Gaudium et spes. Artikel 8

Die Störung des Gleichgewichts in der heutigen Welt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 28. September 2013 um 16:15 Uhr
Vaticanum II, KonzilsvÀter

Einleitung von Gero P. Weishaupt: Artikel 8 von Gaudium et spes faßt ohne Kommentar ein Reihe von Lebensbereichen zusammen, in denen eine „Störung des Gleichgewichts“ (aequilibrii perturbatio) festzustellen ist: in der menschlichen Person, im Familienleben, in den unterschiedlichen sozialen Gruppen. Verschiedene der im Artikel genannten Aspekte sind zeitgebunden und weisen auf die gesellschaftlichen UmbrĂŒche der 50er und 60er Jahre hin. Vor diesem Hintergrund muss die Analyse der KonzilsvĂ€ter gelesen werden.

Gaudium et spes. Artikel 8

„Ein so rascher Wandel der ZustĂ€nde, der oft ordnungslos vor sich geht, und dazu ein schĂ€rferes Bewußtsein fĂŒr die Spannungen in der Welt erzeugen oder vermehren WidersprĂŒche und Störungen des Gleichgewichts. Schon in der Einzelperson entsteht öfters eine Störung des Gleichgewichts zwischen dem auf das Praktische gerichteten Bewußtsein von heute und einem theoretischen Denken, dem es nicht gelingt, die Menge der ihm angebotenen Erkenntnisse selber zu bewĂ€ltigen und sie hinlĂ€nglich in Synthesen zu ordnen. Eine Ă€hnliche Störung des Gleichgewichts entsteht ferner zwischen dem entschlossenen Willen zu wirkmĂ€chtigem Handeln und den Forderungen des sittlichen Gewissens, aber oft auch zwischen den kollektiven Lebensbedingungen und den Voraussetzungen fĂŒr ein persönliches Denken oder sogar eines besinnlichen Lebens.

Endlich entsteht eine Störung des Gleichgewichts zwischen der Spezialisierung des menschlichen Tuns und einer umfassenden Weltanschauung. In der Familie entstehen Spannungen unter dem Druck der demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation, aus den Konflikten zwischen den aufeinanderfolgenden Generationen, aus den neuen gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Große Spannungen entstehen auch zwischen den Rassen, sogar zwischen den verschiedenartigen Gruppen einer Gesellschaft, zwischen reicheren und schwĂ€cheren oder notleidenden Völkern, schließlich zwischen den internationalen Institutionen, die aus der Friedenssehnsucht der Völker entstanden sind, und der rĂŒcksichtslosen Propaganda der eigenen Ideologie samt dem Kollektivegoismus in den Nationen und anderen Gruppen. Die Folge davon sind gegenseitiges Mißtrauen und Feindschaft, Konflikte und Notlagen. Ihre Ursache und ihr Opfer zugleich ist der Mensch.“

Foto: Vaticanum II, KonzilsvĂ€ter – Lothar Wolleh / Wikipedia

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