Im Zeichen des Aschenkreuzes die Heiligen Vierzig Tage beginnen

Ein Beitrag von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 17. Februar 2021 um 22:57 Uhr
Alte Messe - Levitenamt

Dem Ă€lteren Usus des Römischen Ritus gemĂ€ĂŸ wird die aus den geweihten Palmzweigen des Vorjahres bereitete Asche ihrerseits unter vier Gebeten feierlich geweiht. Wer möchte, der kann diese Vierzahl auf vier Abschnitte von je zehn Tagen beziehen, die eine zusĂ€tzliche Gliederung der sieben Wochen bis Ostern schaffen.

Die Vorstellung eines Weihnachtsengels ist uns sehr vertraut. Weniger gelĂ€ufig ist diejenige eines Engels der Fastenzeit. Und doch begegnet uns ein solcher in der ersten Oration der Aschenweihe. Gott wird gebeten, diesen heiligen Engel zu senden, damit dieser Engel die Asche segne und heilige. So werde sie zum Heilmittel (lat. remedium) fĂŒr die BĂŒĂŸenden, die zu Gott flehen (lat. paenitentibus – supplicantibus), die Gottes heiligen Namen demĂŒtig anrufen (lat. humiliter implorantibus), wĂ€hrend sie sich im Bewusstsein ihrer Vergehen anklagen (lat. accusantibus) und vor dem Angesichte der göttlichen Milde (lat. ante conspectum divinae clementiae) ihre Verbrechen (lat. facinora) laut beweinen (lat. deplorantibus, vgl. auch das vorangegangene implorantibus).

Schließlich werden die Christen, die Buße tun, Flagitantibus genannt. Der Begriff Ă€hnelt zwar im Klang dem der Flagellanten, er kommt aber nicht von lat. flagellum und meint die Geißel, sondern leitet sich ab von lat. flagitare, etwas mit Nachdruck verlangen, erflehen, fĂŒr sich in Anspruch nehmen. Sie berufen sich auf Gottes serenissimam pietatem, auf Gottes heiterste, hellste Vaterliebe, vgl. zuvor auch clementiae).

Die Bestreuung mit der Asche hat auch eine Ähnlichkeit mit dem sonntĂ€glichen TaufgedĂ€chtnis im Asperges. So wie wir dort mit dem Weihwasser besprengt werden, werden wir heute pro redemptione peccatorum, zur Erlösung von den SĂŒnden (oder auch: zur Erlösung der SĂŒnder), mit der geweihten Asche bezeichnet oder bestreut. In der Oration zum Asperges (oder in der österlichen Zeit zum Vidi aquam) ist ebenfalls davon die Rede, dass Gott vom Himmel her seinen heiligen Engel sende, der die Bewohner der heiligen StĂ€tte auf Erden, die gottesdienstliche Versammlung, behĂŒte, bewahre, beschirme, heimsuche und verteidige.

Einen solchen besonderen Engel können wir uns am Beginn der Fastenzeit mit der vom Engel Gottes gesegneten und geheiligten Asche der Buße als Begleiter zur Seite gestellt vorstellen: einen Fastenengel. Zugleich stellt uns das erste Gebet zur Aschenweihe die Haltungen vor Augen, in denen unsere Bußgesinnung Gestalt annehmen und sich bewĂ€hren soll, damit wir dann durch das ĂŒbernatĂŒrliche Heilmittel der geweihten Asche, einer Sakramentalie der Kirche, Gesundheit des Leibes und den Schutz der Seele erlangen, wie das Gebet, das wir heute nĂ€her betrachtet haben, ausklingt.

In der ĂŒberlieferten Liturgie ist eine charakteristische Besonderheit der Liturgie der Fastenzeit ĂŒbrigens das sogenannte Gebet ĂŒber das Volk, das in tĂ€glich eigener Form alle Wochentage der Fastenzeit auszeichnet. Ähnlich einer Kommemoration folgt es nach eigenem, leicht erweiterten Oremus auf das Schlussgebet der Messe, die in der Fastenzeit auch werktags immer ein eigenes Formular besitzt.

Am heutigen ersten Tag der Fastenzeit bittet diese zusÀtzliche Oration, dass diejenigen, die sich vor Gottes MajestÀt beugen, caelestibus semper nutriantur auxiliis, stets mit himmlischen Hilfen genÀhrt werden. Eine uns die Fastenzeit hindurch begleitende Gnadenhilfe wird angesprochen, die uns nÀhrt und trÀgt, wÀhrend wir leiblich fasten.

Wer heute etwa wegen der Coronabestimmungen das Aschenkreuz persönlich nicht empfangen kann, der kann sich dennoch vom Fastenengel an die Hand genommen fĂŒhlen und sich der Gesinnung anschließen, die das Aschenkreuz ausdrĂŒckt.

Ebenso kann, wer in der momentanen Situation nicht die Gelegenheit hat, die heilige Messe zu besuchen und zur Eucharistie hinzuzutreten, an den Werktagen die Oratio super populum aus seinem Handmessbuch sprechen und mit ihren Worten unter der Woche tÀglich um eine ganz spezifische Fastengnade bitten, indem er sich vornimmt, aus ihr heraus den Tag zu gestalten.

Foto: Alte Messe (Levitenamt) – Bildquelle: Domvikar Georg Schwager (Privatarchiv)

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