Hitlers Religion

Eine Buchbesprechung von Martin BĂŒrger.
Erstellt von Martin BĂŒrger am 29. November 2012 um 12:43 Uhr

Bereits vor einigen Jahren erschien erstmals das Buch „Hitlers Religion. Die fatale Heilslehre des Nationalsozialismus“ aus der Feder von Michael Hesemann. In diesem Jahr verschaffte der Sankt Ulrich Verlag diesem ĂŒberaus wichtigen Buch eine neue Auflage. Der durchschnittliche Schulunterricht stellt Adolf Hitler – durchaus zurecht – als ein Monster dar, dem es in der Hauptsache um die skrupellose Ausweitung seiner Macht ging. Religion war demnach fĂŒr Hitler nicht mehr als nur eine Begleiterscheinung. Wie Hesemann indes ĂŒberzeugend erklĂ€rt, war das Gegenteil der Fall. Die nationalsozialistische Politik zu Zeiten Hitlers hatte eine Art pseudoreligiöses Fundament.

Auf fast 500 Seiten lĂ€sst sich in detaillierter Form nachlesen, von welchen Strömungen Hitler und die nationalsozialistische Herrscherklasse beeinflusst wurden. So beschĂ€ftigt sich Hesemann beispielsweise mit der privaten Bibliothek des FĂŒhrers, die allerdings nur noch teilweise erhalten ist. Eine Analyse der BĂŒcher ergibt ein gemeinhin recht unbekanntes Ergebnis: „Hitler war Esoteriker!“ Dabei wurde Hitler jedoch auch von – sicherlich fragwĂŒrdigen – Werken mit vorgeblich christlich-jĂŒdischem Hintergrund beeinflusst. Eines dieser Werke trĂ€gt etwa den Titel: „Buch der Psalmen teutsch. Das Gebetbuch der Ariosophen, Rassenmystiker und Antisemiten“.

In „Hitlers Religion“ weist Michael Hesemann also nach, dass „der Nationalsozialismus aus den esoterischen Strömungen des 19. Jahrhunderts – von der Theosophie und Ariosophie bis zum Wagnerianismus – hervorging“. Entsprechend hatte sich „fast die gesamte Machtelite des Dritten Reiches“ eingehend „mit den esoterischen Lehren Richard Wagners [
] und der neognostischen Mystik [
] befasst oder esoterischen MĂ€nnerbĂŒnden angehört“.

Die immer wieder vernommene Behauptung, der Nationalsozialismus sei entweder vom Katholizismus oder vom Protestantismus, mindestens jedoch vom Christentum an sich beeinflusst, ist nach aufmerksamer LektĂŒre von „Hitlers Religion“ auch nicht mehr aufrecht zu erhalten: „Der Nationalsozialismus war von Anfang an ebenso antiklerikal, wie er antisemitisch war. Die Nazis hielten das Christentum der Konfessionen fĂŒr ‚verjudet‘, seine Werte von NĂ€chstenliebe und Demut waren mit ihrem barbarischen Menschenbild unvereinbar.“

Es ist Hesemann selbstverstĂ€ndlich nicht möglich, eine klare Definition der Pseudoreligion des Adolf Hitler zu produzieren. DafĂŒr finden sich in Aussagen von Zeitgenossen des FĂŒhrers sowie in seinen eigenen Aussagen, die uns direkt oder indirekt ĂŒberliefert wurden, zu viele WidersprĂŒche. Vor diesem Hintergrund spricht Hesemann zurĂŒckhaltend von einer politischen Religion, sie sich „noch im Entstehungsstadium“ befunden habe. In jedem Falle aber zieht sich der Einfluss esoterischen Gedankenguts wie ein roter Faden durch jene Religion. Umso kritischer ist es zu beurteilen, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Marktanteile der Esoterik zwar nicht explodieren, aber doch zumindest stetig wachsen!

Hesemann, Michael
Hitlers Religion
Die fatale Heilslehre des Nationalsozialismus
gebunden, 480 Seiten
ISBN 9783867442121
Sankt Ulrich Verlag
€ 22,00

Foto: Hitlers Religion – Bildquelle:  Sankt Ulrich Verlag

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