Familiensynode: Korrigiert Kardinal Marx seinen liberalen Kurs?

Kommentar von Mathias von Gersdorff:
MĂŒnchen (kathnews). Die âKatholische Nachrichtenagentur“ (KNA) berichtete am 10. Juli 2015 knapp vom diesjĂ€hrigen Sommerempfang des Erzbistums MĂŒnchen und Freising. In seiner Rede ging Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof der Diözese und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, auch auf die Familiensynode im Oktober 2015 in Rom ein. Laut KNA sagte er: Es werde „nicht einfach und ein langer Weg sein, zu den Themen Ehe, Familie und SexualitĂ€t etwas global Verbindliches zu sagen“. Mit dieser Aussage wolle Kardinal Marx die âErwartungen an die Familiensynode dĂ€mpfenâ, so KNA. Gemeint sind die Erwartungen linkskatholischer Gruppierungen, wie etwa des âZentralkomitees der deutschen Katholikenâ (ZdK) von âWir sind Kircheâ oder von KirchenverbĂ€nde wie der âKatholische Deutsche Frauenbundâ (KDFB).
Wenn das tatsĂ€chlich die Absicht des MĂŒnchner Kardinals ist, so haben wir es mit einer wichtigen Ănderung der Strategie des deutschen Linkskatholizismus hinsichtlich der Familiensynode in Rom und der Familienpastoral generell zu tun. Der deutsche Linkskatholizismus stellte sich nĂ€mlich im vergangenen Jahr ganz hinter den liberalen Vorstellungen von Kardinal Walter Kasper zur Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion.
Doch die Reformkatholiken, wie sie sich selber nennen, wollten eigentlich viel mehr und begannen rasch, radikalere Forderungen zu stellen: Anerkennung auĂerehelicher Beziehung, Neubewertung der HomosexualitĂ€t, moralische Unbedenklichkeit von kĂŒnstlichen VerhĂŒtungsmittel usw. Ihrer Ansicht nach soll die katholische Sexualmoral der sexuellen Revolution der 1968er angeglichen werden. Dass deutsche LaienverbĂ€nde solche bizarren Forderungen stellen, ist nicht neu. Neu ist aber, dass im Vorfeld der Familiensynode auch deutsche Bischöfe vehement und lautstark auch solche Vorstellungen hinsichtlich Ehe, Sexualmoral und HomosexualitĂ€t in der Ăffentlichkeit verteidigten.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Delegation der Deutschen Bischofskonferenz fĂŒr die Synode in Rom besteht ausschlieĂlich aus Liberalen: Kardinal Reinhard Marx, der ernannte Erzbischof von Berlin, Heiner Koch und der Bischof von OsnabrĂŒck, Franz-Josef Bode. Diese Delegation ist was Ehe und Familie angeht keineswegs reprĂ€sentativ fĂŒr das deutsche Episkopat. Aufgrund dieser Tatsache sah wohl der deutsche Linkskatholizismus die Zeit gekommen, endlich ihre unorthodoxen Ansichten zur SexualitĂ€t in der Weltkirche durchzusetzen. Sie wollten die Familiensynode schlicht missbrauchen, um Fakten zu schaffen. Je nĂ€her der Beginn der Synode heranrĂŒckte, desto respektloser wurden deshalb die Forderungen von ZdK & Co.: Segnungen von homosexuellen Partnerschaften, von wilden Ehen und von zivilen Zweitehen. Jeder konnte sehen, dass diesen Gruppen das katholische Lehramt gleichgĂŒltig ist.
Kein Wunder, dass in Deutschland der Widerstand gegen diese Linie immer stĂ€rker wurde. Insbesondere Bischof Stefan Oster ĂŒbte harsche Kritik an diesem deutschen Sonderweg. Doch auch in der Weltkirche wuchs das Entsetzen ĂŒber Deutschland. Die afrikanische Bischofskonferenz kĂŒndigte sogar Widerstand gegen die deutsche Delegation an, sollten sie ihre Linie in der Synode vertreten. Zudem davon ist jedem bekannt, in welcher Krise das Glaubensleben in Deutschland steckt. Die anmaĂenden Positionen der linken deutschen Bischöfe wurden zunehmend als Arroganz einer materiell reichen aber ansonsten armseligen Kirche empfunden.
In diesem Kontext schien ein Erfolg der deutschen Positionen hinsichtlich SexualitĂ€t, Ehe und Familie in der Synode immer unwahrscheinlicher. Sollten Marx & Co. in Rom scheitern, wird die EnttĂ€uschung im linkskatholischen Lager groĂ sein. Damit es nicht zu den ĂŒblichen pöbelhaften Protesten kommt, dĂ€mpft nun Kardinal Marx die Erwartungen. Er hofft, dass sich ZdK, âWir sind Kircheâ usw. zusammenreiĂen.
Eine allgemeine Entwarnung ist aber nicht angebracht: Marx, Bode und Koch haben recht deutlich gemacht, dass sie sich die Liberalisierung bzw. die Schleifung der Sexualmoral wĂŒnschen. Aus Ăberzeugung hat Kardinal Marx also nicht gesprochen, seine letzten Aussagen sind reine Taktik.
Foto: Kardinal Marx –Â Bildquelle: Wolfgang Roucka