Gaudete – Freuet euch!

Mystagogische Einführung und Homilie zum 3. Adventssonntag nach der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 16. Dezember 2017 um 10:45 Uhr
Jesuiten (IHS)

Aufgabe einer mystagogischen Einführung ist es, die Gläubigen in wenigen Worten in das Geheimnis der liturgischen Feier einzuführen. Ausgangspunkt sind die Gebete des Sonn- und Festtages.

In der Homilie „ sind das Kirchenjahr hindurch aus dem heiligen Text die Glaubensgeheimnisse und die Normen für das christliche Leben darzulegen“ (can. 767 § 1 CIC/1983). Zum heiligen Text innerhalb der Liturgie gehören vor allem die Schriften der Heiligen Schrift. Darüber hinaus auch die Gebete der Liturgie.

Mystagogische EinfĂĽhrung (Gero P. Weishaupt)

„Freut euch zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut Euch! Der Herr ist nahe“ (Eröffnungsvers). Mit diesen Worten des Apostels Paulus an die Philipper ruft die Kirche uns heute, am 3. Adventssonntag, auf zur Freude ĂĽber die nahe Ankunft des Herrn.

Unsere Freude ist groĂź, weil der Herr nahe ist. Denn an Weihnachten ereignet sich aufs neue das Geheimnis der Geburt Christi in der Liturgie der Kirche.

Christus kommt schon in dieser Feier heute zu uns: „Seht, hier ist euer Gott“ heißt es im Kommunionvers. Öffnen wir uns uns für das große „Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde“ (Tagesgebet).

Homilie (Josef Spindelböck)         

L1: Jes 61,1-2a.10-11; L2: 1 Thess 5,16-24; Ev: Joh 1,6-8.19-28

„Der Herr ist nahe.“ So lautet die frohe Botschaft dieses 3. Adventsonntags. Im Eröffnungsvers der heiligen Messe verbindet sich damit die Aufforderung: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ Und als ob dies noch nicht genügen würde, wiederholt der Apostel Paulus im Philipperbrief diesen Aufruf, der eine Ermutigung darstellt: „Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“ (Phil 4,4–5)

Nur mehr eine Woche trennt uns vom 4. Adventsonntag, der in diesem Jahr zugleich der Heilige Abend ist. Unser Herz soll sich in freudiger Erwartung auf Gott hin ausrichten, denn sein Heil ist uns verheiĂźen. Ja, der Retter wird kommen, Christus der Herr!

Auch im Alltag sollen wir Menschen der freudigen Erwartung sein, Menschen der Hoffnung aus dem Glauben und Zeugen froher Zuversicht. Mag die Nacht noch so dunkel sein, mögen die Sorgen des Alltags uns manchmal den Blick für das Schöne und Gute im Leben verstellen: Gott ist bei uns; er ist der Immanuel (vgl. Jes 7,14; Mt 1,23)! Sein Wort leitet uns auf unserem Weg, und wenn dann die Nacht ihre Mitte erreicht hat, steigt das ewige Wort Gottes vom Himmel (vgl. Weish 18,14–15) und wird als Menschenkind im Stall von Bethlehem geboren!

In der alttestamentlichen Lesung aus dem Buch Jesaja wird jener angekündigt, der dem Volk Gottes das Heil bringen wird. Ausdrücklich heißt es vom kommenden Messias, dass er von Gott gesandt ist, um „den Armen eine frohe Botschaft“ zu bringen und alle zu heilen, „deren Herz zerbrochen ist“ (Jes 61,1). Damit beginnt eine Gnadenzeit, „ein Gnadenjahr des Herrn“ (Jes 61,2). Und der Jubel und die Freude über Gott den Retter kennt keine Grenzen: „Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.“ (Jes 61,10). Gott macht alles neu; er vollendet das Leben derer, die auf ihn vertrauen, in seiner Liebe.

Das Motiv der Freude am Herrn wird nochmals aufgegriffen in der neutestamentlichen Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher. „Freut euch zu jeder Zeit!“ heißt es dort (1 Thess 5,16–24).

Aber ist dies überhaupt möglich? Können wir uns einfach auf Zuruf von außen freuen, gleichsam auf Befehl? Können wir uns „jederzeit“ freuen?

Das Wort „Evangelium“ heißt „gute Nachricht“, „frohe Botschaft“. Und tatsächlich hat uns Gott in seinem Sohn Jesus Christus, den die Jungfrau Maria vom Heiligen Geist empfangen und im Stall von Bethlehem geboren hat, eine unversiegbare Quelle der Freude geschenkt. Um welche Freude aber geht es hier?

Es ist die Freude am Guten, nicht am Bösen; es ist die Freude an der Wahrheit und nicht am Irrtum oder gar an der Lüge und Täuschung. Es ist die Freude, die aus dem Tun des Guten erwächst und aus der Hingabe an die anderen. Jene Freude, die Gott uns schenkt, hat mit selbstloser Liebe und Hingabe zu tun. Sie kommt sozusagen von selber, wenn wir unser Herz zu Gott erheben. Gott nimmt alle Traurigkeit, die aus der Sünde kommt, von uns, indem er uns rettet und die Schuld vergibt. Alle unsere Sorgen und Anfechtungen, alle Leiden und Beschwerden dürfen wir Gott dem Herrn anvertrauen. Er kennt uns und weiß, was er uns zumuten kann. Auf seine Hilfe dürfen wir auch in größter Not vertrauen – da, wo sonst niemand mehr bei uns ist und uns retten kann.

Freilich ist Gottes Nähe uns manchmal verborgen. Es geht uns vielleicht so wie den Zuhörern Johannes des Täufers, die auf den kommenden Messias gewartet haben. Wo ist er denn? haben sie gefragt. Johannes antwortete: „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt“ (Joh 1,26–27). Der von Gott gesandte Erlöser ist in unserem Leben auch dort anwesend, wo wir ihn noch nicht wahrnehmen. Die Zeit des Advents soll uns helfen, die Spuren der Nähe Gottes in unserem Leben und im Leben der Mitmenschen zu entdecken. Wenn uns das gelingt, dann wird die Freude im Herzen wachsen.

Die wahre Freude ist die Freude der Kinder Gottes über die Gemeinschaft mit Gott. Es handelt sich um eine übernatürliche Freude, welche auch die natürliche Freude miteinschließt, soweit sie gut ist, und sie erhebt über das Irdische und Vergängliche. Es ist eine Freude, die bereits hier auf Erden im Herzen erfahrbar ist und die sich vollenden wird im Himmelreich.

Wer sein Leben mit Christus hingibt für andere, erfährt die wahre Freude. Jesus Christus schenkt uns das Leben in Fülle. Es ist verbunden mit jenem Frieden, den nur Gott allein schenken kann. Die wahre Freude ist unvergänglich. Sie kann auch dort bestehen, wo es Prüfungen und Anfechtungen gibt. Ja, auch inmitten von großem Leid kann in der Tiefe des Herzens ein unzerstörbarer Friede gegeben sein; im Himmel wird uns die wahre Freude nie mehr genommen werden können. Gott will seine eigene Freude, sein eigenes Glück mit uns teilen. Gott möchte einmal zu uns sagen können: „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21)

Nehmen wir noch einige Gedanken mit, die Papst Franziskus formuliert hat:

„Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“ (Papst Franziskus, Evangelii gaudium, Nr. 1). Amen. (Quelle: www.StJosef.at)

Foto: JHS – Bildquelle: Kathnews

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