Fuit homo missus – Ein Mensch trat auf

Hochfest der Geburt des hl. Johannes des TÀufers B (24.06.2018). Ordentliche Form des Römischen Ritus. L1: Jer 1,4-10; L2: 1 Petr 1,8-12; Ev: Lk 1,5-17. Am Tag: L1: Jes 49,1-6; L2: Apg 13,16.22-26; Ev: Lk 1,57-66.80.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 23. Juni 2018 um 18:27 Uhr
Weihbischof Athanasius Schneider

Eine mystagogische EinfĂŒhrung soll mit ganz wenigen Worten (brevissimis verbis) die GlĂ€ubigen unter BerĂŒcksichtigung der liturgischen Texte des Sonn- und Festtages in das Geheimnis der Feier einfĂŒhren. Sie ist also keine EinfĂŒhrung in die biblischen Texte des Tages, sondern eine EinfĂŒhrung in das zu feiernde Geheimnis.

In der Homilie werden aus den heiligen Texten, d.h. der biblischen  und liturgischen Texte, die Geheimnisse und die Normen des christlichen Lebens dargelegt.

Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)

Heute feiern wir die Geburt JohannesÂŽdes TĂ€ufers. Er kam in die Welt, um Zeugnis abzulegen von Christus, dem Lamm, das die SĂŒnden der Welt hinwegnimmt. Ihn, auf den Johannes hingewiesen hat, begegenen wir nun in seinem Wort und in seinem Sakrament.

Homilie (Josef Spindelböck)

Die Geburt des Johannes erfĂŒllt viele mit Freude

In diesem Jahr fĂ€llt das Hochfest der Geburt des hl. Johannes des TĂ€ufers auf einen Sonntag. Die Kirche freut sich darĂŒber, dass Johannes, der VorlĂ€ufer Christi, geboren worden ist. Denn dieses Kind wurde dem betagten Ehepaar Zacharias und Elisabeth auf wunderbare Weise geschenkt, obwohl Elisabeth als unfruchtbar galt.

Ist es nicht jedes Mal eine Freude, wenn ein Kind geboren wird? Gott selbst sagt Ja zu dieser menschlichen Person und hat etwas Großes vor mit diesem Kind. Schon vor der Geburt des heiligen Johannes haben sich außerordentliche Dinge ereignet: Zacharias ĂŒbte im Tempel zu Jerusalem seinen Dienst aus, als ihm der Engel des Herrn ankĂŒndigte, sein Gebet sei erhört worden: Seine Frau wĂŒrde ihm einen Sohn gebĂ€ren; dessen Name sollte Johannes sein. Das heißt ĂŒbersetzt: Gott ist gnĂ€dig.

Aber anstatt sich zu freuen, zweifelt Zacharias an den Worten des Engels. Zur Strafe dafĂŒr und zugleich als Zeichen des göttlichen Wirkens ist er von diesem Augenblick an stumm; er kann auch nichts mehr hören, und so muss man ihm durch Zeichen kundtun, was man ihm mitteilen will. Als dann Elisabeth tatsĂ€chlich ein Kind empfĂ€ngt und unter ihrem Herzen trĂ€gt, da wĂ€chst auch bei Zacharias die Freude, und sein Glaube an das Wirken Gottes kehrt zurĂŒck. Er erhĂ€lt seine Stimme wieder, als Johannes geboren wird. Johannes selber tritt dann spĂ€ter auf als der VorlĂ€ufer Jesu Christi. Er ist die „Stimme eines Rufers in der WĂŒste“ (Lk 3,4) und kĂŒndigt den Erlöser Jesus Christus an!

Interessant ist Folgendes: Die Jungfrau Maria war eine Verwandte von Elisabeth. Als der Engel Gabriel Maria die frohe Botschaft kundtat, sie solle die Mutter des Erlösers werden, da zweifelte sie nicht wie Zacharias, sondern sie glaubte. Auf ihre Frage, wie das geschehen solle, da sie mit keinem Mann sexuell zusammenlebte, antwortete ihr der Engel, dass Gott selber durch seinen Heiligen Geist dieses Wunder der EmpfĂ€ngnis wirken werde. Der Engel informierte sie auch darĂŒber, dass ihre Verwandte Elisabeth ein Kind empfangen hatte und schon im sechsten Monat war. Bei Gott ist nichts unmöglich! Maria gab daraufhin bereitwillig ihr EinverstĂ€ndnis: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38).

Bald darauf besuchte Maria ihre Verwandte Elisabeth, und die beiden Frauen teilten ihr Geheimnis miteinander und jubelten im Heiligen Geist ĂŒber das Große, das Gott an ihnen getan hatte. Als der Gruß Marias an das Ohr der Elisabeth drang, da bewegte sich das Kind in ihrem Leib voll Freude: der kleine Johannes jubelte darĂŒber, dass Maria, die werdende Mutter des Erlösers, zu Elisabeth kam. Auf diese Weise begegneten sich auch die beiden ungeborenen Kinder durch die Worte und die Umarmung ihrer MĂŒtter! Johannes wurde auf diese Weise bereits im Mutterschoß geheiligt, denn die Gnade des Erlösers war schon im Voraus an ihm wirksam.

Stehen nicht gerade die ungeborenen Kinder unter dem besonderen Schutz Gottes? Das ungeborene Kind ist der Mutter, aber auch dem Vater wĂ€hrend der Schwangerschaft anvertraut, damit dann die Mutter dem Kind in der Geburt das Leben schenken kann. Jedes menschliche Leben ist schĂŒtzenswert, ob geboren oder ungeboren. Daran wollen wir heute besonders denken und fĂŒr alle Kinder beten!

Der kleine Johannes ist von Gott auserwĂ€hlt. Er wird sich als Erwachsener zuerst in die WĂŒste zurĂŒckziehen, dort fasten und beten und dann den Menschen die Botschaft der Umkehr verkĂŒnden. Auf diese Weise wird er das Volk Gottes vorbereiten auf das Kommen des Erlösers, der bereits unerkannt mitten unter den Menschen steht. Jesus lĂ€sst sich dann am Jordan sogar von Johannes taufen, und dabei offenbart der himmlische Vater im Heiligen Geist seinen eingeborenen Sohn, den er in diese Welt gesandt hat. An ihn sollen die Menschen glauben!

Johannes weiß, dass er der VorlĂ€ufer ist. Er ist der letzte Prophet des Alten Testaments. Er steht bereits an der Schwelle zum Neuen Testament. Johannes weist hin auf Jesus, den Erlöser, denn Jesus Christus ist das Lamm Gottes, das die SĂŒnde der Welt hinwegnimmt (vgl. Joh 1,29.36).

Wer an ihn glaubt, wird gerettet. Gott schenkt uns das ewige Heil durch die Hingabe des Lebens Jesu am Kreuz; in seiner Auferstehung wird uns die Macht des göttlichen Lebens offenbar.

Wir blicken heute voll Freude auf das Kind Johannes, dessen Geburt wir feiern. Johannes aber weist uns hin auf Jesus Christus, den Erlöser. Ihm zu dienen und ihm voranzugehen war seine höchste Freude, bis auch er seinen Lebenslauf vollendete und im Zeugnis fĂŒr die Wahrheit Gottes eingehen durfte in die himmlische Herrlichkeit. Amen. (www.stjosef.at)

Foto: Bishop Athanasius Schneider O.R.C. celebrating Traditional Latin Mass in Tallinn, Estonia – Bildquelle: Marko Tervaportti, wikimedia.org

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