrift

Der Kardinal unterstrich in seiner Ansprache, dass es sich bei der Neuevangelisierung um den „neuen Ausdruck“ für eine „alte Sache“ handle, die bereits auf biblischen Fundamenten aufbaue. So habe schon der Prophet Jesaja die „gute Nachricht vom Reich Gottes“ verkündet. Die frohe Botschaft übersteige die menschliche Vernunft, so der Kardinal. In diesem Zusammenhang ging er auch auf den Missionsauftrag der Kirche ein und betonte, dass Gott immer wieder Menschen in seinen Dienst nehme, die er dann hinaus sende in alle Welt, um seine frohe Botschaft zu verkünden. „Nur eine vom Geist Gottes erfüllte Kirche kann missionieren“, so Kasper zu den anwesenden Priestern und Diakonen. Der Kardinal ist davon überzeugt, dass eine vom Heiligen Geist erfüllte Kirche gar nicht anders könne, als hinaus in die Welt zu gehen und ihr das Evangelium Jesu Christi zu verkünden.

Die kirchliche Fahne nie in den Wind hängen

Kasper unterstrich anschließend mit Nachdruck, dass es bei der Neuevangelisierung nicht darum gehe, ein neumodisches oder neues, der Zeit angepasstes Evangelium, zu verkünden. Wörtlich sagte er: „Das Evangelium ist nie angepasst und bequem, es ist immer anstößig und liegt immer quer“. Die Kirche könne ihre Fahne nicht in den Wind hängen und ihre Botschaft auch nicht sich rasch ändernden Moden abhängig machen. Die Kirche bezeichnete Kasper vor diesem Hintergrund als einen „Fels in der Brandung“ und einen „Leuchtturm in der Nacht und im Nebel der Welt“. Die Neuevangelisierung sei dabei jedoch kein Rückeroberungsfeldzug oder die Wiederbelebung des christlichen Abendlandes, so Kasper. Vielmehr müsse sie die christliche Antwort auf eine neue weithin säkularisierte Situation in Europa sein, die Europa und seiner Kultur die Seele zurückgeben wolle.  „Es geht nicht darum, dass wir uns dem gegenwärtigen Mainstream anpassen, sondern dass wir uns neu an Jesus Christus orientieren“, unterstreicht der Kardinal.

Liturgie als Schule des Glaubens im Leben der Christen

In seinem Vortrag sprach der Kardinal auch über die Bedeutung von „Glaubensschulen“ für die Christen. Er nahm dabei auch Bezug auf das im Bistum Limburg neu gegründete Bischof-Blum-Kolleg. Kardinal Kasper zeigt sich überzeugt davon, dass solche Schulen des Glaubens den Gläubigen dabei helfen können, „den Glauben weiter zu tragen und die Sprachfähigkeit über den eigenen Glauben zu fördern“. Als eine weitere wichtige „Schule des Glaubens“ bezeichnete Kasper die Liturgie der Kirche. In ihr vollziehe sich das Werk der Erlösung und sie sei „Mitte und Höhepunkt des kirchlichen Lebens“, wie Kardinal Kasper in seinem Vortrag betonte. In der Liturgie könne man erfahren was Glaube und Kirche sind. Der Glaube ist dabei in den Augen von Kardinal Kasper ein Geschenk und eine Gnade. Kasper abschließend: „Es liegt in der menschlichen Freiheit ihn anzunehmen oder abzulehnen.“

Foto: Limburger Dom – Bildquelle: Berthold Werner

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