Erzbischof Koch zu den schrecklichen Ereignissen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt

Den Weg des Friedens und der Freiheit weitergehen.
Erstellt von Radio Vatikan am 20. Dezember 2016 um 11:21 Uhr
Reichstag in Berlin

Berlin (kathnews/RV/domradio). Er kam gerade aus Leipzig zurück, da hörte er in den Nachrichten vom Anschlag in seiner Bischofsstadt. Jetzt spricht Berlins Erzbischof Heiner Koch von Hilflosigkeit. „Wir können, denke ich, im Moment nur mitschweigen. Mitschweigen nach dem furchtbaren Unglück mit den Angehörigen, mit denen, die dort direkt Hilfe leisten. Wir erleben hier unsere ganze Ohnmacht, die Ohnmacht des Nicht-mehr-weiter-Wissens. Wir hatten in Berlin natürlich immer auch die Befürchtung: Irgendwann wird hier auch mal was passieren. Aber wir waren natürlich auch froh, dass lange nichts passiert ist.“

Koch hat sich am Montagabend gleich ans Telefon geklemmt und mit Krankenhausseelsorgern und dem evangelischen Landesbischof Markus Dröge gesprochen. „Alles andere konnten wir nur abwarten, weil es sich im Laufe der Nacht erst entwickelt hat. Heute morgen hatte ich die FrĂĽhschicht hier in einer Gemeinde, und die war so gut besucht wie lange nicht mehr. Man merkt, wie betroffen die Leute sind – aber auch, wie ratlos, ohnmächtig, hilflos. Da bleibt fĂĽr viele nur noch – und dann doch immerhin noch – das Gebet.“

Ăśberraschend sei der Anschlag gekommen, sagt Erzbischof Koch dem Kölner Domradio. Weil eben so lange alles gutgegangen sei in Berlin. „Wir mĂĽssen jetzt alles daransetzen, dass es nicht in Wut und in Ungerechtigkeit umschlägt. Und zur gleichen Zeit darf es auch nicht bagatellisiert werden. Wir werden mit den Angehörigen und mit allen anderen manches nur aushalten – da, wo man nichts mehr sagen kann.“

Es war ein Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt – da ist schon christliche Symbolik drin. Und dann auch noch direkt neben der evangelischen Gedächtniskirche. Was ist die Botschaft dahinter? Koch: „Zunächst einmal ist ein UnglĂĽck natĂĽrlich furchtbar, egal, wo es passiert. Aber natĂĽrlich ist gerade das Weihnachtsfest – das Fest des Friedens und der Menschenfreundlichkeit – ein besonderes Ereignis, was auch besonders getroffen wird. Hier wird ja wirklich auch eine Botschaft und eine Kultur mitgetroffen. Zum anderen ist es so: Wir feiern ja mit Weihnachten wirklich eine Nacht. Und es ist damals Nacht gewesen, nicht nur im zeitlichen Sinn des Tagesablaufs, sondern eine Nacht der Ratlosigkeit der Ohnmacht des Volkes Israel, des Nicht-mehr-weiter-Wissens. Und mitten in diese Nacht hinein ist Gott gekommen.“

Koch lobt die Arbeit der Notfallseelsorger. „Nach allem, was ich weiĂź – ich habe heute Morgen schon mit Seelsorgern gesprochen – ist das gut dort abgelaufen, wenn man das so sagen kann in dieser Katastrophe. Man war irgendwie doch ein wenig vorbereitet; auch, wenn man sich auf so etwas letztlich eigentlich nie vorbereiten kann. Es ist ganz wichtig, dass unsere Seelsorger jetzt auch in den Krankenhäusern nicht nur fĂĽr die Kranken da sind, sondern auch fĂĽr die Angehörigen.“

Wie geht es jetzt weiter fĂĽr Berlin? Wird die Hauptstadt nach einer Weile wieder zur Gelassenheit zurĂĽckfinden? Koch: „Ich glaube schon, dass es ein solches Bewusstsein geben wird, zu sagen: Wir gehen unseren Weg dennoch in Frieden und Freiheit und in dieser Weite des Herzens weiter. Ich glaube nicht, dass sich diese Stadt und die Menschen in ĂĽberwiegender Zahl davon beirren lassen. Aber es ist jetzt natĂĽrlich ein anderes Weihnachtsfest – eines, das getrĂĽbt ist, geprägt von der Gebrechlichkeit des Friedens und der Menschlichkeit. Was fĂĽr Weihnachten gilt, gilt jetzt auch fĂĽr Berlin – es ist Nacht.“

Das sei jetzt „nicht die Zeit der großen Worte und der schönen Parolen“, sagt Erzbischof Koch noch. „So wie Gott bei uns geblieben ist, müssen wir einfach auch bei den Menschen und in der Situation bleiben.“

Foto: Reichstag in Berlin – Bildquelle: Michael J. Zirbes

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