Iubilate Deo – Jauchzt vor Gott, alle Menschen der Erde

Eine mystagogische EinfĂŒhrung soll mit ganz wenigen Worten (brevissimis verbis) die  GlĂ€ubigen unter BerĂŒcksichtigung der liturgischen Texte des Sonn- und Festtages in das Geheimnis der Feier einfĂŒhren. Sie ist also keine EinfĂŒhrung in die biblischen Texte des Tages, sondern eine EinfĂŒhrung in das zu feiernde Geheimnis.
In der Homilie werden aus den heiligen Texten, d.h. der biblischen  und liturgischen Texte, die Geheimnisse und die Normen des christlichen Lebens dargelegt.
Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)
Heute dankt die Kirche erneut Gott fĂŒr die Auferstehung seines Sohnes von den Toten und  „jauchzt vor Gott“ wegen dieser groĂen Machttat (vgl. Eröffnungsvers). Durch die österlichen Sakramente erhalten wir Anteil an Christi Auferstehung. Sie haben uns zur WĂŒrde der Gotteskindschaft erhoben (vgl. Tagesgebet). Darum haben wir Grund zur Hoffnung, einst in der Gemeinschaft mit Christus mit verklĂ€rtem Leib aufzustehen (vgl. Schlussgebet).
In der heiligen Eucharistie, in der wir den Herrn wie einst seine JĂŒnger erkennen und in der er in neuer Weise unter sakramentalen Gestalten unter uns bleibt, empfangen wir das Unterpfand unserer Auferstehung.
Homilie (Josef Spindelböck)
In dieser Osterzeit werden wir in den biblischen Lesungen des Alten und Neuen Testaments mit der frohen Botschaft vertraut gemacht, dass Gott uns liebt und uns das Leben in FĂŒlle schenken will.
Die Auferstehung Christi ist der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit; denn hier triumphiert das Leben ĂŒber den Tod; die Macht der SĂŒnde ist gebrochen, und der Glanz strahlender Heiligkeit breitet sich aus ĂŒber all jene, die an den Sohn Gottes glauben. In der heiligen Taufe wurde auch uns die WĂŒrde der Gotteskindschaft als Geschenk zuteil (vgl. das Tagesgebet). Wir heiĂen Kinder Gottes und sind es. Gott hat uns wahrhaft geheiligt und der Macht der SĂŒnde und des Todes entrissen!
O Mensch, gedenke dieser deiner WĂŒrde! So sind wir aufgerufen, fĂŒr all das GroĂe zu danken, was Gott um unseres Heiles willen fĂŒr uns getan hat. Der Mensch ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen worden. Trotz der SĂŒnde der ersten Menschen â Adam und Eva â und der damit verbundenen negativen Folgen hat sich Gott in seiner Liebe unser aller erbarmt. In seinem Sohn Jesus Christus ist uns die Vergebung der SĂŒnden geschenkt worden. So ist Jesus Christus als der Gekreuzigte und Auferstandene unser âBeistand beim Vaterâ (1 Joh 2,1), denn er ist der Gerechte, welcher die SĂŒnden der ganzen Welt hinwegnimmt. Eben darum haben die Apostel nach der Auferstehung Christi den Menschen die Umkehr gepredigt. Sie sollten an Jesus Christus glauben, âdamit ihre SĂŒnden vergeben werden.â (Lk 24,48; vgl. Apg 3,19).
Papst Franziskus hat all dies zum Anlass genommen, jetzt in der Osterzeit ein Apostolisches Schreiben vorzustellen, welches den Titel trĂ€gt: âGaudete et exsultate!â, d.h. Freut euch und jubelt! Es handelt âĂŒber den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heuteâ. Der Papst erinnert darin an die Taufgnade, die wir empfangen haben. Kraft der Taufe sind wir durch das Blut Christi geheiligt; wir sollen daher als getaufte Christen auch gottgefĂ€llig leben. Ein heiliges Leben ist keine ausschlieĂliche Sache fĂŒr besonders Fromme. Das 2. Vatikanische Konzil hatte auf die oft vergessene Wahrheit hingewiesen, dass die GlĂ€ubigen eines jeden Standes durch Christi Gnade zur Heiligkeit berufen sind. Dies lĂ€sst Papst Franziskus in den verschiedenen Lebensbereichen konkret anschaulich werden. So schreibt er: âEs gefĂ€llt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den MĂ€nnern und Frauen, die arbeiten, um das tĂ€gliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den Ă€lteren Ordensfrauen, die weiter lĂ€cheln. In dieser BestĂ€ndigkeit eines tagtĂ€glichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche.â (Nr. 7)
Der Papst möchte alle GlĂ€ubigen ermutigen zu einem wahrhaft christlichen Leben: âUm heilig zu sein, muss man nicht unbedingt Bischof, Priester, Ordensmann oder Ordensfrau sein. Oft sind wir versucht zu meinen, dass die Heiligkeit nur denen vorbehalten sei, die die Möglichkeit haben, sich von den gewöhnlichen BeschĂ€ftigungen fernzuhalten, um viel Zeit dem Gebet zu widmen. Es ist aber nicht so. Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im tĂ€glichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den BrĂŒdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, GroĂvater oder GroĂmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du fĂŒr das Gemeinwohl kĂ€mpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.â (Nr. 14)
Nach Heiligkeit zu streben heiĂt jedoch nicht, hier auf Erden makellos zu sein. Wir bleiben Menschen, die schwach sind und auf verschiedene Weise versucht werden. Immer wieder fallen wir in die alltĂ€glichen SĂŒnden. Und dennoch gilt, dass wir mit der Gnade Gottes mitwirken sollen, die uns befĂ€higt, gemÀà den Geboten Gottes zu leben. Der Papst erinnert uns an das christliche Hauptgebot, die Gottes- und NĂ€chstenliebe: âDer Vorrang kommt den göttlichen Tugenden zu, die Gott zum Gegenstand und Beweggrund haben. In ihrem Zentrum steht die Liebe. Das, was wirklich zĂ€hlt, sagt der der heilige Paulus, ist »der Glaube, der durch die Liebe wirkt« (Gal 5,6). Wir sind aufgerufen, die Liebe aufmerksam zu pflegen: »Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfĂŒllt ⊠Also ist die Liebe die ErfĂŒllung des Gesetzes« (Röm 13,8.10). »Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfĂŒllt: Du sollst deinen NĂ€chsten lieben wie dich selbst« (Gal 5,14).â (Nr. 60).
Im Gebet sind wir Gott nahe, aber auch im Dienst an unseren BrĂŒdern und Schwestern. Denn im Mitmenschen begegnen wir dem Herrn. Wir werden einmal nach dem MaĂ der Liebe gerichtet werden, die wir unserem NĂ€chsten erwiesen haben (vgl. die Gerichtsrede in Mt 25).
Unser Leben ist in Gottes HĂ€nden geborgen! Der auferstandene Herr Jesus Christus ist inmitten seiner Kirche gegenwĂ€rtig und lĂ€dt uns ein, ihm nachzufolgen auf dem Weg der Heiligkeit. Die FĂŒrbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Heiligen des Himmels begleite uns! Amen. (www.stjosef.at)
Foto: Christus mit der Eucharistie – Bildquelle: The Yorck Project / Wikipedia