Gaudium et spes. Artikel 5

Der tiefgehende Wandel der heutigen Situation.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 31. August 2013 um 15:15 Uhr
Vaticanum II, Konzilsväter

Einleitung von Gero P. Weishaupt: Die Konzilsväter erkennen in der geschichtlichen Stunde, in die hinein sie sprechen, einen tiefgehenden Wandel, der bereits in Artikel 4 angesprochen worden ist. Die veränderte Situation hat auch auf die Mentalität der Menschen einen großen Einfluss, heißt es nun in Artikel 5 von Gaudium et spes. Technik und Wissenschaft prägen das Denken und Handeln des heutigen Menschen. Darüber hinaus gelingt es dem Menschen immer mehr, auch die Zukunft in seinen Griff zu bekommen. Er vermag sogar das Wachstum der Bevölkerung vorauszuberechnen und zu steuern. Indirekt sprechen die Konzilsväter hier auch die Geburtenplanung an, ohne aber ein moralisches Urteil darüber zu fällen. Es geht ihnen um eine Beschreibung der geschichtlichen Situation, nicht um eine Wertung. In Artikel 51, der im Kontext der Würdigung von Ehe und Familie steht, gehen die Konzilsväter in einer Fußnote ihres Texts auf die Geburtenplanung ein; eine definitive Antwort geben sie aber auch hier nicht. Denn auf Wunsch Papst Pauls VI. ist 1964 beschlossen worden, dass die Frage der Geburtenregelung durch eine besondere Kommission untersucht und geprüft würde. Drei Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil legte Papst Paul VI. 1968 die verbindliche Antwort der Kirche hinsichtlich dieser Frage in seiner Enzyklika Humanae vitae dar. In ihr hat das päpstliche Lehramt das göttliche Gesetz authentisch und bindend interpretiert.

Gaudium et spes. Artikel 5

„Die heute zu beobachtende Unruhe und der Wandel der Lebensbedingungen hängen mit einem umfassenden Wandel der Wirklichkeit zusammen, so daß im Bildungsbereich die mathematischen, naturwissenschaftlichen und anthropologischen Disziplinen, im praktischen Bereich die auf diesen Disziplinen aufbauende Technik ein wachsendes Gewicht erlangen. Diese positiv-wissenschaftliche Einstellung gibt der Kultur und dem Denken des Menschen ein neues Gepräge gegenüber früheren Zeiten. Schon geht die Technik so weit, daß sie das Antlitz der Erde selbst umformt, ja sie geht schon an die Bewältigung des planetarischen Raumes. Auch über die Zeit weitet der Geist des Menschen gewissermaßen seine Herrschaft aus; über die Vergangenheit mit Hilfe der Geschichtswissenschaft; über die Zukunft durch methodisch entwickelte Voraussicht und Planung. In ihrem Fortschritt geben Biologie, Psychologie und Sozialwissenschaften dem Menschen nicht nur ein besseres Wissen um sich selbst; sie helfen ihm auch, in methodisch gesteuerter Weise das gesellschaftliche Leben unmittelbar zu beeinflussen. Gleichzeitig befaßt sich die Menschheit in immer steigendem Maß mit der Vorausberechnung und Steuerung ihres eigenen Bevölkerungswachstums. Der Gang der Geschichte selbst erfährt eine so rasche Beschleunigung, daß der Einzelne ihm schon kaum mehr zu folgen vermag. Das Schicksal der menschlichen Gemeinschaft wird eines und ist schon nicht mehr aufgespalten in verschiedene geschichtliche Abläufe. So vollzieht die Menschheit einen Übergang von einem mehr statischen Verständnis der Ordnung der Gesamtwirklichkeit zu einem mehr dynamischen und evolutiven Verständnis. Die Folge davon ist eine neue, denkbar große Komplexheit der Probleme, die wiederum nach neuen Analysen und Synthesen ruft.“

Foto: Konzilsväter – Bildquelle: Lothar Wolleh / Wikipedia

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